Bürgermeister Wolfgang Triebert nutzte die Gelegenheit am Kirmessonntag den Zwönitzer Nachtwächtern Karl-Heinz Draheim, Manfred Schnabel und Werner Störzel zum Jubiläum zu gratulieren. Seit 25 Jahren tun die Wächter in unserer Stadt Dienst und unterhalten Gäste und Zwönitzer gleichermaßen. Er bedankte sich für ihr großes ehrenamtliches Engagement im Dienste der Stadt. So manchen Abend oder gar Nacht sind sie auf den Straßen und Gassen unterwegs, führen die Gäste und unterhalten in Gasthäusern und Wohnstuben. Sie sind Sympathieträger, Stadtführer, Alleinunterhalter und Aushängeschild unserer Stadt gleichermaßen. Herr Triebert überreichte ein Kunstwerk aus der Schmiede von Wolfgang Triemer. Die drei amtierenden Gesellen sind in Eisen festgehalten über einer Glocke. Einen würdigen Platz, wo sie jedermann bestaunen kann, wird die Glocke an der Fronveste, dem Domizil der Nachtwächter, finden.
„Hört, Ihr Leut’ und lasst Euch sagen, unsre Glock’ hat 10 geschlagen, habt Acht auf Feuer und auf Licht, dass unsrer Stadt kein Schad’ geschieht. Menschenwachen kann nichts nützen, Gott muss wachen, Gott muss schützen. Herr, durch Deine Güt’ und Macht, gib uns eine gute Nacht.”
Mit diesem Ruf beginnt und schließt der Zwönitzer Nachtwächter freitags und samstags seinen nächtlichen Rundgang durch die Innenstadt. Mit flotten Sprüchen sorgt er bei den Schaulustigen und in den Gaststätten für Spaß und Unterhaltung. Eine mitternächtliche Begegnung auf dem Rathausturm bleibt ein einmaliges Erlebnis.
Wie alte Schriften aus dem Zwönitzer Stadtarchiv belegen, lässt sich die Tradition des Nachtwächters auf das Jahr 1650 zurückführen. Nach einem verheerenden Brand am 21.05.1687, der fast die ganze Stadt vernichtete (Kirche, Rathaus, Schule, 143 Bürgerhäuser und einige Bauernhöfe), entschloss sich der damalige Rat, einen Nachtwächter zu vereidigen und ihm feste Pflichten aufzuerlegen. Jeden Abend von 21 Uhr bis morgens 3 Uhr machte der Wächter seine Runde und rief an 19 Stellen die Uhrzeit aus. Zu seinen Pflichten gehörten neben dem vorbeugenden Brandschutz die Durchsetzung von Ruhe und Ordnung und die Aufsicht über die “Sprung- und Luststuben”. 1897 wurden diese Aufgaben dem Gendarm übertragen und die Stelle des Nachtwächters abgeschafft. Die am 18.10.1997 erneut bestellten Zwönitzer Nachtwächter dienten der Ankurbelung des Fremdenverkehrs. Der damalige Bürgermeister Uwe Schneider hatte in alten Schriften gekramt und Belege für die Existenz eines Nachtwächters gefunden und die Neubesetzung dieses Amtes vorgenommen. Und die Hoffnung, dass sie Gäste in unsere schöne Bergstadt locken hat sich durchaus erfüllt. Gerade in der Advents- und Weihnachtszeit haben sie alle Hände voll zu tun.
Ein Stadtrundgang mit dem Zwönitzer Nachtwächter verspricht Unterhaltung auf humorvolle Art und gleichzeitig Einblicke in die Geschichte, sowohl unserer Stadt, als auch der Tradition des Nachtwächters selbst. Mit flotten Sprüchen geleitet der Nachtwächter seine Gäste durch die Zwönitzer Gassen, vorbei an historisch bedeutsamen Gebäuden und Denkmälern. Dabei weiß er so Manches zu berichten, was sich hinter deren Mauern abspielte. Besucher, die mit dem Nachtwächter auf Tour sind, lernen auch die Fronveste – das Domizil der Zwönitzer Nachtwächter – kennen oder haben Gelegenheit, vom Rathausturm aus den Blick weit über die Dächer der Stadt schweifen zu lassen. Ein Stadtrundgang mit dem Zwönitzer Nachtwächter dauert bis zu 1,5 Stunden und kostet 50,00 €.
