Schneller als die Bundesdruckerei. Keine zwei Jahre ist es her, als der Stadtrat das ehrgeizige Ziel beschloss: „Bis Dezember 2021 sollen mindestens 80 Prozent der Bevölkerung aller Ortsteile in maximal 600 Metern Luftlinie von ihrem Wohnort eine Haltstelle haben, von der aus eine Anbindung an den im Stundentakt verkehrenden regionalen Zug- und Busverkehr erfolgt“. In Einwohnerbefragungen, Bürgerworkshops und gemeinsam mit den Ortschaftsräten der Ortsteile erarbeitete daraufhin das Smart-City-Team um Dr. Martin Benedict eine hoch innovative, aber für die Stadt bezahlbare Lösung für diese große Herausforderung. In Rekordtempo und mit Unterstützung zahlreicher Partner wird nun das ERZmobil zum Leben erweckt und ist ab sofort per App buchbar. Im Unterschied zu bislang bekannten Anrufsammeltaxis ist die Zwönitzer Lösung vollständig in den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) integriert. Dies setzt eine spezielle Konzession voraus, für welche erst im August vorigen Jahres die gesetzlichen Rahmenbedingungen geschaffen wurden. Nach Überwindung zahlreicher rechtlicher Hürden ist die Stadt Zwönitz nun bundesweit der erste Verkehrsträger, der diese Konzession erhält. Eigentlich erfolgt dies per amtlicher Urkunde durch das Landesamt für Straßenbau und Verkehr. In unserem Fall muss die Urkunde später nachgereicht werden, da die zuständige Bundesdruckerei noch keine Vorlage für diese neuartige Verkehrsform entwickelt hat.

Per App zum Ziel. Die für die Buchung des ERZmobils notwendige Software (App) wurde speziell für das Zwönitzer Projekt entwickelt und kann wie üblich im Google Playstore bzw. dem Apple App Store kostenfrei herunter geladen werden. Für Smartphone-Nutzer ist dies kein Problem. Für Menschen, welche dieser Technik bisher noch skeptisch gegenüber standen, wird es demnächst Hilfe-Kurse geben. Jeweils Montag bis Freitag von 8.00 bis 16.00 Uhr ergänzt ab 31. Januar das ERZmobil das ÖPNV-Angebot in Zwönitz. Während dieser Zeit steht eine freundliche Hotline unter der Telefonnummer 015736189674 für sämtliche Fragen, Probleme, aber auch für Verbesserungsvorschläge zur Verfügung. Denn das Projekt wird ständig weiterentwickelt, optimiert und an den tatsächlichen Bedarf angepasst. Eine verbindliche Buchung muss spätestens 15 Minuten vor Fahrtbeginn abgeschlossen sein. Da kein fester Fahrplan besteht, wird in der App ein Fahrtwunsch für eine bestimmte Zeit angefragt. Die Software bietet dann die nächst mögliche Fahrt in Abhängigkeit des jeweiligen Fahrzeugstandortes und bereits bestätigter Fahrtbuchungen an.

Fahrpreis wie Verkehrsverbund plus Komfortzuschlag. Das ERZmobil ist vollständig in das Tarifsystem des Verkehrsverbundes Mittelsachsen (VMS) integriert. Besitzt der Fahrgast bereits ein gültiges Ticket, ist lediglich ein Komfortzuschlag von 50 Cent zu entrichten. Man kann aber auch nach digitaler Buchung ein entsprechendes Zonenticket beim Fahrer kaufen, welches dann bei einer eventuellen Weiterfahrt mit Bus und Bahn seine Gültigkeit behält. In einer späteren Entwicklungsphase wird dann noch eine Onlinebezahlfunktion implementiert.

Vorerst 28 Ein- & Ausstiegspunkte. Die buchbaren Ein- & Ausstiegspunkte befinden sich laut Zieldefinition in der Regel dort, wo bisher nur selten ein Linienbus verkehrt bzw. in Ortsteilen, die ohne das ERZmobil nur schlecht an das Stadtzentrum mit den vielfältigen Einkaufsmöglichkeiten, Ärzten, Dienstleistern und Freizeitangeboten angebunden wären. Die Praxis wird zeigen, wo weitere Bedarfe bestehen. Dreh- und Angelpunkt ist aber der Zwönitzer Bahnhof. Jeweils zur vollen Stunde treffen hier gleichzeitig die Bahnen aus Chemnitz und Aue sowie die Busse der Linien 342 und 363 ein. Somit entwickelt sich der Bahnhof zum Umsteigeschwerpunkt und genau deshalb werden alle Buchungen des ERZmobils so berechnet, dass der Kleinbus wenn nötig ebenfalls zur vollen Stunde am Bahnhof sein kann.

Umweltfreundlich und rollstuhlgerecht. Das ERZmobil startet mit einem vollelektrisch betriebenen Mercedes-Kleinbus. Durch die verstärkte Nutzung des ÖPNV sollen zudem Einzelfahrten mit dem eigenen PKW verringert werden. Somit leistet dieses Projekt einen wertvollen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz. Weit über 100 von insgesamt 300 Umfrageteilnehmern hatten im Vorfeld angegeben, das ERZmobil regelmäßig nutzen zu wollen. Jetzt beginnt die Phase der Wahrheit. Insgesamt 6 Fahrgastplätze bietet der Kleinbus. Die beiden hinteren können zu Gunsten eines Rollstuhles bzw. Kinderwagens weggeklappt werden. Sollte sich in der Zukunft ein größerer Bedarf ergeben, kann nachgesteuert werden. Und für das Jahr 2025 steht die ambitionierte Zielstellung, ein ohne Fahrer autonom fahrendes Fahrzeug an den Start zu bekommen, wo alle Prozesse vollständig digitalisiert ablaufen. Doch bis dahin ist noch viel Hirnschmalz erforderlich.

Schnupperstart für Neugierige. Der Anfang ist gemacht! Bereits für Samstag, den 29. Januar, kann das ERZmobil von 11.00 bis 15.00 Uhr für eine kostenlose Testfahrt gebucht werden. Das Smart-City-Team freut sich auf viele Nutzer und visionäre Mitgestalter.

Hier finden Sie alle Infos im Detail.

www.erzmobil.de