Taufengel von Hormersdorf hängt seit Anfang 2019 wieder in der Kirche; Foto: Gunter Lasch, Brünlos

Gunter Lasch, Zwönitz – OT Brünlos

Der nebenan in Hormersdorf 1711 von G. Ullrich gelieferte Engel hat eine auffallend gleiche „Lebensgeschichte“, was einen regen Austausch zwischen beiden Orten zum Thema Taufengel nahe legt. Ebenfalls zum Augsburger Jubiläum 1830 erfolgte in Hormersdorf der Wechsel des Taufgerätes. Die alte steinerne Taufe kam wieder zu Ehren, mit einem hölzernen Abschluss versehen, in dessen ovale Aussparung die Taufschale des ausgedienten Engels passte. Den über 100 Jahre eingelagerten Taufengel holten 1935 drei Mitglieder des Berg- und Pyramiden- Vereins vom Kirchboden. Am von ihnen umgestalteten Engel verewigten sie sich ganz altertümlich, indem sie ihre Namen, weitere Nachrichten sowie drei Münzen in einer Blechhülse im hölzernen Korpus versteckten, wie es einst mit Reliquien geschah. Der nunmehrige Weihnachtsengel schwebte etwa 25 Jahre im Gotteshaus, bis er um 1960 – just wie in Dorfchemnitz – auf den Pfarrhausboden verschwand. Beide Taufengel erlebten ihre „Auferstehung“, der Hormersdorfer 5 Jahre nach seinem Nachbarn. Er verkündet mittels Spruchband den die Weihnachtsbotschaft prägenden, allzeit geltenden Segenswunsch „Friede auf Erden“. Der Steinbacher Engel stammt wohl von 1715, wurde bis 1876 zum Taufen benutzt und später zum Verkündigungsengel umgearbeitet. Seine „Vita“ gleicht den vorgenannten Engeln. Steinbach punktet jedoch mit über 300 Jahren nahezu lückenloser Präsenz seines schwebenden Himmelsboten im Gotteshaus.

Taufengel von Steinbach, heute mit Spruchband Weihnachtsbotschaft verkündigend; Foto: Gunter Lasch, Brünlos

Die Lugauer Kreuzkirche besitzt ebenfalls einen Engel dieses Typus, der als einziger noch eingelagert auf Restaurierung wartet. Der einstige Taufengel im benachbarten Erlbach bleibt indes wohl für immer verschollen. Die Existenz dieser Skulptur war vor Ort nicht mehr bekannt und wurde vom Verfasser aus Aufzeichnungen des Freiberger Altertumsvereins ermittelt. Dort berichtet ein Vorstandsmitglied vom Besuch der Erlbacher Kirche und erwähnt einen „fliegenden Engel, der an der Kirchendecke hängt und anstelle des alten Taufsteins genutzt wird, indem man das Taufbecken auf die ausgestreckten Arme legt.“ Ein Zeitungsbeitrag von 1932 erhellt den weiteren Weg des Engels, der nach dem Verkauf durch die Kirchgemeinde Erlbach vom Tannenberger Handlungsreisenden Guido Bochmann mit zwei großen Lichterspinnen ausgestattet und so zu einem erzgebirgischen Schwebeengel für die Weihnachtsstube wurde. Das abgedruckte Foto ermöglichte es, die Figur der Zwönitzer Ullrich-Werkstatt zuzuschreiben. Leider verliert sich die Spur des Erlbacher Engels in Tannenberg in der Zeit um 1960 nach dem Tod des Besitzers. Immerhin belegt diese „Engelgeschichte“, dass Taufengel den Weg vom sakralen Kirchenraum in profane Weihnachtsstuben fanden. Dieses Thema soll demnächst vertieft werden.

Einstiger Taufengel von Erlbach im “Illustrierten Erzgebirgischen; Sonn – tagsblatt 3/1932“; Quellenhinweis/Belegfoto von Joachim Riebel, Leipzig; Informationen zu Guido Bochmann von Andreas Schreiber, Tannenberg, und Christoph Schröer, Geyer