Eine Personenbeschreibung, keine Biographie
Um eine umfassende Biographie über Oskar Richard Büttner schreiben zu können, liegt zu Vieles im Dunkeln. Es bleibt also einstweilen bei diesen unten aufgezählten bekannten Fakten. Vater Friedrich Ernst Büttner, Bürger und Schuhmacher in Zwönitz (*1843-†1911) heiratete 1865 Emma geb. Nebel (*1844-†? in Zug). Ihre Berufsbezeichnung waren Schumacher bzw. Händlerin mit Schuhwaren. Ihr erstes von acht Kindern war Oskar Richard, geboren am 27.08.1865. Oskar Richard wird das Schuhmacherhandwerk bei seinem Vater erlernt haben, denn auch er bezeichnete sich später als ein solcher. Neben seinem Beruf (Fabrikschumacher) muß Büttner ein Interesse für die aufkommende Photographie entwickelt haben. Schuhmacher Büttner heiratete 1890 Minna Auguste geb. Bonitz in Niederzwönitz. Zu dieser Zeit könnte er sich auch einen Photoapparat mit dem nötigen Zubehör (Stativ/Glasplatten/Papier, usw.) angeschafft haben. Wer nun eventuell einiges über die Photographieverfahren erwartet, möge sich bitte z.B. bei Wikipedia informieren. Das Handwerk eines Photographen benötigte keine zünftige Lehre oder gar einen Abschluß. Ein Autodidakt mußte ein guter Beobachter sein, Zutrauen zu seinen Fähigkeiten und Unternehmergeist besitzen. Seine handwerklichen bzw. künstlerischen Fähigkeiten sind mit seinen erhaltenen Fotos, Postkarten und Schnitzwerken dokumentiert. Firmen Stempel Werbeanzeige Büttner meldet im Januar 1900 ein Gewerbe als Photograph an. Seine Zwönitzer Wohnung wechselte er mehrfach. Die vorhandenen Adressbücher weisen Wohnungen auf dem Neumarkt, Am Mühlgraben und in der Bahnhofstraße (Lange Gasse) nach. 1912 erfolgte die Geschäftserweiterung als Holzschnitzer, 1925 zusätzlich Handel mit erzgebirgischen Schnitzwaren. Einige figürliche Darstellungen sollen auch aus „Masse“ gefertigt worden sein. Die Motive für die „Ablichtungen“ waren Personen im Atelier oder in freier Natur. Ob Stadtbilder, Landschaften, Bauwerke oder Kunstwerke, Aufnahmen des täglichen Lebens, Brände, Vorlagen für künftige Postkarten. Anfänglich in Schwarz/Weiß, später coloriert. Zahlreiche Fotos und Postkarten sind erhalten geblieben, leider nicht die Platten oder Negative. Welche Druckerei hat für ihn gearbeitet? Sein Mut zum eigenen Fotogeschäft war durchaus angebracht. In Zwönitz praktizierten bereits neben den unbekannten „Wanderphotographen“ einige uns bekannte Photographen als Konkurrenten. Vor 120 Jahren sind Franz Louis Linke (ca. 1887), R. Schumann, M. Schinke, Daniel Weißgä(e)rber 1890 bis 1961, Martin&Klaus Schreckenbach 1932 bis 2004 bekannt. Seit 1993 versorgt uns Simone Bonitz, die Nachfolgerin von „Ede“Klemm mit Wunschfotos. Aus der Ehe mit Minna Auguste gingen fünf Kinder hervor. Das fünfte Kind, Meta Elsa, soll später noch einmal erwähnt werden. Sein Wirken in Zwönitz findet auch Erwähnung in der „Mendtschen Chronik von Zwönitz“. „24.12.1907 An Weihnachten wird unserer Kirche von Schuhmacher und Photograph Richard Büttner in Zwönitz, eine von ihm eigenhändig gefertigte sogenannte „Weihnachtskanzel“ geschenkt.“ „24. Dezember 1919 Richard Büttner, der bekannte Zwönitzer Schnitzer, z.Zt. in Wiesdorf b. Köln, hat für die Weihnachtsfeier einen großen geschnitzten Bergmann mit Hinterwand, und zwei Wandteller mit Schnitzereien aus Alt-Zwönitz (das alte Rathaus und die Tauschermühle) geschenkt, die in der Vorhalle unseres Gotteshauses neben dem altehrwürdigen Bornkinnnel zur Aufstellung gelangen werden. Von Herrn Büttner stammt schon der große Weihnachtslichtengel unserer Kirche.“ Was Büttner zu einem mehrjährigen Aufenthalt in das Rheinland veranlaßte, ist nicht bekannt. Es kursieren unter den Sammlern bereits gesuchte Ansichtskarten und andere ausgezeichnete Fotos Büttner`s. Bei einer kürzlich durchgeführten Neuaufnahme des Archivgutes der Gebhardtschen Sammlung in der Austel-Villa fand sich ein kleines „Schätzchen“. Mehrere großformatige auf Pappkarton aufgezogene Abzüge von Richard Büttner. Historische Ansichten von Stadt und Land, tägliches Leben, Personen. Fünf Beispiele dürfen hier mit Genehmigung abgebildet werden. Es wäre interessant zu wissen, was ist denn aus dem Vermächtnis Büttners geworden. Existieren etwa noch weitere von ihm gefertigte Schnitzereien? Wieviel Ansichtspostkarten von ihm sind denn überhaupt bekannt? 1925 erweiterte er noch einmal sein Geschäft, es befand sich in der Langen Gasse 165 [heute Nr. 10]. Am Sonntag den 07.08.1927 war sein Leben zu Ende, nach schwerer Krankheit, steht in der Anzeige. An einem Sonntag war er auch geboren worden. Seine Frau Minna Auguste war bereits zwei Jahre früher gestorben. Unter den Trauernden befand sich auch seine Tochter Meta Elsa. Sie heiratete 1928 den Kühnhaider Maler Max Otto Neubert. Der „Neubert-Maler“ war einer der beiden Schöpfer des großen geschnitzten Bergmannes, welcher im Eingangsbereich des Rathauses steht. Aus dieser Ehe entstammt Sohn Heinz. Konsumenten und Freunde des Zwönitzer „Feieromd-Bieres“ schauen auf dem Etikette in das Gesicht Heinz Neubert`s, des Enkels von Oskar Richard Büttner. Für Hinweise zur Sache wäre der Autor dankbar.
Stefan Schneider EZV Heimatforschung Aug.2024 Prost, auf beider Andenken! C