Der Sozialverband VDK Deutschland ist der größte Sozialverband Deutschlands, der sich insbesondere der Gleichberechtigung von Menschen mit Handicap und sozialer Sicherung verschrieben hat. Im Rahmen eines gemeinsamen Tests des ERZmobils von Menschen mit Handicap, dem Projekt „ÖPNV für alle“ des SV Sachsen und dem Team des ERZmobils, wurde am 18.05.2022 die barrierefreie Nutzung des ERZmobils erprobt. Nachdem der Sozialverband bereits bei der Entwicklung des ERZmobils viele nützliche Hinweise gegeben hat, ging es jetzt vor allem um einen Praxistest. Dafür kamen auf Einladung des VdK auch ein Rollstuhlfahrer (Falk Friedrich, im Bild rechts) und eine blinde Nutzerin nach Zwönitz. Nach der Ankunft am Bahnhof wurde die Rampe des ERZmobils ausgeklappt, der Rollstuhl mit zwei Gurten gegen Zurückrollen gesichert und in das Fahrzeug geschoben. Nachdem der Rollstuhl mit zwei weiteren Gurten verzurrt wurde ging es an die Sicherung des Rollstuhlfahrers. Dafür wurden Rückenlehne und Kopfstütze eingestellt und Becken- und Schultergurt angelegt. So gesichert darf das aufwendige Umsteigen aus dem Rollstuhl ins Auto entfallen und man kann direkt im Rollstuhl sitzen bleiben. Bei einer kleinen Probefahrt zum Markt wurde dieser absolut sichere Eindruck bestätigt. Ein Vorteil des ERZmobils ist dabei, dass über die Rampe Fahrgäste auch an nicht barrierefreien Haltestellen bequem ein- und aussteigen können. Selbst mit einem Rollator ist der Zustieg somit unproblematisch möglich. Um diesen Service nutzen zu können, genügt ein kleiner Klick bei der Buchung der Fahrt. In der App kann explizit ein Rollstuhlplatz reserviert werden. Da sich durch die Nutzung des Rollstuhlplatzes die Anzahl der zur Verfügung stehenden Sitzplätze von 6 auf 4 reduziert, ist diese Angabe nicht nur für die Berechnung der Fahrzeit wichtig. Auch aus der Perspektive von Menschen mit Sehbehinderung ist das ERZmobil an sich gut nutzbar. Haltegriffe, Einstieg und Sitze sind gut erreich- und tastbar. Eine Orientierung ist somit kein Problem. Einzig die App sollte noch etwas optimiert werden. Ein Problem war zum Beispiel der zu geringe Kontrast des Textes und der Wunsch der Einbindung einer Schnittstelle für spezielle (Vor-)Lesegeräte. Als Fazit kann man ziehen: Auch für Menschen mit Behinderung ist das ERZmobil eine sehr gute Ergänzung zum öffentlichen Nahverkehr! In manchen Situationen sogar eine deutliche Verbesserung. Wer überlegt, den ÖPNV und das ERZmobil zu testen, der Zeitraum Juni-August ist durch die Einführung des 9 €-Tickets optimal. Für 9 € kann man deutschlandweit einen Monat lang den Nahverkehr nutzen, im ERZmobil ist nur noch der „Komfortzuschlag“ von 50 Cent fällig. Dafür kann man unabhängig vom regulären Fahrplan und der bekannten Linienführung zwischen zwei beliebigen Haltestellen des ERZmobils wählen. Weitere Haltestellen sind ab Mitte Juni geplant. Alle Tickets gibt es auch beim Fahrer des ERZmobils und zwar mit Bar- und Kartenzahlung.