Es ist traurig und ernüchternd zugleich. Bereits eine halbe Stunde nachdem das Landratsamt am Donnerstag voriger Woche per Pressemitteilung bekanntgab, dass im Pflegeheim „Bethlehemstift“ 48 Bewohner und 29 Pflegepersonen positiv auf Corona getestet wurden, war Zwönitz über mehrere Online-Kanäle in den Schlagzeilen. Und am folgenden Tag gaben sich die Nachrichtenagenturen und Fernsehteams die Klinke in die Hand. 6 verschiedene Teams wollten einen Live-Mitschnitt des Bürgermeisters, möglichst mit finsterer Miene angesichts eines angeblichen Katastrophenszenarios. Die Sensationslust hat sich von ihrer hässlichsten Seite gezeigt – und Zwönitz mittendrin. Ich sehe es als meine Aufgabe als Bürgermeister an, sachlich zu informieren, wohl wissend, dass sich reißerische Meldungen in der digitalen Welt viel weiter verbreiten. Fakt ist, dass in Zwönitz die nachgewiesenen Corona-Fälle sprungartig auf 87 angestiegen sind, was einem Quotienten von 725 pro 100.000 Einwohnern entspricht. Somit liegen wir weit jenseits der Vergleichswerte im Erzgebirgskreis (72), Sachsens (57) und Deutschlands (96). Wir sind in eine Region aufgestiegen, in der sich die Mittelwerte der am stärksten betroffenen Landkreise befinden. Aber Dramatik ist immer noch nicht angebracht. In lediglich 26 Kilometer Entfernung gibt es einen Ort mit einem Quotienten von mehr als 1.800 und dieser Ort wurde vom Landkreis Zwickau noch nicht unter Quarantäne gestellt. Sicherlich kann auch ich die zukünftige Entwicklung nicht vorhersagen, aber nach Information des Landrates sind momentan für Zwönitz keine schärferen Maßnahmen angesagt, als die für ganz Sachsen geltenden Einschränkungen. Aber das Pflegeheim steht seit Anfang April unter Quarantäne. Es wurden für die Bewohner durch Schleusen getrennte Bereiche gebildet, um eine weitere Ausbreitung der Viren zu verhindern. Es gilt eine striktes Betretungs- und Aufnahmeverbot. Unser Mitgefühl gilt den mittlerweile über 100 dort Erkrankten und den Angehörigen der 6 Verstorbenen. Unser besonderer Dank gilt jenem Pflegepersonal, welches sich in diesen schweren Zeiten um das Wohl der Bewohner kümmert, auch auf die Gefahr hin, selbst zu erkranken. Für die Bürgerinnen und Bürger besteht dann keine erhöhte Gefahr, wenn sie die mittlerweile allseits bekannten Hygieneempfehlungen beachten und sich strikt an die Vorschriften der Corona-Schutz-Verordnung halten. Das Ordnungsamt geht nun noch häufiger auf „Corona- Streife“ und überprüft deren Einhaltung. Aus der überwältigend großen Diskussion über Facebook und weiteren Reaktionen kann ich entnehmen, dass sehr viele Zwönitzer dies aktuell für ausreichend erachten. Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Osterfest. Nutzen Sie das herrliche Frühlingswetter und gehen Sie an der frischen Luft spazieren. Gehen Sie aber außerhalb von häuslichen Gemeinschaften maximal zu zweit und halten Sie den vorgeschriebenen Abstand von 1,5 Metern ein. Dann wird sich hoffentlich mein Wunsch erfüllen – Bleiben Sie gesund.

Wolfgang Triebert
Bürgermeister