Anfragen und Terminvereinbarung:
Stadtinformation & Bürgerservice Zwönitz
Susann Zierold, Außenstelle Brünlos
Telefon 037296 2424, as.bruenlos@zwoenitz.de oder
Stadtinformation Zwönitz · Telefon 037754 350 · info@zwoenitz.de
Infos zur Dienstrunde
Seit der Neubestellung des Zwönitzer Nachtwächters im Oktober 1997 wird die Tradition gepflegt, dass der diensthabende Nachtwächter jeweils freitags und samstags (im Juli / August nur samstags) seinen abendlichen Dienst-Rundgang in der Zwönitzer Innenstadt versieht. Während seiner Runde besucht er ausgewählte Gaststätten (aktuell: “Brauerei Zwönitz”, “Zur Börse”, Ristorante “Da Nino”, “Hotel Roß”) und grüßt dort die Gäste mit unterhaltsamen Episoden. Gegen 21 Uhr macht der Nachtwächter an der kursächsischen Postmeilensäule auf dem Marktplatz Station, wo für Besucher die Möglichkeit besteht, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Der Rundgang endet mit dem Abgesang vom Rathausturm. Dieser ist für 23 Uhr geplant, die Zeit kann jedoch je nach Besuch in den Gaststuben variieren.
Europäische Nachtwächter- und Türmer 2023 in Zwönitz zu Gast
Die Stadt Zwönitz und die Zwönitzer Nachtwächter sind Mitglied in der Europäischen Nachtwächter- und Türmerzunft und freuen sich im kommenden Jahr das Zunfttreffen wieder einmal in ihre Heimatstadt zu holen. Schon im Jahr 2006 war Zwönitz Ausrichter des Zunfttreffens. Dies ist den Wächtern und Türmern sehr gut in Erinnerung geblieben und man spricht noch heute davon. Natürlich laufen die Vorbereitungen schon auf Hochtouren, denn man möchte wieder ein guter Gastgeber sein. Nachtwächter- und Türmerkollegen aus ganz Europa werden erwartet. Pandemiebedingt konnte das Treffen in den vergangenen drei Jahren nicht durchgeführt werden, deshalb rechnen wir mit einer Rekordbeteiligung der Mitglieder. Momentan haben 79 Zunftbrüder zugesagt. Neben der Zunftsitzung, bei der die Türen für die Öffentlichkeit geschlossen bleiben, sind Rundgänge in den Zwönitzer Gastronomiebetrieben und Auftritte in der Innenstadt geplant. Natürlich gehört auch ein kleiner Markt mit Live-Musik und kulinarischen Angeboten dazu. Höhepunkt wird der ökumenische Festgottesdienst am Sonntagmorgen in der Trinitatiskirche sein.
Also unbedingt schon mal im Kalender vormerken! 19.-21.05.2023 Zwönitz 38. Europäisches Nachtwächter- und Türmer-Zunfttreffen Spenden für die Ausrichtung des Zunfttreffens sind uns willkommen. Stadtverwaltung Zwönitz Konto: DE 70870540003886207004 Verwendungszweck: Nachtwächtertreffen
Mei Maa is a Nachtwaachter
von Annerose Störzel
Mei Maa is a Nachtwaachter
das is fei inne feine Sach,
seine Runden, ja die macht er
der is su manche Nacht noch wach.
Freitig Obnd im achte do giehts lus
ward nahgehirzt Mantel, Mütz un Hus,
Trompet, Hellebarde un es Licht
dä uhne dos alles, do gieht nicht.
Noch e Kußl un e „Mach’s gut
un sei mr fei racht of dr Hut.“
Als erschtes gieht s „zur Börse“ nei
de Leit un dr Alexander, die freie sich fei.
