Am 13.08.2024 war es endlich soweit. Der Zwönitzer Buntspeicher konnte nach über 4-jähriger Bauzeit feierlich eröffnet werden. Vor geladenen Gästen wurde erstmals das Gebäude in seiner Gänze präsentiert und allen war klar: mit dem neuen Gründer- und Innovationszentrum hat Zwönitz etwas Einzigartiges geschaffen, für die Stadt und das Erzgebirge. Zu den Ehrengästen gehörten dabei auch der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer und der Staatsminister für Regionalentwicklung Thomas Schmidt. Der Buntspeicher ist dabei ein echtes Herzensprojekt und mit der Übernahme des „Speichers“ durch die Stadt Zwönitz, einem der prägendsten Gebäude des Stadtbildes, begann 2020 die Transformation einer historischen Ikone hin zum modernen Gründer- und Innovationszentrum.
Hier die Worte von unserem Bürgermeister Wolfgang Triebert zur Eröffnung:
Der im Jahr 1912 von den Brüdern Max und Kurt Wetzel als Buntweberei errichtete Prachtbau diente die längste Zeit als Getreidespeicher. Nach der deutschen Wiedervereinigung mussten die Gebrüder Roth das Gebäude eher unfreiwillig mitkaufen, um an der Hartensteiner Straße ihren Baumarkt errichten zu können. Mit Weitsicht erwarben die neuen Eigentümer in einem langwierigen und kostenintensiven Prozess drei benachbarte Grundstücke und schafften mit dem Abriss der darauf befindlichen Wohnhäuser Raum für eine nachhaltige Nutzung des Areals. Da aber weder sie, noch andere Privatinvestoren die Sanierung des in die Jahre gekommenen Bauwerks stemmen konnten, begab sich die Stadtverwaltung auf die Suche nach den zwingend notwendigen Fördermillionen. Der erste Versuch war 2016 eine Bewerbung zur Landesgartenschau. In Kooperation mit Michael Kroll von der Kommunalentwicklung Mitteldeutschland GmbH entstand die Vision, den Speicher für die Gartenschausaison als Besucherzentrum mit Blumenhallen, Großgastronomie und Eventbereichen herzurichten und im Anschluss dauerhaft als Gewerbezentrum nachzunutzen. Leider hatte die Sächsische Jury Bedenken, eine Landesgartenschau in einer Höhenlage von 550 Metern durchzuführen – die Vegetationszeit wäre im Gebirge zu kurz. Der Klimawandel spielte damals eben noch keine große Rolle und so fiel der Zuschlag auf Frankenberg. Aber Zwönitz wäre nicht Zwönitz, wenn wir uns bereits vom ersten Misserfolg hätten entmutigen lassen. Die Lösung fand sich bei Barbara Sieble, unserer hochgeschätzten „Förderfee“ in der Landesdirektion. Über sie haben wir schon zig-Millionen Wirtschaftsförderung in Zwönitz investiert. Und kurz vor ihrem wohlverdienten Ruhestand durften wir ihr mit unserem hochkomplexen und kostenintensiven Buntspeicherprojekt eine fördertechnische Meisterleistung abverlangen. Zum Glück ahnten wir zu diesem Zeitpunkt nicht, dass während der Bauphase wegen Corona und Ukrainekrieg viele Lieferketten zusammenbrechen und sowohl Preise als auch Lieferfristen in schwindelerregende Höhen klettern würden. Wir hätten das Projekt sonst niemals begonnen. Doch dessen nicht genug erwarteten uns noch weitere, mächtige Hürden. Zum Beispiel, als die Mitarbeiter des für die Statik beauftragten Zwickauer Planungsbüros im Gegensatz zu den von ihnen selbst getätigten Voruntersuchungen behaupteten, der im Speicher verbaute Stahlbeton wäre so schlecht, dass er für die notwendigen Berechnungen nicht taugen würde. Jede Stütze und jeder Unterzug hätte mit zusätzlichem Stahl verstärkt werden müssen, Millionen Mehrkosten und unakzeptable Nutzungseinschränkungen wären die Folge gewesen. Daher steht ein weiterer Name für mich als Synonym für unentbehrliche Berufserfahrung gepaart mit fundiertem Fachwissen. Der bereits im Ruhestand befindliche Michael Rothe vom Architektur- und Ingenieurbüro Aue kannte noch aus DDR-Zeit Berechnungsverfahren, mit denen sich nachweisen ließ, dass der Speicher eben doch nicht einsturzgefährdet ist. Durch seine jahrzehntelange Erfahrung rettete er