Seit 1984 bereichert die Papiermühle in Niederzwönitz die städtische Kulturwelt ungemein. Unzählige Besucher haben sich in den letzten 40 Jahren die Geschichte und Funktionsweise der Papierherstellung in Zwönitz angesehen oder selbst Hand angelegt. Mit ihrem Umbau und der Wiedereröffnung 2020 hat das Hausensemble dabei noch einmal deutlich an Qualität gewonnen. Zu besonderen Anlässen wie dem Deutschen Mühlentag, dem Tag des traditionellen Handwerkes oder dem Tag des offenen Denkmals zieht es insgesamt weit über 1.000 Gäste in die Ausstellung und auch die Sonderausstellungen, wie zum Beispiel „Das große Geschäft – eine kleine Geschichte des Klopapiers“ aus dem letzten Jahr, sind ein echter Besuchermagnet. Insgesamt knapp 6.500 Gäste konnten so im vergangenen Jahr in der Papiermühle begrüßt werden, ganze 61 Prozent mehr als noch beispielsweise 2018, also vor dem Umbau des Museums. Die Steigerung der Qualität der Ausstellungen zeigt sich auch in den Einnahmen des Hauses. Wieder im Vergleich zum Jahr 2018 haben sich diese 2023 um fast 250 Prozent erhöht. Und noch eine Neuerung zahlte sich in den letzten Jahren aus. War es vor dem Umbau nur möglich, die Ausstellung mit einer Führung zu besuchen, investierte die Stadt danach in einen Audio Guide und konzipierte die Papiermühle auch für Einzelbesucher mit vielen Informationen zu den Exponaten und deren Geschichte direkt in den Räumen. Knapp ein Viertel aller Besucher erkundet mittlerweile das Museum auf diesem Weg und freut sich über die neuen technischen Möglichkeiten. Mittlerweile können dank VR-Brille und einem virtuellen 360-Grad-Rundgang, bereitgestellt vom Smart-City-Team Zwönitz, sogar mobilitätseingeschränkte Besucher die Papiermühle erleben. Sicherlich gibt es auch den einen oder anderen Zwönitzer, der die ehemals ausgestellten Exponate aus dem Meßgerätewerk, der Schuhfabrik und dem Pressspanwerk vermisst. Natürlich sind diese inventarisiert und lagern geschützt im Fundus. Die Museumsleitung arbeitet gemeinsam mit ehrenamtlichen Fachleuten und Zeitzeugen an einer ausführlichen Dokumentation der Sammlungsstücke und will sie zukünftig in einem Schaudepot für Sonderführungen erlebbar machen. Dieses Jahr gibt es nun gleich zwei Jubiläen zu feiern, 5 Jahre Welterbe Montanregion und 40 Jahre Technisches Museum Papiermühle Niederzwönitz. Das ist Anlass genug für eine Sonderausstellung zum Thema: „Vom Altpapier zum Welterbe – 40 Jahre Technisches Museum Papiermühle Niederzwönitz“, zu sehen ab dem 15. Mai. Außerdem sind Neuerungen in der Dauerausstellung geplant, u.a. die Präsentation der historischen Wasserzeichen der Papiermühle und mehr museumspädagogische Elemente für eine Kinderführung. Da das Museum auch Technisches Denkmal ist, hat die Pflege der Maschinen oberste Priorität. Letztes Jahr konnte mit Spenden der Sparkasse ein weiteres Restaurierungsvorhaben umgesetzt werden. Falk Zinke von Technische Restaurationen Werner Zinke GmbH setzte die Ventilatoren des Trockenkanals wieder in Gang. Dieses Jahr soll mit der Restaurierung des Lichthauses begonnen werden. Die geführten Rundgänge mit Vorführung der Maschinen und technischen Anlagen erfreuen sich neben den kreativen Angeboten des Papierschöpfens und Weiterverarbeitens großer Beliebtheit. Die Mühle steht nie still, wenn es darum geht, die Schätze und Inhalte des Museums und Technischen Denkmals ansprechend zu vermitteln. Schon jetzt sind die museumspädagogischen Angebote und kreativen Workshops für die Feste und Ferien geplant und können im neuen Flyer „Buntes aus der Bütte“ nachgelesen werden. Der Deutsche Mühlentag steht wieder fest