Tag des offenen Denkmals in der Papiermühle Niederzwönitz

Am 10.09. war es wieder soweit, der Tag des offenen Denkmals lud zu Erkundungstouren in der deutschen Denkmallandschaft. Hinter der bundesweiten Koordination steht seit 1993 die Deutsche Stiftung Denkmalschutz. Als größte private Initiative für Denkmalpflege in Deutschland setzt sie sich unabhängig für den Erhalt bedrohter Baudenkmale ein. Beim Tag des offenen Denkmals bündelt sie alle Veranstaltungen und macht so das Kulturevent als gemeinsame Aktion sichtbar. Der Eintritt ist an diesem Tag frei, Spenden sind willkommen. Um die Denkmale aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten, wird immer wieder ein neues Motto festgelegt. 2021 stand unter dem Motto „Sein und Schein in Kunst und Architektur“. Hier bot das Museumsteam Führungen in Austelvilla und Austelpark an und sammelte Spenden für die Restaurierung des einzig erhaltenen Bleiglasfensters der Villa. Im darauffolgenden Jahr war die Knochenstampfe Dorfchemnitz an der Reihe. Unter dem Motto „Kultur- Spur. Ein Fall für den Denkmalschutz“ wurde eine Baustellenführung geboten, zu der Interessierte aus ganz Deutschland anreisten. Dieses Jahr lautete das Motto „Talent Monument“. Als “Multitalent Mühle – lebendiges Denkmal und Recyclingvorbild” hatte nun die Papiermühle Niederzwönitz ihren großen Auftritt. Obendrein feierte die Papiermühle 70 Jahre Denkmalschutz, das war also der passende Anlass, zum Tag des offenen Denkmals kostenfreie Führungen anzubieten und auf dieses besondere, lebendige Denkmal aufmerksam zu machen! Bereits 1953 wurde die Mühle und Pappenfabrik mit allen technischen Anlagen zum Denkmal erklärt. Dass ein Privatbetrieb in der DDR unter Denkmalschutz gestellt wurde, war nicht selbstverständlich, vielleicht sogar ein Einzelfall und hauptsächlich den Bemühungen des damaligen Kreisdenkmalpflegers Herrn Nagy aus Aue zu verdanken. Zwar waren die Pappenfabrikanten Wintermann nun gezwungen, mit „veralteter“ Technik bis 1973 weiterzuarbeiten, doch bekamen sie bei Schadensfällen auch Unterstützung vom Denkmalschutz. Und Hilfe wurde gleich im Jahr 1954 dringend benötigt, als das Hochwasser das Wehr und die Brücke mitriss und vollständig zerstörte. Da die Papiermühle ein technisches Denkmal ist, gibt es andere Herausforderungen zu bewältigen als bei anderen Denkmalarten. Das Industriedenkmal war und ist immer in Bewegung und deshalb so gut erhalten. Das Wasserrad sollte gleichmäßig Wasser bekommen und sich regelmäßig drehen. Die Maschinen müssen geschmiert und die Riemen kontrolliert werden. Hierbei wird die Papiermühle seit ein paar Jahren von Falk Zinke, von Technische Restauration Werner Zinke GmbH unterstützt. Zuletzt restaurierte er den Holländer und aktuell tüftelt er an den Ventilatoren des Trockenkanals, denn diese sollen sich über Transmissionen bald wieder drehen können. Die aufwendigen Restaurierungsmaßnahmen sind dank Fördermittel der Sparkassenstiftung der Erzgebirgssparkasse möglich. Und natürlich werden bei der Instandhaltung auch Spendenmittel eingesetzt. Deshalb gilt an der Stelle der Dank allen spendablen Förderern, die am Tag des offenen Denkmals die Spendenkasse gut gefüllt haben. Die Maschinen im Maschinenpark der Pappenfabrik stellen keine Graupappen mehr her, müssen aber dennoch hin und wieder laufen, was durch Vorführungen im Rahmen begleiteter Rundgänge umgesetzt wird. Bei dem Kollergang ist allerdings Vorsicht geboten. Diese Maschine darf nicht trocken laufen, da die Mahlsteine als sogenannte Läufer auf blankem Stein reiben und Hitze erzeugen würden. Deshalb werden hier Altpapier (Zeitungen) und Wasser zugegeben. Der mit dem Mahlgang entstehende Kollerstoff fällt somit regelmäßig als Abfall an. Ein wunderbarer Zufall führte dazu, dass dieser „Abfall“ Wiederverwendung findet, als eine Zutat im richtigen Mischverhältnis für Massefiguren. Das traditionelle erzgebirgische Kunsthandwerk der Massefigurenherstellung wird von Herrn Konstantin Brückner als Folgefirma der Manufaktur Lahl in dritter Generation fortgeführt. Herr Brückner war auch zum Tag des offenen Denkmals in der Papiermühle zugegen, um von diesem spannenden, fast vergessenen Handwerk zu berichten. Wer zwischen der Führung und dem Einblick in die Massefigurenherstellung oder das historische Papiermacherhandwerk einen kleinen Hunger verspürte, wurde bestens von den „Börsianern“ verköstigt. Auch Ihnen gilt der ausdrückliche Dank des Museumsteams. Die Museen werden sich auch künftig im Wechsel an dem Tag des offenen Denkmals beteiligen, schließlich ist es eine gute Gelegenheit, Fachpublikum auf die Schätze der Stadt Zwönitz aufmerksam zu machen und auch den Zwönitzern neue Seiten am alt bekannten Denkmal aufzuzeigen. Nächstes Jahr wird es wieder ein Programm in der Austelvilla geben. Auf das Motto 2024 können wir gespannt sein.

