Gottlieb Thierfelder (*1725, . 1818), Häußler und Tischler war in Niederzwönitz im väterlichen Haus BrdKat Nr 7 (heute Niederzwönitzer Str. 8) ansässig. Er heiratete am 29.05.1749 eine Maria Rosina Viehweger aus Zwönitz. Am 10. März 1750 kam als 1. Kind des Paares der Sohn gleichen Namens Gottlieb zur Welt. Über diesen Sohn ist in den Unterlagen der St.Johannis-Gemeinde folgendes (hier gekürzt) zu lesen. „Dieses Kind ist mit einer doppelten Hasen-Scharte [heute Gaumenspalte] geboren worden. Ein fremder Operateur namens Westes wollte dieses Kind den 17.03.1750 schneiden [operieren], deswegen Tags vorher in der Kirche eine Vorbitte gethan wurde, doch ist es dazumal nicht fortgegangen [geschehen]. Nach der Zeit ist solches am 16.11.1750 mit Gott, durch Herrn Christian Gottlieb Mäyern, Bader und Chirurg in Zwönitz vorgenommen worden, nach vorhergegangenen Vorbitte in der Kirche bemeldten Tages.“ Vater Heinrich Meier (Mäyer) wirkte, wie ebenfalls Sohn Christian Gottlieb Meier, als Bader und Chirurg. Beide wohnten in der Zwönitzer Badergasse BrdKat Nr 48 (heute Alte Schulstraße 8). Auch Bader mußten vor ihrer Zulassung eine 4 bis 8 jährige Ausbildung absolvieren, denn es wurde von ihm nicht nur das simple Füllen eines Wasserzubers erwartet. Nötig waren Fertigkeiten zum Rasieren, Haare schneiden, Bäder zubereiten, Aderöffnen, Schröpfköpfe setzen, Wundversorgung. Pflasteranlegen, Arm- Beinschienen anlegen, auch Zubereiten von Salben, Kräutertees, Abführmittel etc. Die Lehrzeit eines Chirurgen dauerte entsprechend länger. Sie eigneten sich Wissen und Fertigkeiten bei fremden „Medizinern“ an mehreren Orten, oft während der Wanderschaft an. Examiniert wurden sie von einem Gremium approbierter, bestätigter Medicus/Chirurgen. „Die Scharte [ward] auf der rechten Seite des Mundes geschnitten, solches mit 2 Nadeln geheftet und die Operation gar glücklich verrichtet. Doch hat sich ein Fehler bei solcher Operation ereignet, daß die Scharte nicht genug ausgeschnitten gewesen und demnach ist Haut stehen geblieben, daß zwar unten sehr zugeheilet doch oben an der Nase ein Löchlein geblieben. Nachdem aber dieser Herr Mäyer des 21. Januar 1751 die andere Operation wiederum verrichtet, ist auf die gleiche Art, sowohl in der Kirche als auch zu Hause Gott herzlich um Gnade, Gedeihen hierzu angerufen worden, sodann hat auch der Operateur auf gleicher Weise die anderen Scharte auf der linken Seite tractiert und zugleich das Löchlein auf der rechten Seite ebenfalls mit ausgeschnitten und es hernach miteinander zusammengepreßt daß es so vollends gänzlich wiederum zusammenheile. Gott gebe das alles wohl gelingen möge! Jedoch das Löchlein ist inwendig etwas einer Nagelkappe groß offen geblieben, auswendig aber ist die Öffnung größer und mag so wiederum nicht ganz sehr ausgeschnitten worden.“ Leider wird nicht berichtet wie hoch sich das Honorar des Baders für diesen erfolgreichen Eingriff belief. Eine obschon bemerkenswerte, aber keinesfalls selten durchgeführte Operation. Der ehemalige (kindliche) Patient Gottlieb hat am 08.09.1782 geheiratet, ebenfalls das Tischlerhandwerk erlernt und zeugte in der Ehe fünf Kinder. Gottlieb Thierfelder wurde am 09.11.1824 Wittwer und starb am 20.09.1832 an Altersschwäche. Stefan Schneider Heimatforschung EZV Zwönitz Januar 2022

Foto: Zunftschild der Bader (laut Wikipedia) Ein ähnliches Schild könnte in der Badergasse am Haus 48 gehangen haben.

Werkzeug eines Wundarztes/Chirurgen