Nicht unwesentlich ist in dem Zusammenhang die Glaubensfrage im Lande in der Zeit um 1545. St. Joachimsthal war wie die Schlicks und Enderlein lutherischen, der König Ferdinand I aber katholischen Glaubens. Die Lage eskalierte im sogenannten Schmalkaldischen Krieg, der in die Geschichte als Glaubenskrieg (1546-1547) einging. Kursachsen und der Schmalkaldische Bund unterlagen in diesem Streite und die Sieger, der Habsburger Kaiser Karl V. und sein Verbündeter Herzog Moritz von Sachsen, teilten die Kriegsbeute unter sich auf. Schon während des Krieges haben der Habsburgische König von Böhmen und Herzog Moritz von Sachsen in geheimer Mission am 14. Oktober 1546 um die Städte gefeilscht, in deren Ergebnis aus der Tettauer Herrschaft Schwarzenberg, die Bergstädte Platten und Gottesgab zur Krone Böhmens geschlagen wurden. Erst im Sommer des Jahres 1558 wurde die Staatsgrenze auf der Grundlage des Schneeberger Vertrages (abgeschlossen am 26.10.1556) durch Grenzsteine markiert. 1548 schrieb Enderlein die St. Joachimsthaler Berggebräuche nieder. Gesundheitlich und finanziell war es bei ihm nicht zum Besten bestellt. Von 1548 bis 1550 befasste sich Enderlein mit der Übersetzung des lateinisch verfassten – jus regale montanorum – (des Bergrechts von Wenzel II) ins Deutsche. Nachfolgend sei hier der Schriftnachweis der Übersetzung der Bergordnung mit dem Original Wortlaut auf dem Deckblatt der Akte zitiert: „Berckrecht König Wenzelslai des Sechsten in Boheimb welche Matthes Enderlein Röm.Kayserl. Majest. Amtsverwalter in St. Joachimsthal aus dem Latein ins Deutsche gebracht und zusammen geordnet hat Anno 1548“ Enderlein hatte auch speziell dazu eine Vorrede gefertigt (leider ohne Datum) die Original wie folgt lautet: „Vorrede Matthes Enderleins Bergamtsverwalter in St. Joachimsthal“ Aufgrund andauernder Krankheit bat Matthes Enderlein am 19. Februar 1549 um Entlassung vom Amt des Bergmeisters. Er geriet in Schulden. Seit dem 2. März 1550 war Matthes Enderlein – Kaiserl. Königl. Majestäts-Bergamtsverwalter in St. Joachimsthal (die Unstimmigkeiten in den Jahresangaben für ihn konnten wir nicht klären). Er musste dabei zusätzlich ein Jahr das verwaiste Amt des Bergmeisters nebenher mit verwalten. Er wurde Stellvertreter des obersten St. Joachimsthaler Beamten, des Berg-Hauptmanns Bohuslaus Felix von Hassenstein. Mit diesem Amt erfuhr er eine bedeutende Rangerhöhung. Es folgten wenige Jahre des Aufschwungs für Enderlein. Vom Anfang als Bergmeister im Jahr1537 bis 1550 konnte Enderlein auf eine recht erfolgreiche Tätigkeit verweisen. Unter ihm sind 199 Zechen mit 44 Gängen fündig geworden. 1.136.448 Taler sind als Gewinn zur Austeilung gekommen! Auszug eines Schreibens von König Ferdinand I von 1550 mit der Bitte Matthes Enderlein und Griginger nach Wien zu entsenden. (Nationalarchiv Prag) Vom 26. April 1550 liegt uns ein Schreiben (Kopie vom Original) von König Ferdinand I. vor, gerichtet an den Berghauptmann von St. Joachimsthal. Der König bittet darin mit Nachdruck die Herren Matthes Enderlein und Griginger, sich nach Wien zu begeben. Dort sollten sie für Niederösterreich und das Königreich Ungarn eine Bergordnung errichten. Es heißt, sie mögen sich umgehend in der Niederen Kammer in Wien melden und „Für die Versorgung ist von ihnen genügend Proviant mit zu führen.“ Unterzeichnet mit Originalhandschrift von König Ferdinand I. Unser Dank gilt Herrn Magister Jan Kahuda, PhD. vom Nationalarchiv Prag (Tschechien), der dieses Schreiben für die Arbeit zu Matthes Enderlein uneigennützig und kostenlos zur Verfügung stellte. Wir wissen nicht, ob die beiden Männer gereist sind und wie die Sache ausging. Darüber schweigen die Akten. Sie werden sich aber schwerlich der Aufforderung des Königs entzogen haben. Es gibt aber eine Information, die belegt, dass Enderlein doch etwas bewerkstelligt haben muss. König Ferdinand I. hat ihn, vielleicht in Anerkennung seiner Verdienste, am 20. Januar 1552 geadelt (nobilisiert). Er durfte sich von da an „Matthes Enderlein vom Burgstadtl“ nennen. Wieso und warum Burgstadtel? Enderleins Vater betrieb in Zwönitz neben dem Müllerhandwerk