Eine andere Variante dieser Handarbeitskunst ist der hier abgebildete Nähgorl.
Wie so viele andere Veranstaltungen auch musste die für den 21. März geplante Eröffnung der neuen Sonderausstellung „Vor dem Vergessen bewahrt: Gorl – Handarbeitsschätze aus Ur-Großmutters Zeiten“ in der Raritätensammlung aufgrund der Allgemeinverfügung in Bezug auf die CoronaPandemie kurzfristig abgesagt werden.
Schade ist das nicht nur für die interessierten Besucher, die einen Abstecher in das kleine, aber feine „Raritätenkabinett“ in der AustelVilla vorhatten. Auch Karin Wachsmuth, Museumsmitarbeiterin, und Dr. Bettina Levin, leidenschaftliche Sammlerin und Leihgeberin der kunstvollen Handarbeiten, hatten in den letzten Monaten, Wochen und Tagen viel Zeit in die Vorbereitung der Ausstellung investiert. So wurden Exponate ausgewählt, zusammengestellt, beschriftet und schließlich liebevoll im Sonderausstellungsraum des Museums arrangiert.
Damit diese Mühe nicht umsonst war, wurde in Abstimmung mit Frau Dr. Levin vereinbart, dass die Ausstellung baldmöglich – voraussichtlich nach der regulären Sommerschließzeit der Raritätensammlung – nachgeholt wird. Der konkrete Termin wird rechtzeitig veröffentlicht.
Um bereits jetzt ein wenig Neugier und Interesse zu wecken, nachfolgend ein paar Eindrücke von der Ausstellung und Hintergründe zur Gorl-Näherei:
Auf solchen „Gorl-Rädern“ fertigte man den „Schling-Gorl“.
Verwendungsbeispiel von Schling-Gorl als Verzierung an Kleidung
Gorlfäden entstehen durch Überspinnen mit anderen Materialien, z. B. Seide auf sogenannten Faden- oder Gimpmühlen.
Die so hergestellten Fäden haben eckige, schraubenartige oder gekreppte Gestaltung. Auch geflochtene Schnüre und auf Ketten aufgefädelte Perlen wurden nach einem Gorlbrief zu Mustern vernäht.
Die so entstandenen Posamenten fanden Verwendung auf Kleidung, Uniformen und Taschen. Nachdem die Nachfrage nach Klöppelspitze zurückging und auch die Handweberei durch große Webereifabriken verdrängt wurde, verschaffte dieser Produktionszweig den Frauen und Mädchen ein Einkommen, auch im Erzgebirge und in Zwönitz.
In der Zwönitzer Chronik von Uwe Schneider findet sich im April 1880 der Eintrag: „Die Gorlnäherei kommt ins Blühen. Eine fleißige Gorlnäherin kann 6-7 Mark wöchentlich verdienen.“ Gorlverleger in Zwönitz waren unter anderem Josef August Wilfert, nach seinem Tod seine Witwe Auguste Pauline, August Oswald Decker, Friedrich Gustav Otto Mendt und Otto Gustav Walther.
Sollten Sie, liebe Leser, noch solche Zierborten oder Bänder zu Hause haben, so würde sich die Leihgeberin sehr freuen, diese fotografieren und damit dokumentieren zu dürfen. Frau Dr. Levin sammelt alle Belege dieser Handarbeitskunst und so manches schöne Stück entsteht bei ihr wieder neu, denn auch die Techniken sind ihr vertraut.
Kontakt bitte über das Museum „Raritätensammlung Bruno Gebhardt“, Frau Karin Wachsmuth, zu erreichen über: bruno@ zwoenitz.de oder 0176 54945590.
Unzählige Gorl-Arbeiten werden in der Ausstellung präsentiert.