Text: Paula Stötzer

Tag des offenen Denkmals in Hormersdorf

Wie jedes Jahr war unsere Kirche auch schon am Samstag vor dem offiziellen Tag geöffnet. Natürlich halten sich die Besucherzahlen an diesem Nachmittag in Grenzen. Doch dafür können ausgiebige Gespräche über mehr als die Führung hinaus, gemacht werden. Der Aufwand der kleinen Schau von Dingen aus dem Archiv lohnt sich dann erst richtig. Für den Sonntag beginnt eigentlich der Denkmaltag mit einem Gottesdienst, was ja auch das Eigentliche dieses Hauses ist. Wenn wir nun in unserer Kirche dazu noch sehr viele uralte Ausstellungsstücke finden, dann können wir dankbar sein, dass es so etwas Altes und Schönes noch gibt. Und das war auch die Frage einiger Besucher, ob die Kirche noch nie zerstört wurde. Kann man von „Glück“ reden, wenn im Februar 1945 das Bauerngut neben der Kirche und viele Häuser des Ortes von Bomben getroffen wurden? Eine Luftaufnahme des Ortes der Royal Air Force vom April 45 zeigt uns die Zerstörung. Doch heute bewunderten wir die Schönheit der alten Schnitzereien oder die 1478 in Nürnberg gedruckte und 1561 neueingebundene lateinische Bibel. Auch eine deutsche Bibel von 1650, in Lüneburg gedruckt, war zu sehen. Neben diesen wirklich uralten konnte man auch in „jüngeren“ Büchern blättern, wie dem Abkündigungs- C M Y K Zwönitzer ANZEIGER Donnerstag, 21. September 2023 3 Stadtleben buch aus der Zeit von 1830. Uralte Landkarten von Hormersdorf konnten auch an der Wand bewundert werden. Sie sollen auch in den nächsten Wochen zur „Offenen Kirche“ hängen bleiben. Aber für die meisten ist natürlich das Besteigen des Kirchturms DAS Erlebnis. Fragen über das Baujahr, die interessante Bauweise mit den vielen Balken und auch der Glockenantrieb bewegten die Besucher. Erkundigungen wie „Wieviel wiegt so eine Glocke?“ oder „Wie alt sind die?“ wollten beantwortet werden. So verging oft eine halbe Stunde bevor man wieder an den Abstieg denken konnte. Auf halber Strecke wartete noch die Kammer für die nun nicht mehr intakten Orgel-Blasebälge und auch der Verschlag mit der Kirchturmuhr. „Wie wird denn hier die Zeit eingestellt?“, „Was passiert, wenn die vor- oder nachgeht?“. Unsere fast 100-Jährige ist auch ein interessantes Thema. Neben den vielen Personendarstellungen im Hauptraum, gibt es ja dann auch noch die Orgel. Interessant, die mechanische Funktion der Tasten und der Register. „Wieviel Pfeifen hat die Orgel?“. So fragte jemand. Die Antwort musste ich schuldig bleiben. Meine einzige Antwort: „Eine Pfeife steht vor Ihnen“. Die Frage nach der Menge der Besucher sollte nun aber auch beantwortet werden. Für den Samstag Nachmittag war die Besucherzahl mit 10 Personen nicht gerade überwältigend, dafür konnte dann ganz speziell auf die Interessenten eingegangen werden. Dafür konnten am Sonntag über 30 Personen begrüßt werden. Neben Besuchern aus Auerbach, Thalheim, Beierfeld, Stützengrün und Buchholz waren auch mehrere Personen aus Nordsachsen zu Gast. Beim Kaffee und Kuchen war dann auch Zeit für einen Schwatz über die Kirchenmauer hinaus. Unsere kleine Dorfkirche kann sich natürlich nicht mit den großen Events in den Städten messen, doch in Zusammenarbeit mit dem Heimatmuseum wird versucht, die Kräfte zu bündeln. Und wenn dann „zaah Ziffern sechse“ noch ein paar Leute auftauchen und die Schließzeit hinauszögern, können wir uns nur freuen.

Text und Bilder: Thomas Vorberg