Wer im Sommer bei hohen Temperaturen durch unsere schöne Zwönitzer Innenstadt spaziert, genießt sicher die kleinen fließenden Brunnen, welche hier und da in der Stadt ihr kühlendes Nass spenden. Nicht, dass jetzt jemand glaubt, es handele sich dabei um Trinkwasser. Dem ist nicht so. Aber eine kleine Abkühlung für Hände oder gar Füße mit frischem Stollnwasser tut gut. Alle Brunnen lassen sich auf einem kleinen Rundgang erkunden. Dieser ist besonders für kleine oder müde Füße zu empfehlen. Wir beginnen den Rundgang vor dem Rathaus, wo sich der erste Brunnen befindet. Seinen Platz bekam dieser bei der Umgestaltung des Marktplatzes 1999. Hier laden auch Bänke zum Verweilen ein.

Durch die Lange Gasse geht es weiter vorbei an den Läden der Innenstadt zum Nachtwächterdenkmal. Ein von Claus Döhler im Jahre 1999 aus Erz gegossener Wächter erinnert an die Tradition der Nachtwächter in unserer Stadt. Von dort wenden wir uns Richtung Mühlberg. Hier erwartet uns ein Brunnen, der in seiner Gestaltung an eine Mühle, welche im 15. Jahrhundert hier gestanden hat, erinnert. Aus einem vier Tonnen schweren Stein aus Blauthaler Granit fließt Wasser auf ein in den Stein gehauenes Mühlrad. An der Brunnenwand erinnert ein Relief an Matthes Enderlein. Er wurde 1493 in der damaligen Mühle geboren, besuchte 1518 die Universität Leipzig und war dann Rektor der Schneeberger Lateinschule. Er gilt als Begründer des europäischen Bergrechts, da er in seiner Wirkungszeit in St. Joachimsthal viele bergjuristische Werke verfasste. Auch an diesem Brunnen finden wir Bänke zum Verweilen. Weiter geht es bergauf bis zur Alten Schulstraße. Dort geht es nach rechts und nach nur wenigen Schritten sieht man den wunderschönen „Pferdebrunnen“ auf dem Neumarkt. Dies ist der jüngste Brunnen auf dieser Runde. Die Brunnengestaltung ist den Pferden gewidmet. Neben dem stolzen Roß auf der Wassersäule erzählen Relieftafeln die Nutzung der Pferdestärken. Am Straßenrand erinnert eine Gusstafel an die Ehrung „Pferdefreundlichste Gemeinde“, welche Zwönitz im Jahr 1998 erhielt. Wieder bieten uns Bänke die Möglichkeit einer kleinen Rast.

Brunnen auf dem Mühlberg

Stolz thront ein Roß auf dem Pferdebrunnen.

Weiter geht’s die Kirchstraße entlang. Mit etwas Glück sind die Türen der Trinitatiskirche geöffnet und erlauben uns einen Blick in das Innere der barocken Kirche. Von der Kirchentür geht es weiter in Richtung Pfarrgasse, welche uns vorbei am Spielplatz auf die Alte Schulstraße zurückführt. Hier steht der ursprünglichste aller Brunnen. So wie dieser Steinbottich haben im 15. Jahrhundert einige Tröge der Zwönitzer Bevölkerung zur Wasserversorgung gedient.

Brunnen auf der Alten Schulstraße

Weiter in Richtung Markt, vorbei an der Annaberger Bäckerei bis zur Heinrich-Heine-Straße führt der Weg zu einem kleinen Häuschen mit Feldsteinen. Es ist das Herzstück der Zwönitzer Röhrenwasseranlage, hier wird Stollenwasser gesammelt und verteilt. Diese Zwönitzer Röhrenwasseranlage geht vermutlich bis in die Zeit der Stadtgründung zurück. 1519 wurde erstmals der „Hilfe-Gottes-Stollen“ am Oberen Anger (Platz der Deutschen Einheit) für die Wassergewinnung genutzt. Ein grundhafter Ausbau des ursprünglich über 600 m langen Stollns zu diesem Zweck erfolgte 1809/10. Vor dem Bau der Zwönitzer Wasserleitung 1898 waren 35 Häuser an der Anlage, deren Verteilerhäuschen seit 1866 hier steht, angeschlossen. Weitere Bottiche standen u.a. auf dem Anger, in der Kirch- und in der Schulstraße. Ende der 20er Jahre gab es noch 15 Anschlüsse, 1993 waren es 6. Danach verfiel die Anlage. Durch ABM-Mitarbeiter und mit erheblichen Mitteln der Stadt Zwönitz wurde 1993/94 die gesamte Anlage rekonstruiert und das Wasserhäuschen nach alten Vorbildern wiedererrichtet. Dabei wurde das mittelalterliche Wasserteilersystem mit einem Behälter und Abgangsbohrungen in gleicher Höhe beibehalten.

Wasserhäuschen auf der Heinrich-Heine-Straße. Durch die großen Fenster sieht man die Wasserbottiche und wer genau schaut, liest auf einem kleinen Schildchen „Pferdebrunnen“.

Am 30.04.1994 übergibt Uwe Schneider die neue Röhrenwasseranlage am neu errichteten Wasserhäuschen. Quelle: Zwönitzer Wochenblatt 20/1994

Auch wenn der Sommer vorbei ist, kann man den „Stadtrundgang entlang der Zwönitzer „Fließ- Brunnen“ genießen und dabei ebenfalls wunderschöne „Herbstmotive“, wie hier am Mühlberg- Brunnen, entdecken.