Am Donnerstag, den 20.07.2023 feierte die Papiermühle eine kleine Premiere. Bewohner des „Bethlehemstiftes“ in Zwönitz und ihre Angehörigen sowie Mitarbeiter besuchten das Museum im Rollstuhl! Da insbesondere die Sonderausstellung „Das große Geschäft – eine kleine Geschichte des Klopapiers“ von Interesse war, stellte sich die Frage, wie Rollstuhlfahrer oder Personen mit Geh-Hilfe in die 1. Etage des Museums gelangen sollten. Das charmante alte Gebäude mit den steilen Treppen, hohen Türschwellen und niedrigen Stürzen ist alles andere als barrierefrei. Ein improvisierter Zugang vom Parkplatz aus über eine vom Stadtbauhof gezimmerte Rampe in den Sonderausstellungsraum machte das bislang Unmögliche möglich. Es konnten Führungen in der Papiermacherwerkstatt, im Produktionsbereich der Pappenfabrik, in der Sonderausstellung und in den Wohnbereichen angeboten werden. Für die Besucher mit recht breiten Rollstühlen brauchte es die neuesten technischen Raffinessen, so kam erstmalig die VR-Brille (virtuel reality) mit dem 360° Rundgang durch die Papiermühle zum Einsatz. Das heißt, sie konnten, bequem sitzend, die Räume der Mühle virtuell durchschreiten. Ihnen entging weder die Schwarzwälder Kirschtorte in der Guten Stube noch die Rennpappe in der Pappothek. Doch waren es vor allem die Wohnräume der letzten Papiermüller, die in den Bann zogen. Waschtisch, Mangel, Zinkbadewanne oder Volksempfänger weckten Erinnerungen. Zum Dank an das Mühlenteam wurde das Ständchen „Es klappert die Mühle am rauschenden Bach…“ geträllert wie von einer Schar junger Singvögel. Auch der Regenguss am Nachmittag konnte die Laune nicht trüben. So gab es nach der ersten Führung ein kleines Päuschen mit Kaffee und Kuchen in der Remise auf dem Mühlenhof, bevor das vielfältige und viellagige Klopapier der Sonderausstellung begutachtet und Erfahrungen mit Zeitungspapier und kratzigem Krepp ausgetauscht wurde. Das Museumsteam bedankt sich beim Bethlehemstift für die Initiative, beim Stadtbauhof für die Überwindung baulicher Hindernisse, beim Smart-City-Team für die VR-Brille und technische Lösung und besonders bei den Besuchern, deren Lächeln, Staunen und Fragen die eigene Arbeit belohnt und bestärkt.
Text: Paula Stötzer