In diesem Jahr ist alles anders. Veranstaltungen sind untersagt, somit auch die jährliche Ehrung von Gerta Uhlig, die in den letzten Kriegstagen am 22. April 1945 von Angehörigen der Deutschen Wehrmacht ermordet wurde. Jedes Jahr findet eine Gedenkveranstaltung statt, an der der Zwönitzer Bürgermeister, der Ortsvorsteher von Brünlos und interessierte Bürger teilnehmen. Die Grundschule von Brünlos mahnt anlässlich dieses Gedenkens immer eindrucksvoll mit Liedern und Worten. Die Schüler und einige Brünloser Einwohner kümmern sich auch um die Pflege dieses kleinen Platzes.
Leider bleibt nun in diesem Jahr nur die Form des niedergeschriebenen Gedankens anlässlich dieses Verbrechens. Die Gedenkstätte von Gerta Uhlig befindet sich im Waldgebiet Heiliges Holz in Brünlos an dem Ort, an den sie verschleppt, erschossen und anschließend verscharrt wurde. Ganze 16 Tage vor Kriegsende! Und weshalb? Weil sie sich weigerte, die gehisste weiße Fahne vor ihrem Elternhaus abzunehmen. In diesen letzten Kriegstagen geschah viel Unrecht von überzeugten Hitleranhängern, die immer noch glaubten, den Krieg für ihn gewinnen zu können. Der damalige befehlshabende 21-jährige Oberstleutnant Schwalbe hat neben Gerta Uhlig auch den Tod des damaligen amtierenden Stollberger Bürgermeisters Gerhard Friedrich und acht weiterer Menschen aus Neuoelsnitz, darunter ein zweijähriges Kind, zu verantworten. Unfassbar!
Am 08. Mai jährt sich das Kriegsende zum 75. Mal. Genau deshalb ist es wichtig, in Zeiten des Friedens regelmäßig an solche sinnlose Verbrechen zu erinnern, um für die gegenwärtige Situation Dankbarkeit zu entwickeln. Dankbarkeit dafür, dass wir schon 75 Jahre in Frieden leben dürfen. Sicher haben wir im Moment auch Existenzängste, erleben Denunziation, Isolation und auch Einschränkungen von Freiheiten. Dennoch passieren diese nicht aus einer Willkür von Menschen heraus, sondern mit Blick auf die Gesundheit. Das Erlebte im Moment berührt alle Nationen weltweit und jeden Menschen egal welcher Herkunft dieser ist. Im Rückblick auf die von Menschen verursachten Grausamkeiten des Zweiten Weltkrieges, sollten wir uns dennoch vor Augen führen, dass es uns den Umständen entsprechend gut geht und wir Hoffnung auf baldige Entspannung der Situation haben können.
Auch Gerta Uhlig war in den Tagen vor Kriegsende voller Hoffnung. Nur leider hat sich diese für sie nicht mehr erfüllen können.
Schaut man auf dem Bild in das Gesicht dieser 38-jährigen Gerta Uhlig, kann man in den Blick Offenheit, Freundlichkeit, Optimismus und Herzlichkeit hinein interpretieren. Sicher hat sie es bei dieser Aufnahme nicht für möglich gehalten, dass ihr Leben schon bald abrupt und grausam enden wird.
Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg. Vergessen wir nie, dass unzählige Menschen auf dem Weg zu unserem heute gelebten Frieden ihr Leben lassen mussten. Freiheit, Gleichberechtigung und Mitspracherecht haben wir auch ihnen zu verdanken.