Weiter heißt es in den Stundenrufen: „Menschenwachen kann nichts nützen, Gott muss wachen, Gott muss schützen. Herr, durch Deine Güt’ und Macht schenk uns eine gute Nacht!“ Nach 2006 fand in Zwönitz zum zweiten Mal das große Treffen der Europäischen Nachtwächter- und Türmerzunft vom 18. bis zum 21. Mai statt. Normaler Weise gibt es ein solches Treffen jedes Jahr in einem Ort, wo Mitglieder der Zunft tätig sind. Auf Grund der Corona-Pandemie mussten die letzten drei Treffen 2020 in Gundelfingen, 2021 in Bad Königshofen und 2022 in Gengenbach abgesagt werden. Um so mehr freuten sich alle auf Zwönitz. Von den anfangs 100 angemeldeten Zunftbrüdern reisten letztlich 80 von ihnen an. Sie kamen zum großen Teil mit ihren Begleitpersonen aus der Schweiz, den Niederlanden, Polen, Dänemark, der Tschechischen Republik und Deutschland. Die Zunft hat zurzeit 170 Mitglieder in acht Ländern Europas. Leider konnten die Vertreter von Frankreich und Österreich dieses Mal nicht dabei sein. Nachtwächter und Türmer sind den meisten Leuten aus dem Mittelalter bekannt. Damals hatte wohl fast jeder Ort solche beschützende Diener. Ausgerüstet mit Hellebarde, Morgenstern oder Saufeder als Waffe zum Selbstschutz und zur gleichzeitigen Handhabung bei Feuersbrünsten, einem Signal- und Feuerhorn zur Alarmierung der Obrigkeit und Bevölkerung. Mit einer Laterne, um sich in der Finsternis zurecht zu finden und einer allen Wettern trotzenden Bekleidung versahen sie damals ihren unabdingbaren Dienst. „Hört ihr Leut´ und lasst euch sagen…“ hörte man oft in den letzten Tagen zum 38. Europäischen Nachtwächter- und Türmerzunfttreffen in Zwönitz Weil es sich dabei um ein uraltes Handwerk handelt, welches über die Jahrhunderte von Nöten war, um in den Städten und Dörfern für Ruhe, Ordnung und Sicherheit zu sorgen, entwickelte sich diese Dienstleistung zu einer Tradition. So gibt es heute noch Orte, wie beispielsweise das schweizerische Lausanne, wo das Türmeramt sogar familiär weiter gegeben wird. Im elsässischen Frankreich ist es bei den Nachtwächtern der Fall. Diese Traditionen zu wahren und zu pflegen, ist und bleibt das Hauptanliegen unserer Zunft. Mit unserem Tun und Lassen wollen wir den Leuten von heute zeigen und vermitteln, welche wichtige und zugleich auch anstrengende Tätigkeit das war, so ein Amt auszuüben. Immer nachts bei allen Wettern von spät abends bis früh morgens wachsam zu sein, forderte den ganzen Mann. Natürlich sind die Aufgaben der Nachtwächter und Türmer in heutiger Zeit bei weitem nicht so verantwortungsvoll und anstrengend wie im finsteren Mittelalter, gleich wohl gilt es als Amtsperson für ein gerüttelt Maß an Vernünftigkeit zu sorgen. So stand auch das vergangene Zunfttreffen in Zwönitz unter dem Motto der Traditionswahrung und -pflege. Es sollte nicht nur den Bürgern der Stadt Zwönitz mit seinen schönen Ortsteilen zeigen, wie traditionelles Tun bewahrt und in die Zukunft getragen werden kann. Nein, die gesamte Destination Erzgebirge sollte daran teilhaben. Auch wenn dieses Mal im Gegensatz zu 2006 nicht mehrere Tausende Besucher an diesen Tagen unsere alte Bergstadt bevölkerten, war es doch ein bestens gelungenes Fest für Auge und Ohr.

