Crottendorfer Taufengel (Foto: Gunter Lasch, Brünlos)
Gunter Lasch, Zwönitz – OT Brünlos
In der Crottendorfer Kirche hängt seit 2005 wieder ein Taufengel, der über 150 Jahre auf dem Kirchboden lag. Als einziger der genannten Gruppe unterlag er keiner Umarbeitung; weist deshalb noch die originale Handhaltung auf. Seine nicht mehr vorhandene Schale wurde bei der Restaurierung auf Wunsch der Gemeinde durch eine Lilie ersetzt. Den um 1700 entstandenen Crottendorfer Engel löste 1839 ein Taufstein aus heimischem Marmor ab, der bis heute genutzt wird. Die erwähnte Veränderung der anderen Engel betraf den Austausch der Unterarme durch neu geschnitzte Teile, die im Bereich der umgekrempelten Ärmel als geleimte Dübel-Verbindung unauffällig erfolgte. Die neue Handhaltung ermöglichte das Anbringen eines Spruchbandes oder Lichterbogens. Letzteres sehen wir am wohl ältesten Engel dieser Gruppe, der sich heute im Museum der Stadt Falkenstein/V. befindet. Zum Falkensteiner Taufengel hat sich die 1699 gestiftete, ovale Taufschale erhalten, welche gut zwischen Daumen und Fingern eingeschoben werden konnte. Die Schale (und möglicherweise auch den Engel) stiftete die aus Falkenstein gebürtige Ehefrau des Buchholzer Orgelbauers Tobias Dressel namens Esther, geb. Meyer. Offenbar kannten sich Orgelbauer und Bildschnitzer, weil der Erstere den Zwönitzer Meister mit der Fertigung von Orgelprospekten beauftragte. Der Falkensteiner Engel versah über 150 Jahre seinen Dienst als schwebendes Taufgerät. Beim Stadtbrand von 1856 konnte die Figur mit anderen Kunstwerken aus der brennenden alten Kreuzkirche gerettet werden. Das neue Gotteshaus erhielt eine neue Taufe und der Engel diente später als Verkündigungsengel bei Krippenspielen bzw. als Lichterengel zur Weihnachtszeit. Dazu bekam er einen spitzen Schwibbogen mit 7 Kerzen in die Hand, der die Aufschrift „Ehre sey Gott in der Höhe“ trug. 1911 übergab man den Engel dem Museum und seit der Restaurierung 2008 ziert er Jahr für Jahr die sehenswerte Weihnachtsausstellung im Schloss Falkenstein. Den Dorfchemnitzer Taufengel erwähnt die Kirchrechnung erstmals 1702. Sein von Lockenpracht gerahmtes Jünglingsgesicht gelang dem Schnitzer besser als in Falkenstein, wo vielleicht ein Werkstattmitarbeiter tätig war. Etwa fünf Generationen Dorfchemnitzer Einwohner erhielten die heilige Taufe am Engel. Der gute Pfarrer Moritz Liebmann irrte beim Alter des Engels, als er in der Kirchengalerie
Taufengel von Dorfchemnitz, seit 2013 wieder im Chor der Kirche schwebend (Foto: Andreas Brand, Dorfchemnitz)
1841 schrieb: „Über 300 Jahre hatte ein, an einem Gewichtszuge befestigter, schwebender Engel, in Menschengröße aus Lindenholz geschnitzt, die Taufschüssel getragen; da gab sich vor einem Jahrzehend der Wunsch nach einer Abänderung kund und es wurde vermittelst freiwilliger Beiträge der jungen Personen hiesiger Gemeinde ein hölzerner Tauftisch angeschafft, der den 25. Juni 1830 dem Jubiläo der Augsburgischen Confession feierlich aufgestellt wurde; den Engel aber ließ man, gerade der Kanzel gegenüber an seiner mächtigen Eisenstange schweben.“ Erst mit dem Neubau der Kirche 1893 wurde der Engel eingelagert, bis man ihn 1924 auf Initiative des Strumpffabrikanten Gustav Bach als Verkündigungsengel mit Spruchband wieder bei Krippenspielen und als Weihnachtschmuck nutzte, ab 1955 sogar mit elektrischer Christbaumbeleuchtung ausgestattet. Nach 1960 nochmals ausgelagert, ziert der Engel seit 2013 mit dem Spruchband „SOLI DEO GLORIA“ erneut den Chorraum.
Den letzten Teil der Weihnachtsengel lesen Sie in der kommenden Ausgabe unseres Anzeigers.