von Falk Drechsel
In den 1920er Jahren war das Hormersdorfer Vereinsleben sehr bunt. Eine Liste aus dem Jahr 1927 belegt das. Da gab es: den Arbeiter-Wahl- und Bildungsverein, den Erzgebirgs-Zweigverein, den Frauenverein, den Geflügel- und Kaninchenzüchterverein, den Gesangverein „Liedertafel“, den Konzertina-Verein, den Landwirtschaftlichen Verein, den Militär- Verein, den Naturheilverein, den Obstbauverein, den Radfahr- Verein „Heiter weiter“, die Schützengesellschaft, den Schützenverein „Germania“, die Sportvereinigung, den Turnverein „Germania“ und den Vaterländischen Verein. Mit der Machtergreifung durch Adolf Hitler im Januar 1933 und der anschließenden sogenannten „Gleichschaltung“ wurden viele Vereine aufgelöst. Sie mussten sämtliche Vereinsunterlagen bei der Gemeindeverwaltung abgeben; in der Regel wurden diese vernichtet. Damit ging ein großer Schatz der Ortsgeschichte unwiederbringlich verloren. In einigen wenigen Fällen hat sich jedoch Material erhalten, so zum Beispiel das Protokollbuch des „Vaterländischen Vereins – Hormersdorf“. Die Protokolle von 1911 bis 1933 geben Auskunft über Zweck, Gesinnung, Mitglieder und Vorstand des Vereins, aber auch über manch andere Aktivitäten. Lassen Sie uns ein wenig in dem Protokollbuch blättern: Auf Seite 1 der Akte ist die Satzung – das Statut – für den Verein vom 10. Februar 1911 niedergeschrieben. Hier wird der Zweck des Vereins angegeben. Gepflegt werden soll die vaterländische Gesinnung mit Hilfe von Veranstaltungen, Versammlungen, Belehrungen, Verteilung von Flugblättern, Zeitungen, Büchern, Besprechung aller öffentlichen Wahlen sowie Stellungnahme zu allen Arbeiten des Reiches, des Landes oder der Gemeinde. Mit 10 Pfennig Monatsbeitrag und einem Alter von 21 Jahren konnten Männer, „die vaterländisch gesinnt sind, die also auch verpflichtet sind, für Thron und Altar einzutreten“, Mitglied werden. Bei Auflösung des Vereins sollte sämtliches Vereinseigentum der Kasse des „Reichsverband gegen die Sozialdemokratie“ zufallen. Mit diesen Statuten und Ansinnen gehörte der Verein zu den bürgerlich-konservativen Vereinen. Zum ersten Vorsitzenden wurde der Hormersdorfer Strumpffaktor Louis Hilbert (1851–1933) gewählt. Als Vereinslokal wurde die Erbschänke in Hormersdorf bestimmt. Jedoch wechselte der Versammlungsort auch: Treffpunkt waren auch das Café Lindner, die Gaststätte Auental, der Gasthof Erbgericht und der Gasthof zum Löwen. Oft traf man sich erst um 21 Uhr oder 21:30 Uhr, also zu später Stunde. Gründungsmitglieder waren: Vorsitzender Louis Hilbert, stellvertretender Vorsitzender Louis Lindner, Kassierer Louis Krebs, Schriftführer Gotthilf Viehweger jun., August Drummer, Theodor Drummer, Louis Drummer, Kirchschullehrer Paul Pfau, Emil Drechsel, Friedrich Wetzel, Lehrer Albrecht Peters, Lehrer Arno Dehnert, Wilhelm Lieberwirth, Wilhelm Wetzel, Louis Ludwig, Albin Peter, Hermann Gödel, Carl Krebs, Hermann Wetzel, Julius Wetzel, F. Louis Weisbach, Wilhelm Vorberg, Louis Krebs, Gustav Metzner und Gotthilf Viehweger. In den folgenden Jahren wurden immer wieder Mitglieder aufgenommen. Eine vollständige Aufzählung würde den Rahmen dieses Aufsatzes sprengen. Im Heimatmuseum Hormersdorf liegt jedoch eine Liste aus.
Teil 2 folgt in der nächsten Ausgabe.