Am Freitagnachmittag gedachte eine Abordnung der Zunft auf dem Friedhof der St. Johannisgemeinde am Grab von Eberhard Helbig, ehem. Nachtwächter der Stadt Zwönitz 1997-2006. Foto: Zunft

Los ging alles am Donnerstag zu Christi Himmelfahrt mit der Anreise der Teilnehmer. Im Brauereigasthof war der Empfang mit herzlicher Begrüßung und kleinem Imbiss nach zum Teil langer Fahrt aus den jeweiligen Heimatorten. Der Abend war einem gemütlichen Beisammensein im Brauereisaal vorbehalten. Dabei gab es jede Menge zu erzählen, schließlich hatte man sich teils mehrere Jahre nicht gesehen. Die Reuters, unsere Drehorgelspieler hatten Mitstreiter an ihrer Seite, wie die altbekannte Jubel Jette aus Berlin, mit denen sie gemeinsam für den musikalischen Rahmen sorgten. Unsere kleinen Nachtwächter sorgten mit ihrem Bühnenauftritt und den eigens neugelernten Versen für Begeisterung. Auch einige Zunftbrüder wurden musikalisch aktiv. Für den Freitag stand für alle der Besuch des Christlichen Erlebnisgartens in Brünlos mit sach- und fachkundiger Führung auf dem Programm. Wovon reichlich Gebrauch gemacht wurde. Zusätzlich konnten unsere Museen besucht werden oder man machte eine Erkundungstour mit Einkaufsbummel durch unsere Stadt. Am Abend hatte Bürgermeister Wolfgang Triebert zum großen Empfang in den Saal des Brauereigasthofes geladen. Das wollte auch der Schirmherr des Treffens, unser Landrat Rico Anton, nicht versäumen. Er Zwönitzer ANZEIGER Donnerstag, 1. Juni 2023 3 Stadtleben C M Y K war in Begleitung von Medienchef Erik Gläser und dem Landtagsabgeordneten der CDU für unsere Region Tom Unger gekommen. Neben den Zunftbrüdern und ihren Begleitpersonen waren auch zahlreiche Spender und Ehrengäste anwesend. So die Oberbürgermeisterin des nächsten Ausrichterortes 2024 aus Viersen/Dülken, deren Stadtmarketingverantwortliche sowie die Ortsbürgermeisterin von Dülken nebst Ehepartner. Gegen 18 Uhr startete dann ein minutiös gegliederter Ablaufplan mit Grußreden, musikalischen Teilen der Gesangsgruppe der „Zwönitzer Maad“, einem dreigängigen Speisemenü sowie Auftritt einiger Zunftmitglieder mit musikalischen oder sprachlichen Beiträgen. Gegen 21 Uhr starteten dann die vom Zeremonienmeister zusammengestellten Gruppen zu den Rundgängen durch die Innenstadt und die teilnehmenden Gaststätten. Der Samstag, dritter Tag des Treffens, hielt gleich zwei Höhepunkte und wesentliche Bestandteile bereit. Zum einen die Zunftsitzung, vergleichbar mit einer Jahreshauptversammlung und den großen nachmittäglichen Festumzug. Pünktlich um 10 Uhr begann der öffentliche Teil der Zunftsitzung im Brauhaussaal mit dem feierlichen Einzug unter Fanfarenklängen des Zunftmeisters. Zuvor hatten alle Zunftmitglieder in Dienstkleidung schon Platz genommen. Gleiches galt für das Publikum. Nach dem Einzug der beiden Bürgermeister aus Zwönitz und Viersen/Dülken wurden die neu aufzunehmenden Zunftbrüder durch den Zeremonienmeister Jan Petersen in den Saal geschickt. Eine kurze persönliche Vorstellung und ein Handschlag des Zunftmeisters besiegelte die Aufnahme. Nach der Präsentation für das Treffen 2024 folgte eine kurze Pause bevor der geschlossene Teil begann. Davon sei nur so viel zu berichten, dass neben Internas die Neuwahl eines Vizezunftmeisters stattfand. Gewählt wurde der Zwönitzer Werner Störzel.

