Als fremd empfundene Kulturen und Lebensweisen stoßen in unserer traditionsverbundenen Region oft auf Vorbehalte, viele Erzgebirger tun sich schwer mit Ungewohntem. Und so haben es Geflüchtete nicht leicht, hier akzeptiert zu werden und Fuß zu fassen. Wenn man möchte, dass diese Menschen, die nun einmal hier sind, sich integrieren und Teil unserer Gesellschaft werden, sollte man offen sein für die Beweggründe und Einzelschicksale, die dahinter stehen.
Daher waren wir als Verein Zwönitz Miteinander e.V. froh, die Ausstellung „Es ist nicht leise in meinem Kopf“ nach Zwönitz ins MITTENDRIN zu holen, um genau dieses Thema in den Blick zu nehmen – eine Ausstellung von und mit Geflüchteten.
Zur Eröffnung am Samstag, 6. Juli, war die Begegnungsstätte mit ca. 60 Menschen gut gefüllt. Neben „Hiesigen“ waren Geflüchtete aus ca. zehn Ländern dabei, darunter Zwönitzer Familien, die aus der Ukraine und Libyen stammen sowie Menschen aus Venezuela, Gambia, Guinea, Syrien, Albanien und dem Irak. Lenore Lobeck vom Flüchtlingsunterstützerkreis Schwarzenberg, der die Ausstellung konzipierte, beleuchtete in ihrer Einführung Fluchtgründe und -routen sowie die sprachlichen und bürokratischen Hürden, die in Deutschland zu bewältigen sind und bei denen es kaum ohne Hilfe engagierter Einheimischer geht. 35 Personen, die jetzt in Schwarzenberg und Umgebung leben, geben in Porträtfotos und Texten stellvertretend für viele andere einen sehr persönlichen Einblick in ihr Leben. Sie flohen vor Unterdrückung oder Verfolgung, verließen Kriegs- und Terrorgebiete. Sie haben Verluste, Tod und Hoffnung erlebt. Sie machten sich auf den Weg und sind hier in Deutschland, im Erzgebirgskreis angekommen. Aber können sie wirklich ankommen? Sie erzählen ihr Schicksal und was sie hier und auf ihrem Fluchtweg erlebten, um Verständnis zu wecken und Vorurteile abzubauen.
Eine Ausstellung zum Nachdenken, die uns aber auch einen Spiegel vorhält. Menschen aus anderen Ländern sind in unserem Alltag im Erzgebirge kaum sichtbar, sie sind aber nicht wegzudenken z. B. in der Pflege oder in der Gastronomie, wo sie den Personalnotstand lindern helfen. Auch viele der bei der Eröffnung anwesenden Geflüchteten berichteten, dass sie froh sind, arbeiten zu können. Deutsch zu lernen oder gar Erzgebirgisch zu verstehen, ist schwierig, aber für Integration unerlässlich, das konnte man in den Gesprächen erfahren.
Das Büffet war international und überaus reich gedeckt, fast alle Gäste hatten typische Speisen aus ihren Herkunftsländern mitgebracht. Alle fanden es spannend, leckere kulinarische Köstlichkeiten aus aller Welt zu probieren und mehr darüber zu erfahren, wie diese zubereitet und zu welchem Anlass sie gegessen werden. Gemeinsames Essen verbindet, und darum wird es im MITTENDRIN künftig noch mehr kulinarisch- informative Angebote geben.
Bis zum 11. August sind die Fotos und Texte der Ausstellung „Es ist nicht leise in meinem Kopf“ im MITTENDRIN zu sehen. Kommt vorbei zu unseren neuen Sommeröffnungszeiten mittwochs von 14.00 bis 18.00 Uhr und freitags von 14.00 bis 20.00 Uhr.
Fotos, Interviews, Fluchtrouten können auch in den beiden Begleitbüchern zur Ausstellung im MITTENDRIN gelesen oder erworben werden.

Text/ Foto: Zwönitz Miteinander e. V.