Wer mit der Zeit geht, der nutzt heutzutage sein Funktelefon für viele Alltagsangelegenheiten. Nicht nur zur Kommunikation, zum Fotografieren, auch als Terminkalender ist das Handy ein nützlicher Begleiter geworden. Nach wie vor ist aber auch der gedruckte Kalender für viele der Favorit, wenn es um Termine, wie Geburtstage, geplante Ausflüge und Ähnliches geht. Praktisch sind hier die Jahres-Pappkalender, wie sie auch noch heutzutage, immer am Ende des Jahres, als Werbebeilage in der Tageszeitung liegen. Gleich mit Erscheinen wird das kommende Jahr verplant. Wichtige Termine, wie die Geburtstage der Familienmitglieder, der geplante Urlaub werden eingetragen. Es ergibt sich eine perfekte Übersicht, welche Tage bereits verplant sind. Oder ob man entscheiden muss, welcher Termin wichtiger ist, der Geburtstag der Schwiegermutter oder das große Oldtimertreffen? Schon seit vielen Jahren nutzen Firmen und Institutionen die Möglichkeit, diese Kalenderform für Werbezwecke. In der aktuellen Sonderausstellung „Aus der Zeit gefallen? Kalender von Anno dazumal der „Raritätensammlung Bruno Gebhardt“ geben die ausgestellten Stücke einen Einblick in die Geschichte verschiedener Formen der Zeiterfassung auf Papier. Schließlich schauen Menschen meist täglich einmal auf den Wandkalender, um keinen Termin zu verpassen und sehen gleichzeitig den Werbeaufdruck. In der Ausstellung zu sehen sind u. a. Exponate vom „Zwönitztaler Anzeiger“, von der „Volksfürsorge“, der Firma H. Mitter aus Leipzig und der „Kreditanstalt Sächsischer Gemeinden“. “Keller’s Wandkalender“ für das Jahr 1946 ist sehr einfach gehalten. Das ist der Nachkriegszeit geschuldet. Der Verlag auf der Stollberger Herrenstraße war seit dem 1.April 1853 Herausgeber des „Anzeigers für Stollberg und Umgebung“, von der Zeitung ist der Wandkalender von 1938 ausgestellt. Nachdem der Enkel des Firmengründers, Ernst Florian Keller, 1853 verstorben war, übernahm seine Witwe Louise die Geschäfte. Daher der Name der Druckerei, die 1874 in das Handelsregister eingetragen wurde: „Verlag E.F. Kellers Witwe“. Obwohl 1946 Verlag, Druckerei und Buchhandlung entschädigungslos in Volkseigentum überführt wurden und ab 1949 in das Eigentum der CDU überging, hielt sich noch jahrelang der Name Kellers Witwe für die Buchhandlung auf der Herrenstraße. Von der „Deutschen Gärtner Post“, sind mehrere Kalender aus den 50er Jahren ausgestellt. Sie war das Zentralorgan der ZVDgB (Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe in der DDR). Vom Deutschen Bauernverlag seit 1949 herausgegeben, wandte sich die Zeitung an die gewerblichen Gartenbaubetriebe. Bemerkenswert an den Kalendern sind die vermerkten Feier- und Gedenktage, die sich mit den Jahren verändern. Bis 1945 erscheinen Heldengedenktage, Eintopfsonntage und Geburtstage der Nazigrößen. Beim Kalender von 1945, der sicher im Vorjahr gedruckt wurde, blieben nur noch kirchliche Feiertage übrig. Auch 1950 fehlen die neuen sozialistischen Gedenktage noch völlig. Erst nach und nach wurden wieder Gedenktage und Persönlichkeiten vermerkt, die den neuen Machthabern wichtig erschienen. So ein Kalender ist immer ein Gebrauchs- und Verbrauchsgegenstand gewesen. Kaum war das neue Jahr angebrochen, flogen sie ins Altpapier oder wurden zum Anheizen des Ofens verwendet. So ist es Bruno Gebhardt zu danken, dass er einige Exemplare in seine Sammlung aufgenommen und so der Nachwelt erhalten hat. Die Sonderausstellung „Aus der Zeit gefallen?“ ist noch bis zum 30.03. jeweils sonnabends von 13.00 bis 17.00 Uhr in der Austel Villa in Zwönitz, Rathausstr 14 zu sehen.

Text: Claus Uhlmann