Gunter Lasch, Zwönitz – OT Brünlos
Barocke Taufengel sind das Spezialgebiet der ehrenamtlichen kunstgeschichtlichen Forschungen des Verfassers. In Vorträgen, u.a. in der Heimatforschergruppe des Zwönitzer EZV, sowie Zeitschriften- Beiträgen wurden und werden die Ergebnisse publiziert, insbesondere um neue Hinweise zu erhalten. Für die hiesige Region erfolgte dies in den „Erzgebirgischen Heimatblättern“, wobei der nachstehende Beitrag eine leicht veränderte Fassung der dortigen Erstveröffentlichung ist. Taufengel sind der christlichen Taufe in evangelischen Kirchen dienende Geräte. Ein meist geschnitzter Engel stand oder kniete nahe des Altars und streckte dem Pfarrer die mit Wasser gefüllte Taufschale so hin, dass dieser die Taufhandlung vollziehen konnte. Mancherorts schwebten die Taufengel von oben hernieder und wurden für die Zeremonie gehalten oder auf den Boden gestellt. Eine thematische Abgrenzung muss für Westsachsen erwähnt werden. Hier tauchte um 1900 der Begriff Taufengel in anderem Zusammenhang auf. Dem Jochbogen-Engel ähnliche sog. Lichterpuppen kamen in Mode und wurden gern zur Weihnachtszeit ins Fenster gestellt. Einen solchen Lichterträger schenkte man gern zur Taufe bzw. zum darauffolgenden Christfest oder erstem Geburtstag. Solch eine Figur mit dem hölzernen Grundkörper und dem Puppenkopf aus Porzellan trug das einstige Taufkleid des beschenkten Kindes, weshalb diese Lichterpuppen auch Taufengel hießen, jedoch nicht zur hier behandelnden Thematik gehören. Die Ende des 17. Jh. aufkommenden und im 18. Jh. ihre Konjunktur erlebenden barocken Taufengel verschwanden etwa 100 Jahre später wieder aus vielen Gotteshäusern, weil sich der Zeitgeschmack radikal zu klassizistischer Klarheit änderte. Immerhin gab es in Deutschland wohl 2000 solch geflügelter Himmelsboten, die als Taufgeräte vor allem in ländlichen Gebieten beliebt waren. Im Erzgebirge samt Vorland sind bislang 67 bekannt, davon 14 verschollen, die übrigen 53 in Kirchen (46) bzw. Museen (7) erhalten. Im Zuge der seit drei Jahrzehnten allgemeinen, selbst im säkularen Raum spürbaren Akzeptanz von Engelfiguren kam es zur Renaissance der Taufengel, die vom Kirchboden geholt und restauriert wieder im Gotteshaus Platz fanden; zuletzt geschehen Anfang 2019 in Hormersdorf. Das Erforschen der dortigen Engelshistorie und weiterer „Artgenossen“ zeigte zwischen der Ausmusterung im 19. Jh. und Wiederaufhängung im 21. Jh. vielfach ein kurzzeitiges Aufleben als weihnachtlicher Lichtträger bzw. Verkündigungsengel. Dies wird nachstehend thematisiert und konzentriert sich auf eine Gruppe ähnlich geschnitzer Taufengel vom Zwönitzer Bildhauer Gottfried Ullrich (1664- 1748). Zwischen 1699 und 1720 fertigte Meister Ullrich mindestens acht Engel vom gleichen Typus für die Gotteshäuser in Crottendorf, Dorfchemnitz, Erlbach, Falkenstein/V., Hormersdorf, Lugau und Steinbach. Der wohl 1945 in der Thumer St.-Annenkirche verbrannte Taufengel gehört nach der Beschreibung ebenfalls zu dieser Gruppe. Diese nahezu horizontal schwebenden Himmelsboten kleidet ein helles Gewand, in der Taille mit einem Tuch gegürtet. Sie strecken beide Arme weit nach vorn, in den Händen einst die Taufschale zwischen Daumen und Handflächen aufnehmend. Die Hemdsärmel sind stets bis oberhalb des Ellbogens hochgekrempelt, ein für die spätere Umarbeitung wichtiges Detail.
Die Fortsetzung folgt in den nächsten Ausgaben.