Ein wenig Geduld mussten die Zwönitzerinnen und Zwönitzer damals beim Ahlichteln haben. Erst mit leichter Verzögerung erstrahlten damals die vielen Lichter des Weihnachtsbaumes auf dem Marktplatz. Doch Geduld ist eine Tugend im Erzgebirge und so genoss man natürlich dennoch in den letzten zwei Monaten das warme Licht der Weihnachtsbeleuchtungen in der ganzen Stadt. Und wer sich am Anfang etwas Zeit lässt, der darf natürlich auch am Ende etwas länger brennen. Das Zwönitzer Lichtmeßfest zählt zu einem der Veranstaltungshighlights im Erzgebirge und ist gerade in der „Saure Gurken Zeit“ Anfang des Jahres ein wahrer Segen für die Hoteliers und Gastronomen in der Stadt. Meist sind Hotelzimmer schon ein Jahr im Voraus ausgebucht, und auch die Plätze in den Zwönitzer Gaststätten, in den an diesem Abend nur das traditionelle Lichtmeßessen mit Bratwurst und Hirsebrei serviert wird, sind meist schnell vergriffen. Und so musste man in diesem Jahr viel Geduld und vor allem Stehvermögen mitbringen, denn das Angebot an allerlei Leckereien auf dem Zwönitzer Marktplatz war zwar groß, durch einen neuen Besucherrekord die Schlangen vor den wohlduftenden Buden aber lang. Über 3.000 Besucher fanden sich an diesem 02. Februar in der Stadt wieder, eine Zahl, die bisher selten erreicht wurde. Traditionell eröffnete der Zwönitzer Türmer Matthias Franke den Lichtmeßtag mit einer Führung durch die Trinitatiskirche und deren Turm. Es hatten sich wieder viele interessierte Gäste vor der Kirche eingefunden und freuten sich über historische und interessante Fakten zur Stadtgeschichte.

Unterwegs mit den Nachtwächtern
Die Gruppe Erzgebirgisches Stollnblech in der Trinitatiskirche

Weiter ging es 15 Uhr mit gleich zwei Highlights an diesem Tag. Zum einen erklangen in der Trinitatiskirche Bläserklänge von der Gruppe Erzgebirgisches Stollnblech. Mit vielen bekannten Klängen, die einem das ein ums andere Mal Gänsehaut bescherten, wurden vor einer bis auf den letzten Platz gefüllten Kirche die letzten Stunden der Weihnachtszeit zelebriert.

Die Schwalenberger Nachtwächter Josef Kirchhoff (l.) und Franz Grünwald (r.) waren zur Lichtmeß in Zwönitz mit dabei. Bild: Ralf Wendland

Wer es lieber etwas aktiver mochte, konnte sich zur selben Zeit von den Zwönitzer Nachtwächtern durch die Stadt führen lassen. In diesem Jahr hatten sich die drei Zwönitzer sogar Unterstützung besorgt. Die Schwalenberger Nachtwächter Josef Kirchhoff und Franz Grünwald waren zur Lichtmeß nach Zwönitz gereist und begleideten ihre guten Freunde aus Zwönitz an diesem Tag. Und gut kennen sich die beiden in Zwönitz aus, sind sie doch schon häufiger hier zu Besuch gewesen. Diesmal waren sie mit dem Schwalenberger Bierbrauverein bereits seit Mittwoch zu Gast in Zwönitz. Altbürgermeister Uwe Schneider hatte nach einem Besuch in Schwalenberg die dortigen Nachtwächter als Vorbild genommen und 1997 die Zwönitzer Nachtwächter ins Leben gerufen.

Das Lichtmeßmobil des Restaurants „Zur Börse“ gehört mittlerweile fest zur Lichtmeß dazu.

Langsam füllten sich auch der Marktplatz und der Platz vor der großen Bühne. Die Aufregung und Freude über ein letztes Zusammenkommen unter den Lichtern der Weihnachtszeit war förmlich greifbar und so konnten es die vielen Besucherinnen und Besucher kaum erwarten, dass das Bühnenprogramm startete. Traditionell unterhielten der Erzgebirgische Blasmusikanten e.V. Zwönitz/Affalter gemeinsam mit den Zwäntzer Maad die Menschenmenge mit vielen bekannten Liedern, Gedichten und der einen oder anderen Anekdote, die den Menschen ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Natürlich waren auch wieder die beliebten Stücke von Wolfgang Triebert Senior zu Lichtmeß und den Nachtwächtern im Programm. Ob Groß oder Klein, Jung oder Alt, alle feierten gemeinsam an diesem Tag in unserer schönen Bergstadt.

Das Bühnenprogramm wusste wieder zu begeistern.
Alle waren bereit für das „Licht aus!“, nur der Baum hatte sich eine kurze „Verlängerung“ verdient.

Mit dem Einmarsch der Nachtwächter und Bergmann und Engel war die Zeit gekommen, das traditionelle Signal „Licht aus!“ zu geben, um die Beleuchtung auf und rings um die Innenstadt erlöschen zu lassen. Alle zählten mit und mit den Worten des Bürgermeisters erlosch das Licht auf dem Markt…fast. Denn wie schon gesagt, hatte sich der Weihnachtsbaum eine kleine Verlängerung verdient. Nach dem Steigermarsch, der aus tausenden Kehlen erklang und wahrscheinlich in der ganzen Stadt zu hören war, war auch für den Baum die Zeit gekommen und die Lichter gingen aus. So leuchtete nur noch die große Zwönitzer Gewitterkerze auf der Bühne und versprach so Schutz für die Stadt und ihre Einwohner. In handlicherer Größe konnte die Kerze natürlich auch rund um die Lichtmeß erworben werden. Denn mittlerweile sind die Kerzen ein echtes Sammlerstück geworden. Nach der Ansprache der kleinen und großen Nachtwächter verabschiedeten sich viele Besucherinnen und Besucher in eine der Zwönitzer Gaststätten, um einen gemütlichen Abend mit gutem Essen und bester Unterhaltung zu verbringen. Ob in der Brauerei Zwönitz, dem Hotel Roß, dem Gasthof zur Linde, dem Landgasthof Grüner Garten, der Moosheide und der Börse mit ihrem Lichtmeß mobil, überall waren fröhliche und zufriedene Gesichter zu sehen. Ab 19 Uhr fand in der Kath. Kirche St. Peter und Paul noch die traditionelle Kerzenweihe statt. Und so waren sich alle einig, dass die Zeit, bis die Lichter wieder angezündet werden in Zwönitz und dem ganzen Erzgebirge, nicht schnell genug vergehen kann. Noch 301 Tage waren es von Lichtmeß an. Der eine oder andere wird sicher schon beginnen, die Tage am Kalender abzustreichen.

Hirsebrei und Bratwurst, wie hier im Hotel Roß, sind Tradition zur Lichtmeß. Bild: Ralf Wendland
In der Kath. Kirche in Zwönitz fand ab 19 Uhr eine Kerzenweihe statt.