Vor zwei Jahren berichteten wir an dieser Stelle von einem multinationalen Treffen im Brauereigasthof Zwönitz. Vertreter aus fünf europäischen Ländern besuchten die Niederzwönitzer Papiermühle und berieten über ein gemeinsam angestrebtes UNESCO-Weltkulturerbe „Europäische Papiermühlen“. Mit von der Partie sind die Papiermühle in Duzniki Zdrój in Polen, eine noch produzierende Papiermühle im tschechischen Velké Losiny, das Museo delle Carte im italienischen Pescia, das Museum Molí Paperer de Capellades bei Barcelona und eine Papiermühle im bayerischen Homburg. Seit Frühjahr 2024 stehen die beteiligten Denkmäler nun auf den sog. Tentativlisten, den Vorschlagslisten für künftige Nominierungen, ihrer jeweiligen Länder. Für dieses Jahr soll nun die nächste Hürde auf dem langen Weg zum Titel genommen werden. Das preliminary assessment steht an, ein obligatorisches Verfahren zur Prüfung anstehender Bewerbungen. Es wird geprüft, wie hoch die Erfolgschancen einzuschätzen sind. Fällt die Begutachtung positiv aus, werden gegebenenfalls Nachbesserungen empfohlen und es folgt die detaillierte inhaltliche Ausgestaltung der eigentlichen Bewerbung um eine Würdigung als serielles UNESCO-Weltkulturerbe.
Bis zum 15. September müssen nun alle beteiligten Einrichtungen ihre Materialien einreichen. Dabei geht es nicht nur darum darzustellen, wie kulturell bedeutsam, wie gut erhalten oder wie außergewöhnlich selten die Papiermühlen sind. Es muss ein roter Faden, gleichsam eine Erzählung formuliert werden, die nachvollziehen lässt, worin der sogenannte OUV (outstanding universal value), der herausragende universelle Wert der Papiermühlen für das kulturelle Gedächtnis der Menschheit besteht. Außerdem muss klar herausgestellt werden, warum ausgerechnet den beteiligten sechs Papiermühlen ein solcher Wert zugesprochen werden soll. Darüber hinaus muss ein Management-Plan zur Erhaltung der Kulturstätten eingereicht werden, ebenso wie eine ausführliche Fotodokumentation mit Plan – sowie Kartenmaterial. Es gibt also allerhand zu tun. Um vor diesem Hintergrund das gemeinsame Vorgehen abzustimmen und den weiteren Weg vorzuzeichnen, trafen sich Vertreter der beteiligten Papiermühlen und der zugehörigen staatlichen Einrichtungen im niederschlesischen Duszniki Zdrój. Nach der Unterzeichnung einer Vereinbarung, in der die weitere Zusammenarbeit schriftlich bekundet wurde, erfolgte ein intensiver Gedankenaustausch hinsichtlich der weiteren strategischen und inhaltlichen Ausgestaltung der gemeinsam zu erstellenden Unterlagen. Im Hof der polnischen Partner wurde eine kleine Ausstellung zur Geschichte der am Projekt beteiligten Papiermühlen eröffnet, die in den kommenden Monaten und Jahren auch Station an den anderen Papiermühlen machen wird. Am zweiten Tag der Konferenz wurden die Beratungen im benachbarten Tschechien fortgesetzt.
Nicht nur auf internationaler Ebene liegt noch viel Arbeit vor den Projektbeteiligten. Auch die Forschung vor Ort, etwa zur historischen Entwicklung, zur Baugeschichte, zur Vernetzung und zur wirtschaftlichen Bedeutung der jeweiligen Papiermühlen wird den Antragstellern noch einiges abverlangen. Schließlich bildet ein solider Kenntnisstand vor Ort die Grundlage für einen erfolgreichen internationalen Antrag.
Um diese Kenntnisse gebündelt zur Verfügung stellen zu können, wird auch in Zwönitz seit einiger Zeit fleißig recherchiert. Archive werden durchsucht, Bücher und Bibliotheken durchstöbert, Pläne gezeichnet und Texte geschrieben. Ergebnis soll ein erster Band einer Schriftenreihe sein, in der künftig die Geschichte der Papiermühle Niederzwönitz und der daraus entstandenen Wintermannschen Feinpappenfabrik zu Papier gebracht wird.
Und natürlich soll das Erscheinen unseres ersten Bandes gefeiert werden. Für den 09.07.2025 laden die Autoren zu einer kleinen Veranstaltung auf dem Trockenboden des Technischen Museums Papiermühle Niederzwönitz. Im Rahmen eines Festvortrages werden die neuesten Erkenntnisse zur Geschichte der Papiermühle vorgestellt und es folgt die Eröffnung einer neuen Kabinettausstellung zur Niederzwönitzer Papiergeschichte. Und natürlich wird es Gelegenheit geben, gleich die Hausbibliothek um unser neues Heft zu erweitern. 

Anmeldungen für die Festveranstaltung bitte unter: 037754-2690, papiermuehle@zwoenitz.de 

Text: Marco Blechschmidt, Bilder: Krzysztof Jankowski