Anlässlich des Jubiläums der Wettin-Buche auf dem Ziegenberg trafen sich am 17. Oktober Heimatforscher des EZV-Zwönitz bei einer Flasche Bier und guten Gesprächen, um an den denkwürdigen Tag der Pflanzung zu erinnern. Auf den Tag genau vor 25 Jahren pflanzten sie nahe dem Denkmal in Anwesenheit von Prinz Albert von Sachsen eine der wohl letzten Bäume, die an das ehemalige sächsische Herrscherhaus erinnern. Mit gelinden Schrecken nahmen die zehn auf dem Ziegenberg anwesenden Heimatfreunde wahr, wie unterschiedlich doch die Erinnerungen an dieses Erlebnis an denen sie selbst beteiligt waren abzurufen waren. Letztlich einigte man sich auf folgende Fakten: Die Buche ist gewachsen, die Pflanzer sind älter geworden. Dass eine Königliche Hoheit aus Sachsen nach 90 Jahren von vielen unerwartet wieder in Zwönitz auftauchte – der letzte offizielle Besuch fand 1907 statt – mag verwundern, war aber einem banalen Ereignis zu verdanken. Die rührige Siegried Lindner von der Stollberger Buchhandlung „Wort und Werk“, heute „Buch und Kunst“, hatte für den 25. Juni 1993 zu einer Buchlesung zur Geschichte des sächsischen Herrscherhauses Wettin eingeladen. Referent war der Autor des 1989 verlegten Buches „Die Albertinischen Wettiner“, Dr. Albert, Prinz von Sachsen, Herzog von Sachsen. Begleitet wurde er von Gattin, Prinzessin Elmira von Sachsen. Wie ich mich erinnere, war ich mit einigen Zwönitzer Heimatforschern, darunter Karl-Heinz Triemer, in Stollberg und schon auf der Hinreise tauchte dabei auch der Wunsch nach Wiederherstellung der Wettin-Tafel aus dem Jahre 1889 auf. Sie war 1945 von den unter sowjetischen Befehlen stehenden Stadtvätern von der Fassade des Rathauses entfernt worden. So kam es, dass ich am Ende der Veranstaltung im Gespräch mit beiden Hoheiten erste Kontakte knüpfte und sie auch nach Zwönitz einlud. Wertvolle Unterstützung erhielten wir in der Folgezeit von Frau Dr.med. Schnick, der Tochter der in Zwönitz gut bekannten Müller-Dorle und ihrem Gatten. Es dauerte bis 1997, als sich ein guter Anlass anbot: die Einweihung unseres rekonstruierten Rathauses. Wie noch erinnerlich, hatte der Stadtrat die Sanierung lange verzögert, galt es doch bei begrenzten Finanzen zuerst das Straßenelend zu beseitigen, für sauberes Trink- und Abwasser zu sorgen und die Erschließung des Gewerbegebietes voranzutreiben. 1997 war dann endlich im Zuge der Umgestaltung des Marktes auch die äußere Fassade unseres Rathauses an der Reihe. Dabei erhielt unser wieder begehbarer Turm eine Berglocke aus Meißner-Porzellan, auch schufen unsere beiden Holzbildhauer Dieter Huch und Frank Salzer Skulpturen der vier Zwönitz prägenden Persönlichkeiten, die seit dem im Mehrstundentakt im Turm ihre Runde drehen. Dank der Spendenbereitschaft der Bürger, die mit mehr als 50.000 DM zur Ausgestaltung der Turmes beitrugen, war es auch möglich, die 1945 vernichtete Wettin-Tafel nach mehreren Entwürfen – leider gab es kein Foto vom Original – wieder anzubringen. Es bot sich förmlich an, für den Akt der Enthüllung des vom Kunstgießer Döhler aus Sosa geschaffenen Kunstwerkes, Prinz Albert von Sachsen zu gewinnen. Dieser kam unserer Bitte nach und quartierte sich mit Gattin Prinzessin Elmira für drei Tage im Hotel „Roß“ ein. Beide Hoheiten erlebten unvergessliche Tage, gekrönt vom Jubel der Zwönitzer bei ihrem Empfang durch unsere Blauen Schützen, ganz sicher aber bei der Vereidigung der ersten Zwönitzer Nachwächter seit 1879 am Folgetag. Von vielen Bürgern kaum bemerkt, hatte sich bereits am Vormittag des 17. Oktober ein weiterer Höhepunkt des Besuches der Hoheiten vollzogen: die Pflanzung der Wettin-Buche auf dem Ziegenberg. Anlass war das 30. Jubiläum der Zwönitzer Heimatforscher und ihrem Wunsch, aus diesem Anlass einen Baum zu pflanzen. Was lag näher, als die beiden königlichen Hoheiten dabei einzubeziehen. Schon einmal, nämlich 1864, hatten unsere Vorfahren in Anwesenheit des damaligen sächsischen Königs Johann die „Königstanne“ an der Geyrischen Straße gepflanzt. Kein Wunder, dass die Bitte der Heimatforscher des EZV in das Besuchsprogramm aufgenommen wurde. Bei sonnigem „Kaiserwetter“ starteten Elvira Haberkorn, Stadtverwaltung, Dietmar Weigel BUND und Stefan Schneider, Heimatforscher und Autor einer dem Paar übereichten Dokumentation über Besuche des Hauses Wettin in Zwönitz, mit den Hoheiten zur Fahrt durch Zwönitz. Vorbei am Sportzentrum, der Kirche St. Peter und Paul, der Königslinde an der St. Blasius- Kirche, der Walther-Mühle und der Werkstatt von Frank Salzer ging es über das Gasthaus „Moosheide“ zum Ziegenberg. Mit Freude und Anerkennung bewunderten Prinz und Prinzessin die seit 1990 wieder entstandenen heimatkundlichen Anlagen: Reiter ohne Kopf, Arme-Sünder- Brunnen und das rekonstruierte Denkmal zur Reichsgründung 1871. Ganz in seiner Nähe wurde um 9.25 Uhr das neu gepflanzte Bäumchen als Wettin-Buche getauft. Die königlichen Hoheiten griffen zur Gießkanne und wünschten gutes Gedeihen des Symbols zur Wiederherstellung einer Verbundenheit der Zwönitzer und dem Haus Wettin. Nach Besuchen des Wasserfalls an der Sendigmühle, der Königstanne, des Naturschutzstützpunktes, der Gebhardtschen Sammlung und dem Technischen Museum „Papiermühle“ endete das umfangreiche Programm, abgelöst von einer vierspännigen Kutschfahrt mit Gotthard Schremmer, der die Gäste zum Empfang auf dem Marktplatz führte. Erwähnenswert auch, das ein Jahr später die Hoheiten die Zwönitzer Hutzentage erlebten. Zur Vollständigkeit gehört auch dazu, dass genau ein Jahr später die Heimatfreunde einen von Dietmar Weigel beschafften Stein setzten, den Frau Benedicta Paulig später mit einer Inschrift versah. Es wäre vielleicht sinnvoll, darüber nachzudenken, wie der Kontakt mit dem ehemaligen Herrscherhaus wiederbelebt werden könnte, zumal nach dem Ableben Prinz Alberts, durch Prinz Rüdiger (*1953) und seinen drei Söhnen die Nachfolge der Albertiner im Mannesstamm gesichert ist.

Uwe Schneider EZV

Der historische Augenblick vor 25 Jahren.