Über dem Seiteneingang, bzw. der Einfahrt zum Hotel Roß befindet sich ein kleiner Balkon, den man leicht übersehen kann. Diese Balkonnische wird vorn von einem Balken getragen, welcher eine eigenartige Inschrift besitzt. Wer vorbei fährt, wird sie kaum erkennen und wer vorüber geht, muss schon stehen bleiben, um sie lesen zu können. In enger Kunstschrift, eng eingeschnitzt, steht folgendes lesen: Herr laß mich hungern dann und wann * Satt sein macht stumpf und träge * Und schick mir Feinde Mann um Mann * Kampf hält die Kräfte rege. Wenn man dies liest, so hat diese Textzeile für den ersten Moment einen etwas „deutschnationalistischen“ Klang. Eine Aufklärung des eigentlichen Wunsches bringt erst das vollständige Gedicht zum Ausdruck. Der Dichter dieser Zeilen, Gustav Falke, lebte von 1853 bis 1916 im Norden Deutschlands. Von ihm stammen mehrere Gedichte, welche die Natur und Heimat zum Inhalt haben. Das Gedicht klingt aber auch wie ein Gebet, wie eine Bitte und erinnert an die harten Seiten des Lebens, aber auch ans Streben nach dem höheren im menschlichen Leben. Der vollständige Text lautet: Herr, lass mich hungern dann und wann, satt sein macht stumpf und träge, und schick` mir Feinde, Mann um Mann, Kampf hält die Kräfte rege. Gib leichten Fuß zu Spiel und Tanz, Flugkraft in goldne Höhe, und häng den Kranz, den vollen Kranz, mir höher in die Sterne. Machen sie doch einmal den Versuch, diesen Text dort bei nächster Gelegenheit selbst zu lesen. (Text: Norbert Krätzig, Mai 2021) Im Zug der Sanierung des Hotel Roß im Jahr 2018 wurde auch der von unserem Ehrenbürger Norbert Krätzig beschriebene Spruch erneuert.
Das Original, wie hier zu sehen, war nicht zur retten. Daher wurde die Bohle mit dem Schriftzug originalgetreu nachgearbeitet. In Handarbeit hat der Brünloser Tischlermeister Heiko Kretzschmar in der aus Eichenholz bestehenden Bohle den Schriftzug nachempfunden und im Kerbschnitt herausgearbeitet. Die farbliche Gestaltung hat danach der Zwönitzer Malermeister Steffen Werner übernommen.