im Programm, ebenso der Tag des traditionellen Handwerks. Die letzten beiden Augustwochen sollten im Kalender rot angestrichen werden. Da in der Zeit die Arbeiten am Mühlgraben reguläre Führungen verhindern, soll ein neues Format getestet werden – die „kreative Auszeit im August“. Es wird Intensivkurse zum Papierschöpfen, Gestalten und Weiterverarbeiten geben, mit mehr Zeit für eigene Ideen und Erprobung verschiedener Techniken. Die Papiermühle gehört außerdem zu den assoziierten Objekten des UNESCO-Welterbes „Montanregion Erzgebirge/Krusnohori“. Auf diesem „Titel“ möchte sich die Stadt aber nicht ausruhen und strebt im Verbund mit anderen Papiermühlen in Europa einen eigenen Welterbe- Titel an. Deshalb durfte die Papiermühle bereits zu Beginn des Jahres 2023 hohen Besuch in Zwönitz empfangen. Am 27. März 2023 fand im Museum eine internationale Tagung über die Aufnahme europäischer Papiermühlen in die Liste des UNESCO-Welterbes statt. Es nahmen Vertreter von Ministerien und Denkmalschutzbehörden aus Polen, der Tschechischen Republik, Deutschland und Spanien, sowie die Leiter der in diesen Ländern ansässigen und an dem Projekt beteiligten Papiermühlen teil. Es wird ein serielles Welterbe europäischer Papiermühlen angestrebt und die Papiermühle Niederzwönitz soll in die Tentativliste (Vorschlagsliste für zukünftige Nominierungen zur Aufnahme in die UNESCO-Liste des Kultur- und Naturerbes der Welt) aufgenommen werden. Durch das gut erhaltene Gebäudeensemble mit den entsprechenden Maschinen und der authentischen Museumsgestaltung ist die Papiermühle in Niederzwönitz prädestiniert für eine Aufnahme. Die inhaltliche Abstimmung aller beteiligten Länder ist mittlerweile abgeschlossen und aktuell wird an einem Kooperationsvertrag der beteiligten Papiermühlen gearbeitet, um die Bewerbung abschließend beim UNESCO-Welterbe-Zentrum einzureichen. Leider gab es auch Rückschläge. Die Papiermühle musste ihren Antrag auf Förderung des 2. Bauabschnittes zurückziehen, da sich die Schwerpunkte des Förderprogramms geändert haben. Doch wo sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere… Die Papiermühle ist mit dem eingereichten Vorschlag zur Pflege und Dokumentation des Mühlgrabens ausgewählt worden als das diesjährige European Heritage Volunteers Projekt 2024 in der Montanregion Erzgebirge / Krusnohori! Das heißt, vom 17. bis 31. August 2024 werden 12 Freiwillige, angehende Denkmalpfleger und Restauratoren aus der ganzen Welt in Zwönitz zu Gast sein und Arbeiten an dem Welterbe-Standort Papiermühle Niederzwönitz durchführen. Über das spannende Projekt soll an anderer Stelle ebenfalls noch ausführlicher berichtet werden. Um die vielen Pläne in die Tat umzusetzen, braucht es immer wieder Unterstützung. Das Museumsteam möchte sich an dieser Stelle bei allen Besuchern bedanken, die mit ihrer positiven Rückmeldung Wasser auf die Mühle geben. Und damit nicht genug, die Spendenbereitschaft ist im Vergleich zu den Vorjahren um ein Vielfaches gestiegen. Das zeigt, dass das Kulturangebot wertgeschätzt wird! Außerdem möchte sich das Museum bei den zahlreichen ehrenamtlichen Helfern bedanken. Seit 2022 gibt es auch wieder Bewerbungen für ein Bundesfreiwilligendienst in den Zwönitzer Museen. Diese Entwicklung ist sehr erfreulich. Derzeit wird noch eine Reinigungskraft gesucht, die dabei hilft, die Ausstellungsräume zu pflegen und das Museum für die Besucher zu einem Wohlfühlort zu machen.

Titelbild: Simone Bonitz

Die aktuelle Museumsleiterin Paula Stötzer (links) und der Museumsleiter der ersten Stunde, Eckhard Stölzel (rechts). Foto: Heimatwelten Zwönitz