Nu muß er aber ganz schnell starten
dä an dr Postseil, do tunne im neine
Berliner un a Schweizer warten.
Un fotografiert ward
von hinten, von vorn un von dr Seit,
aber er muß wedder, im Roß do warten ah de Leit.
Als nächstes gieht s in de Brauerei:
„Mol saah, wieviel Leit do heit wieder sei!“
Hochzig, Geburtstag oder Vereine aus fern un nah
do muß er des Sprüchel etliche Mol saah.
Manch Troppen Schwaaß rinnt in Buckel nunner
de Kaahl is trocken, is dos a Wunner?
Fix `n Saft getrunken un zur nächsten Stell,
zum Schluß ofn Rathausturm nauf ganz schnell.
Um es Schlimmste am „nachtwächten“ saaht mei Maa
Dos wär iech
Weil iech’s am nächsten Frie net erwarten kaa.
Er sitzt beim Friehstück, do froch iech gescheit
„Warn dä aah gestern Ohmd überol genug Leit?“
Chronik der Nachtwächter ab 1997
18.10.1997 – Wiedereinführung der Nachtwächterei (ehrenamtlich) in Zwönitz zur Traditionspflege, Bereicherung von kulturellen Aktivitäten, Unterstützung des Gastgewerbes sowie als touristische Attraktion. Wolfgang Günther und Eberhard Helbig sind die ersten Nachtwächter in den neuen Bundesländern
04.03.2000 – An den Folgen eines tragischen Unfalls während seiner Dienstausübung stirbt Wolfgang Günther. Eberhard Helbig übernimmt allein den Dienst.
2002 – Bedingt durch die häufige Krankheit von Eberhard Helbig sucht die Stadt krampfhaft nach zwei neuen Nachtwächtern.
Der Bürgermeister beschließt, die freiwerdende Stelle des Redakteurs und die des ABM-Leiters nur unter Bedingungen der Übernahme des Nachtwächteramtes auszuschreiben.
02.02.2002 – Zur 3. Zwönitzer Lichtmeß werden Werner Störzel und Klaus Dittmann als Nachtwächter verteidigt. (ZW 2002/7)
28.05 – 31.05.2003 – Aufnahme von Werner Störzel und Klaus Dittmann in die Europäische Nachtwächter-und Türmerzunft im Rahmen des 18. Zunfttreffens in Chemnitz.
02.02.2005 – anlässlich der Lichtmessfeier werden Manfred Schnabel und Karl-Heinz Draheim als neue Nachtwächter vereidigt.
26.05.-28.05.2006 – 21. Zunfttreffen der Europäischen Nachtwächter-und Türmerzunft. 108 Nachtwächter und Türmer aus 8 europäischen Ländern waren mit ihren Begleitpersonen zu Besuch in Zwönitz.
05.08.2006 Eberhard Helbig stirbt nach schwerer Krankheit.
17.05.-20.05.2007 – Aufnahme von Manfred Schnabel und Karl-Heinz Draheim in die Europäische Nachtwächter und Türmerzunft anlässlich des 22. Treffens in Lübben.
24.10. 2009 – Feierliche Vereidigung von Matthias Franke als Nachtwächter in Zwönitz zur Kirmes
17.05 – 20.05. 2012 – Matthias Franke wird zum 27. großen Treffen im schweizerischen Lausanne in die Europäische Zunft aufgenommen.
Juni 2013 – Klaus Dittmann beendet den aktiven Nachtwächterdienst in Zwönitz. Er macht seitdem keine öffentlichen Auftritte mehr, behält aber seine Dienstkleidung und bleibt Mitglied in der Europäischen Zunft.
22.-24. 09.2017 – 20 Jahre Zwönitzer Nachtwächter werden zünftig gefeiert.
01.01.2018 – Klaus Dittmann verlässt die Europäische Nachtwächter- und Türmerzunft
1.März 2019 – Matthias Franke – wird Türmer der Trinitatiskirche und somit aus dem Nachtwächterdienst und der Europäischen Nachtwächter- und Türmerzunft entlassen.