Alte Gemäuer halten oft Überraschungen bereit, wenn man Umbauten und Reparaturen vornimmt. Das ist in unserer Knochenstampfe nicht anders, schlechte Neuigkeiten gab es genug. Mittlerweile geht es aber voran, das neue Wasserrad ist in Arbeit und mit dem Ausbau der Daumenwelle und der Kammräder wurde durch die Mühlenbauer der Firma Schumann aus Mulda begonnen. Die Restaurierung kann also bald beginnen. Eine nette Überraschung barg der behindertengerechte Zugang des Stampfenhauses. Bei den Umbauarbeiten stießen die Bauarbeiter auf Reste der alten Transmissionswelle, die zur Scheune unter dem Hof hinweg führte. Sie war von Beton bedeckt direkt unter dem Eingang zum Stampfwerk verborgen. Fast vergessen, zeugt dieser fürs Museumskollektiv schon spektakuläre Fund, von den Bemühungen der Besitzer des alten Bauerngutes die Wasserkraft effektiv zu nutzen. 1893 kommt die jetzt wiederentdeckte Transmissionswelle ins Spiel. Beim Neubau der Scheune 1893 nach einem Brand wurde über die lange Welle die Kraft des Wassers für den Antrieb einer Dreschmaschine und weiterer Gerätschaften genutzt. Die Wasserregulierung erfolgte dabei über einen langen Seilzug, der über den Hof gespannt war. Das durch den Wassermangel schon lange nicht mehr betriebsfähige Sägewerk wurde 1920 ausgebaut. Zu der Zeit wurden die heute erhaltenen stehenden Stampfenpaare eingebaut, vorher dienten seit etwa 1900 liegende Stampfen der Zerkleinerung der Tierknochen. Für eine effektive Arbeit konnten nur zwei Paare zum Knochenstampfen laufen. Die zwei weiteren wurden übrigens zum Stampfen von Kornschrot und Haferflocken „sauber gelassen“. Um die spärlich vorhandene Kraft des Günsdorfer Baches noch effektiver zu nutzen, wurden zwischen 1920 und 1935 Drechselbänke auf dem ehemaligen Sägegatterboden aufgestellt und mittels Transmission angetrieben. Mit den Maschinen sollten Spulen für die heimische Textilindustrie hergestellt werden. Das blieb ein kurzes Kapitel. Sozusagen als letzte Idee ließ man eine weitere Transmission zum Antrieb eines Butterfasses, einer Waschmaschine und eines Schleifsteins einbauen. Von all diesen Versuchen blieb letztendlich nicht mehr viel übrig. Nicht mehr nützliche Gerätschaften wurden abgebaut und verkauft. So blieb von all den Bemühungen, aus der Wasserkraft Geld zu erwirtschaften, nur die eiserne, rostige Transmissionswelle übrig. Dieser interessante Fund, der direkt unter dem zukünftig barrierefreien Eingang zum Stampfenraum liegt, wird nicht wieder unter Beton verschwinden. Er wird mittels Bohlen abgedeckt, so dass ein sicherer Eintritt in den Raum auch für Personen mit Handicap möglich ist. Derzeit wird an einem Konzept gearbeitet, das es ermöglicht die Transmission interessierten Gästen zu zeigen. Es bleibt also spannend in der Knochenstampfe.
(Text: Claus Uhlmann)