Manch ein Museumsbesucher erinnert sich noch ein bisschen wehmütig an die Freiluftausstellung: „Kleinzwönitz“. Die Miniaturhäuschen, die im Frühjahr zwischen Krokussen und Osterglocken auf dem Rundgang um die Papiermühle hervorlugten, entstanden 1997/ 98 in einer AB-Maßnahme, unter der Leitung von Hans Auerswald. Insgesamt 29 Modelle der bekanntesten Bauwerke unserer Stadt: Das Rathaus, die Kirchen, das Freibad, das Huthaus, der „Reiter ohne Kopf“ mit dem „Armen Sünder Brunnen“, die Austelvilla und natürlich die Papiermühle – um nur einige zu nennen, wurden liebevoll gebaut und gestaltet. Zehn ABM – Kräfte, darunter Lena Schwarzenberg, Helga Viehweger und Romy Scholz, arbeiteten an der Ausstellung und funktionierten im Winter das Büro des Museumsleiters zur Werkstatt zum „Haislebauen“ um, da es der einzig beheizte Raum in der Papiermühle ist. Im Mai wurden „de Haisle“ dann auf ihre Fundamente gesetzt und die Ausstellung eröffnet. In Zwönitz ging das „Baufieber“ weiter. Im Winter 1999 trat die nächste ABM-Gruppe unter Leitung von Wilfried Albert ihren Dienst an, um die Freiluftausstellung im Rundgang zu erweitern. Doch man wollte nun weiter zurück in die Stadtgeschichte eintauchen und gleichzeitig höher hinaus. Waren die ersten Häuschen in etwa im Maßstab 1:50, so kamen die neuen Häuser auf bis zu einem Meter Höhe. Das „Schöne Haus“, die „Wartburg“, die Tauschermühle und das alte Rathaus (vor 1877), wurde von den zehn fleißigen ABM-Kräften erschaffen, darunter Christel Schmiele, Marianna Süß und Dieter Schletter. Die in Kleinarbeit gebauten Modelle erfreuten 16 Sommer lang die Museumsbesucher und Spaziergänger. Sie wurden vor und nach der Saison geputzt, ggf. nach Sturmschäden repariert und dann in den Winterschlaf geschickt.
Doch 2016 und 2021 fielen die meisten Häuschen, vor allem die Kirchtürme wilder Zerstörungswut zum Opfer. Die Museumsleitung entschied sich u.a.deshalb, die Ausstellung abzubauen und einzulagern. An der Stelle bietet nun eine „Lebensinsel“ Insekten Lebensraum und Nahrung mit einer heimischen Wildblumenmischung, die diesen Sommer mit hochgewachsenen Nachtkerzen und Wilder Möhre beeindruckte. Das Schild, auf dem die nummerierten Häuser von Kleinzwönitz mit Beschreibung zu finden waren, wurde umgewidmet, erläutert den Weg des Wassers vom Wehr zum Wasserrad und informiert über den Mühlgraben als besonderen Lebensraum für die Tier- und Pflanzenwelt.

Zwei der eingelagerten „Haisle“ wurden aufgeweckt und sind mit dazugehörigen Fotos und Zeitungsberichten in der derzeitigen Sonderausstellung: „Vom Altpapier zum Welterbe – 40 Jahre Technisches Museum Papiermühle“ noch bis zum 15.12.2024 zu sehen. Wer diese Museumsgeschichte live erleben möchte, hat am Freitag, dem 01.11. und 06.12. von 16-17 Uhr die Möglichkeit, an einer „Feierabendführung“ mit dem ehemaligen Museumsleiter Eckhard Stölzel teilzunehmen. Anmeldungen unter: papiermuehle@zwoenitz.de oder Tel.: 037754/ 2690. 

Text: Antje Henkel-Schilbach