auch eine Schleifhütte, wo mit Schmirgelstein stumpfe Werkzeuge und Schwerter geschärft wurden. Noch heute heißt bei alteingesessenen Zwönitzern die abzweigende Gasse auf dem Mühlberg “Schleifgassel“, obwohl die Gebäude längst nicht mehr vorhanden sind. Laut Geschichte wurde der Schmirgelstein auf der Flur des Elterleinischen Dorfes „Burgstädtl“ nahe Zwönitz, durch Abbau gewonnen. Trotz Nachforschungen kann heute niemand mehr sagen, wo sich die Gesteinsanomalie „Schmirgel“ befand. Pate für den Namen könnten auch ein Burgstadtel in Böhmen im Duppauer Gebirge und eins in der Gegend der Egerfurt bei Rodisfurth/Rodisov in Böhmen gestanden haben. Am 31. Mai 1552 heiratete Enderlein eine Margareta Weinmann. Über sein Privatleben und seine Familie enthielt das uns verfügbare Material für den relevanten Zeitraum wenig erhellende Fakten. 1553 erkrankte Enderlein ernsthaft. Am 8. Januar 1556 erwähnt er eine fast zweijährige schwere Krankheit und finanzielle Probleme. Am 21. Oktober 1556 ist der Sohn der Stadt Zwönitz, Matthes Enderlein, mit 63 Jahren in St. Joachimsthal zur ewigen Ruhe eingegangen. Sein Freund und Kantor Nikolaus Hermann hat seinem geliebten „Herrn, Freund und Gefatter “ zwei Epitaphe von rührender Schlichtheit geschaffen. Durch Zufall war es möglich, 2021 mit dem ehemaligen Bürgermeister von St. Joachimsthal Herrn Rüdiger Eisenstein zu sprechen. Da dieser zurzeit in den Kirchen von St. Joachimsthal Werterhaltungsarbeiten und Restaurierungen durchführte, lag es nahe, nachzufragen, ob die Epitaphe für Enderlein noch vorhanden sind. Wie sich herausstellte, existiert von den alten Sachzeugen nichts mehr. Der Zahn der Zeit unter den wechselnden Gesellschaftsordnungen von damals bis heute hat dies dem Vergessen Anheimfallen lassen. Das letzte Werk von Enderlein „Von des Bergwerks Nutz und Erhaltung“ welches er nicht mehr vollenden konnte, wurde von seinen Söhnen Lazarus und Andreas 1560 dem Kurfürsten August von Sachsen gewidmet. Sie waren es auch, die die Arbeiten des Vaters veröffentlichen ließen. Lazarus erwarb an der Universität Erfurt den Grad eines Lizentiaten . Zu Lebzeiten von Matthes Enderlein wurde von ihm nichts veröffentlicht. In der Wiederspiegelung der erfolgreichen Bergbaugeschichte von St. Joachimsthal wurde der Person Enderleins so das leidige Schicksal eines „No-Name“ beschieden. Zwischen 1561 und 1574 wurden im Taufregister der Stadt St. Joachimsthal zwölf Neugeborene mit dem Familiennamen Enderlein genannt. Im 20. Jahrhundert ist nach der neuesten Einwohnerliste von St. Joachimsthal der Name Enderlein nicht mehr vertreten. Wilhelm Weizsäcker schreibt in den von Erich Gierach 1934 herausgegebenen „Sudetendeutschen Lebensbilder“ Band 3. „So formt sich in Enderleins letztem Werk die Summe seiner vielfachen Betätigungen zu einer Einheit zusammen. Es ist sehr zu bedauern, daß es nicht möglich ist, das Bild dieser sympathischen Persönlichkeit mit lebendigeren Zügen zu zeichnen. Aber auch das Wenige, was wir wissen, reicht hin, um in Matthes Enderlein einen Mann zu erkennen, dessen hochverdienstliche Tätigkeit im deutschen Bergbau unserer Heimat wohlerworbenen Anspruch auf Erinnerung und Würdigung hat.“. Aus der Zwönitzer Linie der Enderleins stammt auch der Verfasser des Buches über das Zisterzienserkloster in Grünhain, Dr.Lothar Enderlein aus Hellerau bei Dresden, welches 1934 erschien. Er befasste sich mit der Sippenforschung, sowie den Familienwappen derer von Enderlein, aber auch mit dem Münzrecht und Münzmeistern nebst Bergbau. Es nimmt nicht Wunder, dass er mit David Enderlein, einen Neffen von Matthes Enderlein aus Zwönitz gefunden hat. David Enderlein war in St. Joachimsthal kaiserlicher Amtsverwalter von 20.10.1567 bis 31.10.1570 und ist daselbst verstorben. Als Herkunft der Urväter wird das Rheinland vermutet. Matthes Enderlein ist Namensgeber für eine Straße in Zwönitz und seit 1997 trägt die frühere POS „Friedrich Engels“ nun den Namen „Matthes-Enderlein-Gymnasium“. Die Stadt Zwönitz hat ihrem Sohn ein würdiges Denkmal gesetzt. Jürgen Viertel EZV Zwönitz AG Heimatforscher 2022 Quellen: Sind beim Verfasser einsehbar