Das Treffen der Europäischen Nachtwächter- und Türmerzunft wurde tatkräftig unterstützt von Landrat Rico Anton (3.v.l.) der die Schirmherrschaft übernahm, Tom Unger (3 v. r.) dem CDU-Landtagsabgeordneten der Region. Foto: Simone Bonitz
Aufbruch zu den abendlichen Stadtrundgängen durch die Zwönitzer Gasthäuser. Foto: Simone Bonitz

Dem Mittagessen in der Brauerei folgte ab 14.30 Uhr der Festumzug zum Obermarkt mit Aufstellung zum Gruppenfoto und anschließendem Salut-schießen der Königlich Privilegierten Schützengilde Zwönitz „Blaue Schützen“ e.V. per Kanone und mittels Gewehr. Schön, dass sie mit uns ihr dreißigjähriges Wiedergründungjubiläum feiern konnten.

Die Königlich Privilegierte Schützengilde Blaue Schützen“ e.V. Zwönitz grüßte mit Salutschüssen. Foto: Ralf Wendland
In Zwönitz wurden folgende Nachtwächter und Türmer feierlich in die Zunft aufgenommen. Von links nach rechts: Harald Knoop Nachtwächter in Husum, Albert Glauser Türmer in Bischofszell/ Schweiz, Kurt Müller Nachtwächter in Bischofszell/ Schweiz, Thomas Lainer Nachtwächter in Burkheim, Wolfgang Förster-Hahn Nachtwächter in Husum, Kevin Sean Burke Nachtwächter in Odense/ Dänemark, Thomas Adams und Oscar Batista beide Nachtwächter in Prag. Im Vordergrund sitzend der Zunftmeister Johannes Thier. Foto: Simone Bonitz
Drehorgelfreunde und Schaulustige erwarten den Festumzug am Samstagnachmittag in der Zwönitzer Innenstadt. Foto: Simone Bonitz

Denn nach zahlreichen Bühnenauftritten der Zunftbrüder trugen sie mit einem historischen Spektakel zum einem äußerst unterhaltsamen Nachmittagsprogramm bei. (Über dieses berichten wir in der nächsten Ausgabe des Zwönitzer Anzeigers). So nahm der Tag seinen Lauf und abends zogen die Zunftbrüder wieder durch die Stadt und Gaststätten.

Darbietungen der Schweizer Zunftbrüder auf der Marktbühne. Foto: Ralf Wendland
Ökumenischer Festgottesdienst in der St. Trinitatiskirche, musikalisch ausgestaltet von Mitgliedern der Zunft, an der Orgel Kantorin Sibylle Fischer- Kunz. Foto Stadt Zwönitz

Sonntag, letzter Tag. Nach langer Nacht und vielen Begegnungen, wenig Schlaf und auch etwas Wehmut, das Ende des Treffens vor Augen, läuteten die Glocken der Zwönitzer Stadtkirche St. Trinitatis zum abschließenden Festgottesdienst. Nach dem Einzug, begleitet von Orgelmusik gespielt von unserer Kantoren Sibylle Fischer- Kunz, ertönte der Zehnstundenruf durch die Schweizer Gruppe nach Bischofszeller Art. Gestaltet und moderiert wurde dieser Ökumenische Gottesdienst von Pfarrer Michael Tetzner, Pastor Michael Kropff und Pfarrer Uwe Peukert sowie den Bischofszeller Zunftmitgliedern. Mit den Dankesworten und dem Singen der Zunfthymne endete der Festgottesdienst.

Bei strahlendem Sonnenschein führte der Umzug nach dem Festgottesdienst, allen voran Pfarrer Uwe Peukert (links) und Michael Tetzner, die Zunftmitglieder zur Marktbühne. Foto: Simone Bonitz

Anschließend setzte sich der Zug in Richtung Marktbühne in Bewegung. Dort nahm Nachtwächter Andre Schmitz die Zunftstandarte stellvertretend für den Ausrichter 2024 in Empfang. Danach übergab der Zunftmeister Johannes Thier unserem Bürgermeister Wolfgang Triebert das Gastgeschenk der Zunft. Es ist eine gegerbte Ziegenhaut, auf die der Gengenbacher Nachtwächter Gerhard Steiner den Text der Zunfthymne geschrieben hat. Mit dem Singen der Hymne, kräftigem Blasen der Hörner und dem Ruf: „Licht an, Lampe aus!“ verabschiedete man sich bis zum Wiedersehen.

