Wenn man in unserem schönen Austelpark aus Richtung Austelvilla kommend am Teich vorbei spaziert und den oberen Wanderweg geht, dann wird man auf halben Weg bis zur Umgehungsstraße einen kleinen Pfad finden, welcher links abbiegend auf die Streuobstwiesen führt. Dieser schlängelt sich zum Platz der Heimat, ein traumhaftes Fleckchen, welches einen wundervollen Ausblick über Zwönitz bietet. Bänke laden den Wanderer hier zum Genießen und Verweilen ein. Doch nicht nur friedliche Bürger suchen diesen Platz auf, sondern auch solche, die mit sinnloser Zerstörungswut gedankenlos um sich schlagen. So wurden im vergangenen Jahr alle Schilder des Wegweisers zerstört. Umso mehr freuen wir uns, dass dieser durch den Bauhof wiederhergestellt wurde. An 13 Schildern sind die Geburtsorte der ca. 3.000 Heimatvertriebenen, welche nach 1948 in Zwönitz und seinen Dörfern lebten, zu lesen. Unter anderem findet man auch den Namen unserer Partnergemeinde Magyarpolány in Ungarn an diesem Denkmal.

Quelle: Titelfoto Wochenblatt Nr. 35 Jahrgang 2003 „Gegen Vergessen hilft nur erinnern“ Platzweihe am 09. August 2003 Zu sehen sind Uwe Schneider, der damalige Bürgermeister unserer Stadt, Paul Wegener, der Vorsitzende des BdV-Kreisverbandes und Vertreter der Zwönitzer Ortsgruppe des Verbandes.

Die Anlage, welche an die alte Heimat, das Schicksal von Flucht und Vertreibung und die Integration der nach 1945 vertriebenen Deutschen erinnern soll, wurde am 9. August 2003 eingeweiht. Entstanden ist sie auf gemeinsame Initiative des BdV-Kreisverbandes Aue, der Stadt Zwöunnitz und dem Arbeitsamt Stollberg und nach einer Idee des Zwönitzer Ehrenbürgers Norbert Krätzig.
Im Jahre 1948 lebten 2.555 Vertriebene in Zwönitz und Dorfchemnitz. Nimmt man Günsdorf und Brünlos dazu und bedenkt, dass auch nach 1948 noch Vertriebene und Spätaussiedler hinzukamen, so kann ein Viertel der heutigen Bevölkerung auf Wurzeln in den Vertreibungsgebieten verweisen. Nur wenige Zeitzeugen sind heute noch unter uns und können aus dieser Zeit berichten. Deshalb soll der Platz helfen, das Bewusstsein dieses Stückes Geschichte wachzuhalten, an das Leid der Menschen zu erinnern und uns zu mahnen, für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit einzutreten.

Der Wegweiser markiert die Städte und die Entfernung in die alte Heimat.

„Mit dem Verlust der Heimat stirbt ein Stück Mensch –
Wenn er nicht zur rechten Zeit eine „Ersatzheimat“ findet,
die ihm Teile von dem wiedergibt,
die er vermisst, die er braucht,
die ihm vertraut, die sein waren.
Die eigentlichen Werte der Heimat aber
kann sie dennoch nicht ersetzen.“
Norbert Krätzig (Ehrenbürger der Stadt)

Erinnert sei hier an die Herausgabe einer Broschüre im Jahre 1998 zum Thema „Erinnerungen an die Schicksalstage der Heimatvertriebenen“. Sie enthält Leidensgeschichten Zwönitzer Bürger und eine Aufstellung von mehr als 2.000 Namen. Die Broschüre ist in der Stadtinformation für 1,50 € erhältlich.

Leseprobe aus der Broschüre: Ein Ungarndeutscher berichtet
Josef Szabadicz
Im Mai 1946 kamen gebürtige Ungarn, blieben vor unserem Haus in Magyarpolány stehen und sagten, ihr müsst raus, das Haus gehört uns. So erging es etwa 30 Familien. Andere Familien im Ort nahmen uns auf. Ein Jahr später kamen tschechische Ungarn mit ihrem gesamten Hausrat und Vieh in unser Dorf, für die auch Platz gemacht werden sollte. Wir Deutschen waren gezwungen, unsere Wohnungen zu räumen.
Am 1. Juli 1947 begann die Umsiedlung mehrerer Familien in den benachbarten Dörfern. Einige kehrten heimlich wieder ins Dorf zurück. Wer erwischt wurde, kam ins Gefangenenlager nach Budapest. Die Familien riss man auseinander, der Vater suchte Arbeit in der Fabrik und größere Kinder halfen bei den Bauern.
Am 20.01.1948 hieß es Abschied nehmen von unserer Heimat, es begann die Ausweisung vieler Ungarndeutscher. An Gepäck durften wir etwa 40 kg mitnehmen. Wir schlachteten alle unsere Hühner und Hasen. Die Familien, die zu Hause bleiben durften, fuhren uns mit dem Ochsenkarren zum Bahnhof. Am Bahnhof kontrollierten sie uns nach Geld und Dokumenten, hauptsächlich nach Dollars. Zu viel Gepäck nahmen sie uns weg. Von vier Sack Mehl wurden uns nur zwei gelassen. In jeden Waggon kamen etwa fünf Familien mit Gepäck. Unser notgeschlachtetes Geflügel hängten wir außen am Waggon auf. In Budapest stiegen die Insassen des Gefangenenlagers noch zu. An der Grenze zur Tschechoslowakei kamen die Wachposten und verriegelten die Waggontüren. Eingesperrt im Waggon sahen wir, wie sie uns das Geflügel beim Aufenthalt in Prag klauten.
Der Zug fuhr bis Pirna zum Quarantänelager „Graue Kaserne“. Der Umsiedlerpass, die Gesundheitsbestätigung und die Untersuchungs- und Impfbestätigung wurden ausgestellt. Die Familien teilten sie in verschiedene Transporte ein. Unser Transport ging nach Zwönitz, da viele von unseren Männern für den Bergbau bestimmt waren.
Am Bahnhof Zwönitz empfingen uns Vertreter des Wohnungsamtes. Unsere vierköpfige Familie bezog ein Zimmer in der Wiesenstraße. Das Gepäck konnten wir mit dem Paketwagen transportieren.
Vom Arbeitsamt kam die Nachricht, dass wir uns am 16.02.1948 in der Gaststätte „Börse“ einzufinden haben, Verpflegung für zwei Tage war mitzubringen. Die Fahrt ging nach Schlema – Kulturhaus zur Gesundheitsuntersuchung. Wir wurden für den Schacht 12 eingeteilt. Es war eine körperlich schwere Arbeit, Fachkräfte fehlten, es passierten viele Unfälle.
Durch Fleiß und harte Arbeit konnten wir uns eine zweite Heimat in Zwönitz aufbauen.