damit unser Projekt und die Ursprünglichkeit dieses bedeutenden Baudenkmals. Immerhin ist das vom namhaften Architekturbüro Zapp& Basarke errichtete Meisterwerk eines der ältesten ganz aus Stahlbeton errichteten Gebäude Sachsens, die noch erhalten sind. Natürlich haben etliche andere Planer, Mitarbeiter der Stadtverwaltung und der bauausführenden Betriebe im Projekt ebenfalls hervorragende Leistungen erbracht und sind angesichts der immensen Herausforderungen zum Teil über die Grenze des Leistbaren gegangen. Ihnen allen gilt mein persönlicher Dank in großer Wertschätzung. Aber auch ein Politiker hat maßgeblichen Anteil am erfolgreichen Gelingen. Mit nahezu 20 Millionen Euro entwickelte sich das Zwönitzer Projekt zur größten kommunalen Investition bisheriger Zeiten. Und das Risiko der Refinanzierung der Eigenanteile durch die Mieteinnahmen steigt, je geringer die staatliche Förderung ausfällt. Dank der beharrlichen, konsequenten Unterstützung des Landtagsabgeordneten Tom Unger ist es uns gelungen, die großen Hindernisse bei der nachträglichen Förderung der Baumehrkosten aus dem Weg zu räumen. Er war über Monate hinweg unsere Speerspitze Richtung Landesregierung und wir sind sehr dankbar dafür, dass uns pünktlich zur Eröffnung des Buntspeichers Ministerpräsident Michael Kretschmer den langersehnten Bescheid zur Aufstockung der Fördermittel überreichen wird. Mit dem heutigen Tag besitzt unsere kleine Bergstadt Zwönitz nach vierjähriger Bauzeit ein Gewerbe- und Innovationszentrum mit einer Größe, Qualität und Attraktivität, wie es Sachsen bisher nur aus den Großstädten kennt. Modernste Mietflächen sowie großzügig gestaltete Coworking-Zonen und Kreativbereiche für Macher bieten beste Voraussetzungen für die Ansiedlung innovativer Unternehmen. Darüber hinaus sollen durch Mitarbeiter der Stadt weiterhin eigene Forschungsund Entwicklungsprojekte im Rahmen der Smart-City-Initiative realisiert werden. Somit entstehen nicht nur Mieteinnahmen, sondern auch attraktive Arbeitsplätze, Netzwerke und erhöhte Steuereinnahmen. Dafür Sorge tragen wird unser Digitalisierungsbeauftragter und Smart-City-Projektleiter Dr. Martin Benedict. Ihm und seinem Team oblag es, den Buntspeicher so einzurichten, dass die bereits jetzt zahlreich vorliegenden Mietinteressenten sehr gute, flexible Bedingungen vorfinden. Ein besonderer Dank gilt hierbei der Smart-Cities- Initiative des Bundesbauministeriums und der Kofinanzierung und inhaltlichen Begleitung durch das Sächsische Staatsministerium für Regionalentwicklung. Ich bin überzeugt, dass der Buntspeicher einen wesentlichen Beitrag leisten wird, dass sich junge Familien nicht nur für den Arbeitsort Zwönitz entscheiden werden, sondern die gesamten Vorzüge unserer großartigen Kleinstadt mit ihren bezaubernden Dörfern erkennen und unser erzgebirgisches Kleinod als Lebensmittelpunkt wählen.“
Die Veranstaltung gewährte außerdem einen ersten umfassenden Einblick in das Gebäude, von den Büro- und Werkstattbereichen, Ateliers, den Konferenz- und Meetingräumen, dem Coworkingbereich und einem Herzstück des Buntspeichers: dem Makerspace. Als einer von acht Makerhubs, also Zentren für Gestalter und Macher im Rahmen des Kulturhauptstadt Chemnitz 2025 Programmes, steht diese „Mitmachwerkstatt“ auch für den innovativen Charakter des Gebäudes und konnte am 13.08. besichtigt werden. Auch Michael Kretschmer ließ es sich nicht nehmen und fertigte im Makerspace einen Linoldruck, der nun einen Ehrenplatz im Gebäude bekommen wird. Auch erste Mieter, die aktuell bereits die Räumlichkeiten beziehen, standen vor Ort Rede und Antwort und präsentierten ihre Räume. Mit der feierlichen Eröffnung des Buntspeichers in Zwönitz steht eines der umfangreichsten Bauprojekte der Stadt kurz vor der Vollendung und weist mit seinem Gebäude- und Betriebskonzept in eine Richtung: die Zukunft, für die Stadt und das gesamte Erzgebirge.