Der Mensch ist häufig ein visuelles Wesen. Wenn man Dinge nicht anfassen kann, möchte man sie wenigstens mit den Augen erleben können. Die Corona-Pandemie machte das an vielen Stellen seit über einem Jahr schwer. Keine Besucher in Museen oder Ausstellungen, das Erleben von Kunst, Kultur und Tradition ist oft stark eingeschränkt oder gar nicht möglich. Hier können digitale Angebote einen Ersatz schaffen. Die Digitalisierung von kulturellen Angeboten ermöglicht die Überwindung von örtlichen und zeitlichen Grenzen. Doch noch etwas Besonderes gelingt damit. Man macht vergängliches quasi „unsterblich“ und für alle Zeiten erlebbar. Aktuell finden sich dafür zwei sehr schöne Beispiele: der Heimatverein und die Kirchgemeinde in Hormersdorf arbeiten an virtuellen Rundgängen und der Zwönitzer SPEICHER wurde vor dem aktuell stattfindenden umfangreichen Umbau, für die Nachwelt erhalten.
Für gewöhnlich freuen sich die Besucher des Hormersdorfer Heimatmuseums auf den ersten Sonntag im Monat, denn dann öffnet das Museum seine Pforten und begrüßt seine Gäste. In diesem Jahr war dies leider nicht ein einziges Mal möglich. Durch die nun erstellten virtuellen Rundgänge soll das bald zumindest am eigenen Computer, Tablet oder Smartphone wieder möglich sein. Mit der Unterstützung des Smart- Zwönitz-Teams (SZT) wurde die Kameratechnik zur Verfügung gestellt und die Bedienung erklärt. “Wir wollen einen Makerspace, eine Art „Experimentierwerkstatt“, aufbauen und damit Vereine, Bürger und Einrichtungen, aber auch Unternehmen und Einzelhändler unterstützen, eigene Projekte umzusetzen”, beschreibt der Leiter des Smart-City- Projekts Dr. Martin Benedict das Anliegen. Hilfe zur Selbsthilfe also, um auch zukünftig in der digitalen Welt Fuß zu fassen. Die Smart City muss auch durch die Bürger gestaltet werden. Und genau dort möchte das SZT ansetzen. Klaus Weigelt aus Hormersdorf war sofort begeistert von der Technik und hatte keine Berührungsängste. “Ich filme seit 1976. Entstanden sind vor allem Imagefilme und Dokumentationen. Das ist kein Hexenwerk.” erzählt Weigelt. Doch mit der neuen Technik ist viel mehr als ein einfacher Film möglich. Neben dem eigentlichen Rundgang und dem Wechseln in die verschiedenen Räume können Informationen von Texten, Bildern bis zu Videos eingebaut werden. Und auch der Kirchenvorstand und ehemalige Bäckermeister Thomas Vorberg freut sich über die Zusammenarbeit. Der Appetit für die Sehenswürdigkeiten vor Ort soll geweckt werden. Und beim einfachen Rundgang soll es auch nicht bleiben. So sollen Informationen und Sprache oder Musik eingebaut werden, um es interessant und attraktiv für die Zuschauer zu gestalten. Der Rundgang wird nach seiner Fertigstellung dann auf der Smart Zwönitz Seite zu finden sein, kann aber auch auf eigenen Internetservern zur Verfügung gestellt werden. Letztendlich gilt das Angebot für alle interessierten Vereine, Unternehmen, Einzelhändler etc. wer Interesse hat, soll sich einfach beim SZT (Telefon: 35182) melden.
Ein weiterer Hintergrund der 360-Grad Kameratechnik ist die Sicherung unwiederbringlicher Gegebenheiten. Bevor der SPEICHER Zwönitz zu einem Gründer- und Innovationszentrum werden kann, sind umfangreiche Arbeiten im Gebäude notwendig. Viele der alten Strukturen werden dann nicht mehr zu sehen sein. Daher entschied das SZT, das gesamte Gebäude vor Beginn der Bauarbeiten zu digitalisieren. Auf der Smart Zwönitz Seite kann nun dieser Rundgang betrachtet werden und man bekommt einen Eindruck von der Größe und Struktur des alten Gebäudes. Und so werden wieder Schnittstellen geschaffen, auch zu anderen Fachbereichen der Stadtverwaltung. Gerade für das Bauamt sind solche Aufnahmen für die zukünftige Planung sinnvoll. Insgesamt 19.894 Einzelaufnahmen an 49 Standorten im und am Gebäude wurden zu dem umfangreichen Rundgang zusammengefasst.
Der Rundgang des SPEICHERS ermöglicht den Blick auf die kleinsten Details und kann sogar über eine VR-Brille wiedergegeben werden. Die Einsatzmöglichkeiten moderner Technik sind unermesslich. Und so wird auch das SZT zukünftig weiter mit den Zwönitzer BürgerInnen zusammenarbeiten und ihnen helfen, unsere schöne Bergstadt ein Stück weit digitaler und damit auch erlebbarer zu machen.