Liebe Leserschaft,
immer wieder staunen wir bei verschiedensten Recherchen im Zwönitzer Stadtleben, was unsere Stadt mit seinen bezaubernden Ortsteilen für engagierte, kreative, erfolgreiche und in vielfältiger Weise besondere Menschen hat. Gerne erzählen wir deren Geschichten, Lebenswege oder berichten über das Engagement für unser Zwönitz. Spannend ist es auch, wenn wir dabei auf Personen treffen, die sich ganz bewusst für den Zuzug von außerhalb nach Zwönitz entscheiden. In der Ausgabe 29 haben wir bereits Margarete Danko vorgestellt. Heute widmen wir uns einem jungen Mann, der Weltmeister ist.
Nathanael Liebergeld: Weltmeister der Installateure
Seit Januar 2021 wohnt neben Trail-Weltmeister Marco Hösel, ein weiterer Weltmeister in Zwönitz. Nathanael Liebergeld erkämpfte sich im August 2015 in Brasilien diesen Titel. Mit 21 Jahren stellte er sich seinen Kontrahenten bei den Berufe-Weltmeisterschaften „WorldSkills“ in São Paulo. Fast 1.200 Teilnehmer aus 59 Ländern mit rund 50 verschiedenen Berufen waren in Brasilien angetreten. Bereits seit 65 Jahren liefern sich Auszubildende, Studierende und junge Fachkräfte aus der ganzen Welt bei den „WorldSkills“ einen freundschaftlichen Wettstreit. Und der genießt in vielen Ländern hohes Ansehen. Die Schweizer Berufe-Nationalmannschaft etwa wird bei der Abreise von Jagdfliegern der Luftwaffe bis an die Landesgrenze eskortiert – und dort bei der Rückkehr wieder in Empfang genommen. In Südkorea feiert man heimische Gewinner wie Spitzensportler, ihnen winken neben Ruhm und Ehre ein Haus und viel Geld. In Deutschland gab es bei der Rückkehr von Nathanael Liebergeld Glückwünsche vom sächsischen Ministerpräsidenten und der Bundeskanzlerin als deutsche Schirmherrin der Berufe- Weltmeisterschaften.
Seine Prüfung zum Anlagenmechaniker für Sanitär- Heizungs- und Klimatechnik legte Nathanael Liebergeld 2014 als Jahrgangsbester ab. Die Innung schlug dem jungen Handwerker die Teilnahmen an den Qualifikationswettkämpfen zu den „WorldSkills“ vor. Da ein monatelanges Training dazu erforderlich war und das seine eigentliche Arbeit beeinträchtigen würde, war die Zustimmung des Ausbildungsbetriebes unumgänglich/erforderlich. Zum Glück stand dieser sofort hinter der Idee und seinem Mitarbeiter. Training bedeutete: unter Zeitdruck exakt Arbeiten abliefern. Zuerst erfolgte der nationale Endausscheid auf der Mitteldeutschen Handwerksmesse in Leipzig. Unter den Augen einer strengen Jury musste Nathanael Liebergeld ein Gestell für eine Vorwand bauen, in dem Heizungs- und Sanitärleitungen sowie Wasseranschlüsse für Waschbecken und WC zu verlegen waren. Den ebenfalls geforderten Handtuchheizkörper aus Kupfer in Form des Leipziger Völkerschlachtdenkmals hat Liebergeld später der Kanzlerin geschenkt. Er gewann diesen Ausscheid und damit das Ticket für São Paulo. Es folgten weitere dreieinhalb Monate harten Trainings im Bundesleistungszentrum Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik in Schweinfurt, in internationalen Trainingslagern in der Schweiz, Irland und England oder am Wochenende und an Feiertagen in der Werkstatt seines Betriebs, gemeinsam mit seinem Trainer Andre Schnabel.
Um tatsächlich am Ende von vier Wettkampftagen ganz oben auf dem Siegertreppchen zu stehen, musste er eine Fußbodenheizung für ein Bad berechnen und installieren– von der Begutachtung der Anlagenzeichnungen über die Materialbestellung bis zum Design, der Konzeption und Installation. Damit hat er seinen Weltmeistertitel errungen.
Die Handwerkskunst ist für viele junge Menschen nicht attraktiv. Tatsächlich prägt noch immer die Vorstellung von strengen Meistern, Knochenarbeit, unattraktiven Arbeitszeiten und niedrigen Einkommen das Image der Zunft. Viele Betriebe haben Mühe, ihre Lehrstellen zu besetzen. Nathanael Liebergeld ist ein Paradebeispiel dafür, dass Handwerk im Allgemeinen und sein Metier als Installateur eine spannende Sache sein können.
Inzwischen hat er seinen Meisterabschluss im Sanitär- und Heizungsbauerhandwerk gemacht und im Anschluss noch ein Studium zum Diplomingenieur für Umwelt- und Versorgungstechnik absolviert. Aktuell arbeitet er als Projektleiter in einem Planungsbüro.
Warum gerade Zwönitz, haben wir ihn gefragt: Zwönitz ist eine schöne Stadt, welche seinen Einwohnern für die Größe vergleichsweise attraktive Möglichkeiten bietet. Sei es die gute Lage, Einkaufsmöglichkeiten, Veranstaltungen, oder weiteres.
Foto: Zentralverband Sanitär Heizung Klima – ZVSHK