Im November 2019 fand das Großprojekt Hochwasserschadensbeseitigung in Zwönitz vorerst seinen Abschluss. Nach fast 50 umgesetzten Maßnahmen
und behobenen Schäden im Millionenbereich blicken wir auf den Prozess zurück.

Das Thema Hochwasser beeinflusst die Gespräche der Menschen in Zwönitz immer wieder. Mit vielen Emotionen und negativen Eindrücken sind diese Ereignisse in den Köpfen der Zwönitzer verankert. Vor allem die drei großen Hochwasser 2002, 2010 und 2013 waren Anlass, umfangreiche Maßnahmen im und am Gewässer anzustoßen. Mit zum Schluss 48 Einzelmaßnahmen aus der Hochwasserschadensbeseitigung vom Augusthochwasser 2013 sollten über die nächsten Jahre Schäden in Höhe von fast 7 Millionen Euro im Stadtgebiet beseitigt werden. Eine Mammutaufgabe, welche Ende 2019 ihren vorläufigen Abschluss gefunden hat. Sofort nach Abklingen des Hochwassers 2013 war das Bauamt unterwegs, unterstützt von vielen Hinweisen aus der Bevölkerung, um entsprechende Schäden aufzunehmen. Vorerst war unklar, ob es Förderungen vom Lande gäbe. Im September bereits mussten dann die Listen mit den Schäden und ersten Schätzkosten eingereicht werden. Nach verschiedenen Prüfungen 2014 kam es zur Einsetzung einer Projektgruppe zur Koordinierung der Hochwasserschadensbeseitigung vom Land. Ein Förderprogramm wurde aufgelegt und vom sächsischen Landtag die Übernahme von 100% der förderfähigen Kosten der Kommunen beschlossen. Doch dann fing die Hauptarbeit erst an. Die umfangreichen Projekte mussten koordiniert, Planungsbüros beauftragt, Genehmigungen eingeholt und natürlich auch Baufirmen für die Umsetzung gefunden werden. Die Maßnahmen umfassten kleinere Objekte wie Wiederinstandsetzung von Böschungen, Erneuerung von eingestürzten Bachverrohrungen, über die Errichtung von Durchlässen, kleineren Mauern, Gestaltung von Bachläufen bis zu kompletten Bau von Straßen mit Stützmauern, Brücken und Rückbau von Wehren. Dabei war es wichtig, die Erkenntnisse aus den vergangenen Hochwassern, festgehalten im Hochwasserschutzkonzept (HWSK) der Stadt Zwönitz, zu berücksichtigen und umzusetzen. Einige Beispiele, die manchmal nur mit der Anwesenheit von Baufahrzeugen, manchmal auch mit längeren Sperrungen und damit Einschränkungen der Anwohner verbunden waren, sind: Neubau von Mauern am Kühnhaider Bach in der Dreirosengasse und Lessingstraße, Durchlässe unterm Sportplatz, an der Hauptstraße, am Teichweg und an der Oberen Dorfstraße in Hormersdorf, eine ganze Reihe von Stützmauern, Straßenabschnitte und Brückenbau in Dorfchemnitz uvm.

Die Bauarbeiten am Anger in Zwönitz waren umfangreich und dauerten ein gutes Jahr bis zu ihrem Abschluss.

Mit dem Wehrrückbau am Niederen Anger in Zwönitz wurde im November das letzte große Bauprojekt abgeschlossen. Mit einer (zu 100% geförderten) Bausumme von 550.000 € auch eine der umfangreichen Maßnahmen. Der späte Baustart war verursacht durch eine Vielzahl von Abstimmungsrunden mit Fördermittelgeber und unterer Wasserbehörde, aus denen dann die umgesetzte Lösung entstanden ist. Im Rahmen der Arbeiten, die im Oktober 2018 begannen, wurde das alte Wehr zurückgebaut und der Höhensprung über eine Länge von ca. 50 m mit einer strukturierten Gewässersohle abgebaut. In diesem Zuge musste die alte baufällige Stützmauer erneuert und verschiedene Leitungen verlegt werden. Unter dem Beisein des ausführenden Bauunternehmens SUD GmbH, des Planungsbüros AIA GmbH, Anwohnern und der zuständigen Mitarbeiter des Bauamtes übergab Bürgermeister Wolfgang Triebert sichtlich stolz das Bauwerk dann am 21. November. Doch die viele Arbeit, nicht nur an diesem Projekt, soll sich auch gelohnt haben. Und so ist die Hoffnung groß, besser auf kommende Starkwetterereignisse in Zwönitz vorbereitet zu sein. Ein Projekt, das geplante Hochwasserrückhaltebecken in Niederzwönitz, konnte allerdings nicht realisiert werden. Geänderte Rahmenbedingungen und Anforderungen aus der Gesetzgebung und die damit verbundenen Anpassungen der bisherigen Planungen lassen eine wirtschaftliche und vor allem bezogen auf den Notfall, sinnvolle Umsetzung des Rückhaltebeckens nicht mehr zu. Aufgrund der geographischen Lage im Oberlauf der Zwönitz konnten außerdem keine alternativen Standorte für ein großes Becken gefunden werden. Trotz dieses Wehrmutstropfens hat die Stadt in den vergangenen Jahren viel für den Hochwasserschutz der Stadt erreicht und bleibt auch in Zukunft sensibel, um die Situation weiter zu verbessern. Dass sich die Zwönitzer mit dem Thema Hochwasser auseinandersetzen und eine Vielzahl von Erinnerungen haben, konnte man im Oktober auch im Stadtbüro in Zwönitz entdecken. In einer Ausstellung der Berufsförderung Network e.V. wurde gesammeltes Bildmaterial der jüngsten Zeit sowie historischer Hochwasserereignisse präsentiert. Über ein Jahr lang wurden Fotos, dieser für die Stadt und ihre Einwohner prägenden Erlebnisse, gesammelt. Entstanden ist dabei ein Blick auf all das, was durch die vielen Maßnahmen in den vergangenen Jahren in diesem Ausmaß nicht wieder auftreten soll.