Titelbild: In der „Stülpner-Stub“ hat zum Beispiel ein Schrank der Wohnstube von
Bruno Stülpner, dem Urgroßvater von Jens Kriegel, ein neues zu Hause
gefunden. Bürgermeister Wolfgang Triebert (l.) lässt sich von Jens Kriegel
(M.) und seinem Sohn Niklas Kriegel (r.) die Familiengeschichte erzählen.

Gemeinsam haben Jens und Niklas Kriegel die Räumlichkeiten des ehemaligen „Arnold-Kaufhauses“ wieder zusammengeführt, in denen sie jetzt auf über 200 Quadratmetern zum ganzjährigen Weihnachtsfeeling einladen. Los ging es zum Pferdetag am 21. September 2024 mit der Neueröffnung der Ladenerweiterung. Endlich waren die Heimlichkeiten vorbei und die Vorhänge im ehemaligen Bekleidungsladen von Jens Möckel konnten gelüftet werden. „Auf verdoppelter Verkaufsfläche führen wir mehr als 90 Hersteller erzgebirgischer Holzkunst – inclusive unserer ERZBERGER Eigenmarke, das Design, aus dem der Zwönitzer Städteschwibbogen und die Räuchermännchen vom Zwäntzer Nachtwächter entsprungen sind“, erklärt Jens Kriegel, ehemaliger Skispringer, Vorstandsvorsitzender des TUS 1859 Zwönitz und Inhaber einer Verpackungsfirma.
„Auch meinem Urgroßvater Bruno Stülpner ist ein Raum gewidmet und mit alten Möbeln von 1890 authentisch eingerichtet“, erklärt der Nachkomme eines Nachkommen eines Nachkommen von Karl Stülpner, wie er selbst zu berichten weiß. Und bei einem heißen Glühwein in der ERZBERGER „Hutzen-Stub“ oder der neuen „Stülpner-Stub“ kann man ihm diese Familiengeschichte entlocken.

Die Familiengeschichte:
Im sächsischen Erzgebirge unterwegs zu sein, ohne auf die Legenden um Karl Stülpner zu treffen, scheint unmöglich. Doch wer war dieser „Robin Hood“ des Erzgebirges eigentlich?
Er wurde am 30.9.1762 in Scharfenstein geboren und dort starb er auch am 24.9.1841 kurz vor seinem 79. Geburtstag. Die Grabstelle in Großolbersdorf wird vom Erzgebirgsverein gepflegt, auch rund 180 Jahre nach seinem Tod findet man dort noch frische Blumen. Der junge Stülpner (eigentlich Karl-Heinrich Stilpner) verbrachte nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1770 einige Zeit bei einem Förster namens Müller in Ehrenfriedersdorf, worauf seine spätere Jagdleidenschaft vermutlich gründete.
Die armen Verhältnisse im Erzgebirge nötigten ihn, mit 16 Jahren dem Werben des Militärs nachzugeben und die Jahre bis 1785 in verschiedenen Regimenten zu verbringen, wo man seine Wilderei duldete, weil es die Speisekarte der Offiziere bereicherte – bis ihm ein Streit mit einem Zschopauer Beamten die Arretierung einbrachte. Auf dem Weg zur Festungshaft entfloh er am 3. Juli 1785 nahe Döbeln, seine Flucht führte ihn vier Jahre lang durch Böhmen, Österreich, die Schweiz und vermutlich sogar bis Ungarn – bei seiner Rückkehr 1789 nach Deutschland geriet er wieder in die Fänge des Militärs. Er kämpfte gegen Frankreich, wurde verwundet, desertierte daraufhin erneut und tauchte um 1794 wieder in seiner Heimat auf, wo er von da an als Wilddieb unterwegs war und zeitweise sogar eine Wildschützenbande anführte. Die Sympathie der Erzgebirger war dem Rebellen gegen die Obrigkeit und ihr angestammtes Jagdrecht gewiss.
Im Alter, als ihn seine Kräfte und auch sein Augenlicht schließlich im Stich ließen, fand er Aufnahme und Kost bei den Scharfensteinern, am 27.9.1841 wurde er auf dem Friedhof in Großolbersdorf beigesetzt und soll sechs Nachkommen hinterlassen haben.
Er selbst hatte neun Geschwister. Ein Neffe von Karl Stülpner war Hermann Stülpner, der Ur-Ur-Großvater von Jens Kriegel. Dessen Sohn Bruno Stülpner (1895-1982) ist die „Stülpner-Stub“ bei ERZBERGER-Holzkunst also gewidmet. Jens Kriegels Ur-Großvater also. Dessen Tochter Helga Stülpner (1926-2018) war die Großmutter des Ladeninhabers und Mutter Anita Helga Stülpner (geb. 1946) berichtet ihm bis heute gern aus der familiär bewegten, erzgebirgischen Familiengeschichte.
Neben der „Stülpner-Stub“ lädt auch die „Engel-Stub“ voller kleiner Engelchen in schönem Ambiente ein, gemeinsam zu feiern und erzgebirgische Lieder auf dem Flügel erklingen zu lassen. Der Flügel ist übrigens der originale Flügel von Mutter Anita Helga Stülpner, die durch ihre Heirat den Namen Kriegel angenommen hat.
ERZBERGER gehört zum Fachhandelsring und ist seit Juli zudem zertifizierter Fachhändler von Wendt & Kühn. Und auch, wenn die Kriegels und ihr Team gegen den Ladenleerstand in der Innenstadt auf persönliche Kundenberatung und die Ware „zum Anfassen“ setzen, soll der eigene Internetshop dafür sorgen, dass die Erzgebirgische Volkskunst auch verschickt werden kann und über die Grenzen des Erzgebirges hinaus die Fenster und Weihnachtsstuben schmücken wird.

In der „Engel-Stub“ v.l.n.r. Niklas Kriegel, Jens Kriegel, Ilona Bentlin

Neu! – Veranstaltungsangebote bei ERZBERGER

ERZBERGER hat mit der neuen Ladenfläche nun auch einen Rahmen für ein ganz besonderes Angebot geschaffen, welches von Firmen, Familien oder einem Freundeskreis gebucht werden kann. Einem gemütlichen Abend im Ambiente von Weihnachtsbergen und Lichterhäusern steht ab November nichts mehr im Wege, denn nach Ladenschluss in der Zeit von ca. 18.30 – 21.00 Uhr können die Räume
für Firmenveranstaltungen, Mitarbeiterevents oder Familienfeiern für ca. 10-25 Personen genutzt werden. In den zwei bis drei Stunden kann man eigene Schwibbogen, Räuchermännchen oder Pyramiden selbst basteln. Anfragen können gerne beim ERZBERGER-Team während der Ladenöffnungszeiten (Mo-Fr 10-18 Uhr, Sa 09-12 Uhr) oder telefonisch unter 037754-337570 gestellt werden.