Am Sonntagvormittag ging die Zunftstandarte in die Hände der Stadt Viersen, Ausrichter des 39. Zunfttreffens. Die Ortsbürgermeisterin Simone Gartz und der Nachtwächter André Schmitz freuen sich auf 2024. Foto: Ralf Wendland
Der Text der Hymne der Zunft auf Ziegenhaut geschrieben, ein besonderes Geschenk der Zunft an die Zwönitzer Nachtwächter. Foto: Simone Bonitz

Danksagung

Unser herzlichster Dank gilt allen, die zum tollen Gelingen dieses großen Festes beigetragen haben. Besonders danken möchten wir der Brauerei mit Mandy und Dominik Naumann, dem gesamten Bedienungs- und Servicepersonal (sie haben den Teilnehmern und Begleitpersonen sowie Gästen wirklich jeden Wunsch erfüllt), dem Küchenpersonal, welches alle mit hervorragendem Essen verwöhnt hat und natürlich auch allen, die im Hintergrund für den reibungslosen Ablauf gesorgt haben. Um die gastronomische Versorgung auf dem Marktplatz sorgten sich unter anderen das Team um Heiko Rothe, Alexander Schnerrer mit seiner Ape und die Sportfreunde vom Turn- und Skiverein Zwönitz im neugestalteten Roßhof. Weiterhin bedanken wir uns bei den nachfolgenden Spendern und Unterstützern: Städtische Wohnungsgesellschaft Zwönitz mbH, Sägewerk Weber GmbH Dorfchemnitz, Tom Unger, Gerlach Haus GmbH & Co. KG Dorfchemnitz, Wohnungsgenossenschaft Zwönitz e.G., Dr. Joachim Hübschmann, Gisela Hanke, Carsten Roth, Jens Kriegel Brünlos, EKM Elektronik GmbH, Katzensteiner Agrar GmbH, Falk Liebal, Technische Restaurationen Werner Zinke GmbH, Uwe Tröger Funkenerosion, AVS Römer GmbH & Co. KG Markersbach, SoftLevel Communication GmbH Zwönitz, Landtechnik/Stahlbau Steffen Hahn, Ratio Mobil Zwönitz GmbH, Komitec electronics GmbH, Orthopädietechnik Mayer & Behnsen, Zahnarztpraxis Kaiser + Gonzior, Christian Paulig Autohaus, PraxiMed Vertriebs GmbH, Fernwärmeversorgung Zwönitz GmbH, Werner Maler- und Putz GmbH, Trans-Service Logistik GbR, Andre Voigt Sanitär-Heizung-Klempner, Synteks Umformtechnik GmbH, Zwönitzer Agrargenossenschaft e.G., Kaufmann Treppen GmbH, Elektrotechnik Uwe Kunzmann GmbH, Agrargenossenschaft Dorfchemnitz e.G., Landkreis Erzgebirgskreis, Franz Schmitt und Uta Wießner, Erzgebirgssparkasse, GL Gießerei Lößnitz GmbH, Anke Liebscher, Volksbank Chemnitz e.G., PKW- und NFZ Service Gödel, Löffler GmbH Brünlos, Flachdach GmbH Schwarz Schwarzenberg, Nebel Elektro GmbH, Autohaus Schuster, Annett Hillig, Krause Industriebedarf GmbH Crottendorf, Erik Bös, Brauerei Zwönitz, Medienhaus Zwönitz, Zimmerei & Holzbau Steffen Ficker Lößnitz, Gantner Instruments Environment Solutions GmbH, Agrar Genossenschaft Lößnitz-Stollberg eG, Crottendorfer Räucherkerzenland, Bilgro Getränkemarkt Zwönitz, Gasthof Zur Linde Zwönitz, Haustechnik Seifert Lößnitz, Bäckerei Vogel Bernsbach, Backhaus Auerswald Brünlos, Annaberger Backwaren GmbH, Bäckerei Brettschneider Beierfeld, Bäckerei Jähn Dorfchemnitz, Fleischerei Mehner Zwönitz, Edeka Müller Zwönitz, Blumenladen Tesche Zwönitz, Floraland Roth GmbH Zwönitz, Obst- und Gemüseladen Dovan Nhat Zwönitz und die Stadtverwaltung Zwönitz.

Text: Werner Störzel/ Antje Neef/ Red.