Mithilfe umgebauter LKWs werden die Tauben zum Auflassort transportiert – von dort startet dann ihre Reise zurück in den heimatlichen Schlag. Foto: Verband Deutscher Brieftaubenzüchter
Am 1. Januar 1936 wurde der Brieftaubenzuchtverein „Gut Flug“ Zwönitz erstmals erwähnt. Schon damals gehörte das Gurren und Geflatter dieser gefiederten Tiere zum Alltag der Mitglieder. Zunächst hieß er noch Brieftaubenverein Neuoelsnitz, erst 2001 fand der Verein seinen heutigen Namen. Es geht dabei vor allem um den Erhalt und die Förderung der Vögel durch deren Zucht und der Teilnahme an Distanzflügen, aber auch um den Austausch mit anderen in Form von regelmäßigen Versammlungen. Die Brieftaubenzucht selbst hat eine lange Tradition hinter sich und die Tiere erfüllten vielfältige Aufgaben im Laufe der Geschichte – von der ersten „Flugpost“ über die Überbringung militärischer Nachrichten bis hin zum Taubensport heutzutage. „Brieftauben sind einzigartige Tiere“, sagt Thomas Mittelbach, seit 1996 Vorsitzender des Vereins. „Sie sind intelligent, treu und besitzen einen unvergleichlichen Orientierungssinn.“ Dieser Orientierungssinn ist seit jeher ein faszinierendes Mysterium für die Menschen, wie genau das Heimfindeverhalten der Tauben funktioniert, darüber sind sich selbst Forscher nicht ganz einig. Klar ist, dass die Tiere beeindruckende Fähigkeiten haben, um auch aus großen Entfernungen wieder nach Hause zu finden. Genau das wird beim Brieftaubensport genutzt. Die Tauben werden mittels eines umgebauten LKWs zu einem sogenannten Auflassort gebracht und dann freigelassen. Von dort aus schwingen sie sich dann in die Lüfte auf den Weg nach Hause. Im Wettkampf gewinnt die schnellste Taube. Gemessen wird die Geschwindigkeit heutzutage mit Hilfe von elektronischen Ringen, Antennen und Computern, wie Thomas Mittelbach erklärt. Früher sah das ganze Procedere noch anders aus. Die Tauben wurden mit der Bahn transportiert und trugen bis 1996 Gummiringe, die nach der Ankunft in spezielle Konstatieruhren eingedreht wurden. Durch die elektronische Messung dauert dieser Prozess heute statt mehrerer Stunden nur Minuten. Bei der Reisezeit wird schließlich das Ergebnis der Zucht sichtbar. Denn die Züchter versuchen, den Tauben die besten Gene mitzugeben. Orientierungsfähigkeit und Schnelligkeit stehen im Vordergrund, die Farbe spielt nur eine untergeordnete Rolle. Thomas Mittelbach ist seit 1986 Mitglied im Brieftaubenzuchtverein „Gut Flug“. Dieser hat aktuell 15 Mitglieder, davon zwei Frauen und eine Jugendliche unter 18 Jahren. Der Beginn ihrer Reisesaison hängt vom Alter der Tauben ab. Mehrjährige Tauben starten Anfang Mai und fliegen bis Ende Juli. Dabei legen sie Entfernungen von 100 bis 600 Kilometern zurück, in der Regel sonntags. Die Jungtauben fliegen von Mitte August bis Mitte September auf Distanzen zwischen 50 bis 250 Kilometern. Auch überregionale Erfolge konnten Thomas Mittelbach und sein Vater Heinz bereits feiern: In den Sachsenmeisterschaften von 2005 und 2014 konnten sie einen sechsten Platz erzielen. Doch auch über Ländergrenzen hinweg schlagen sich ihre Tauben gut. 2009 erreichten sie beim Bayern-Marathon den ersten Platz mit dem Flug ab Le Mans sowie den zweiten Platz beim Flug ab Châteaudun, beides in Frankreich gelegen. Doch es geht nicht nur um Preise. „Das Entstehen neuen Lebens und die Rückkehr der Tauben vom Flug ist das Faszinierende an unserem Hobby“, so Thomas Mittelbach. Das Besondere am Vereinsleben ist für Thomas Mittelbach einerseits der Austausch mit anderen Züchtern bei den wöchentlichen Preisflügen, aber andererseits auch die Vereinsversammlungen in den Wintermonaten, bei denen in geselliger Runde bei der Siegerehrung den Gewinnern gratuliert wird. Ihm gefalle am meisten, dass es im Verein so harmonisch zugehe.
Nach ihrem Flug erreichen die Tauben schließlich den heimischen Taubenschlag. Foto: Thomas Mittelbach
Die Taubenzucht ist ein Hobby, das auch mit Vorurteilen aufräumt und das Potential hat, zu beeindrucken. „Über Tauben wird manchmal abwertend gesprochen“, erklärt Thomas Mittelbach, „wenn man aber bedenkt, welche Leistungen die Tiere vollbringen und vollbrachten, zum Beispiel die Nachrichtenübermittlung während des Krieges, ist dies nicht gerechtfertigt.“ Am besten macht man sich natürlich selbst ein Bild davon. Wer im Brieftaubenzuchtverein gut aufgehoben sei? Alle, die gern ihre Freizeit mit Tieren, besonders natürlich Tauben, verbringen möchten, die an der Entstehung neuen Lebens interessiert sind, die ein geselliges Vereinsleben mögen und die die Faszination erleben möchten, wenn die Tauben aus größerer Entfernung den heimatlichen Schlag erreichen. Für die Zukunft des Vereins wünscht sich Thomas Mittelbach weiterhin ein geselliges und freundliches Miteinander. Falls Sie Interesse daran haben, sich im Brieftaubenzuchtverein zu engagieren, können Sie sich an ihn wenden unter: 037754/75424.