Der Planer der List GmbH (r.) legt die aktuelle Sachlage dar und beantwortet Fragen der Bürger.

Seit Wochen erhitzen sich die Gemüter in Brünlos, wenn es um das Pro und Contra der geplanten Umgehungsstraße B180 geht. Die Verbindung zwischen Stollberg und Thalheim soll dabei nah an Brünlos heran gebaut werden. Ein unsachlicher Beitrag im ERZ-TV sorgte für reichlich Unmut im Ort und dieser wurde sichtlich emotional ausgetragen. Die Ortschaftsratssitzung im Volkshaus am 1. Oktober sollte daher alle Interessierten auf einen aktuellen Sachstand heben und eventuelle Unklarheiten beseitigen. Das gelang zum Teil. Der Saal des Volkshauses war bis auf den letzten Platz besetzt. Selbst vor der Tür verfolgten Besucher den Vortrag der Mitarbeiter der List GmbH, die im Auftrag des Freistaats die Straße planen. Die Vertreter des Planungsbüros entkräfteten zuerst den Vorwurf, das Vorhaben sei jahrelang hinter dem Rücken der Bürger weiterentwickelt worden. Es stimmt, dass die neue B 180 tatsächlich vor 20 Jahren erstmals geplant, jedoch 2008 das Vorhaben abgebrochen wurde. 2016 wurde eine verkürzte Variante der Umgehungsstraße zwischen der Stollberger Straße und der Tabakstanne in den Bundesverkehrswegplan 2030 aufgenommen. Entscheidend für viele Gäste war die Aussage des Projektleiters Rocco Krönert der List GmbH: „Alle bisherigen Ergebnisse spielen für uns keine Rolle. Unsere Planung beginnt bei Null. Derzeit befinden wir uns in der Vorplanung zur Linienführung der Trasse. Die im Bundesverkehrswegeplan eingezeichnete Linie ist lediglich ein Strich.“ Die Zusagen, die beste Variante auszuwählen und die Interessen der Anwohner zu berücksichtigen, wurden durch ihn gegeben. Man müsse aber auch u.a. Umweltbelange berücksichtigen. Jeder Hinweis für eine gute Streckenfindung sei wichtig und sollte über die Stadtverwaltung oder den Ortschaftsrat in den nächsten Wochen zugearbeitet werden. Kontrovers wurde die Frage diskutiert, wie wichtig die neue Straße überhaupt ist. Hierzu wurden ebenfalls Sachargumente dargelegt. Da die vorhandene Streckenführung sehr enge Kurven hat und durch ein Trinkwasserschutzgebiet führt, ist diese für Schwerlastverkehr gesperrt. Daher nutzen täglich 300-450 Lkw´s und 7.100 Autos die Durchfahrt durch den Brünloser Ortskern an der Grundschule vorbei. Diese starke Befahrung vor der Schule ist ebenfalls über Jahre immer wieder „Brennpunktthema“ und es gibt viele sorgende Eltern und Bürgervertreter, die eine Entlastung dieser Straße daher befürworten. Auch wenn nach einer Neutrassierung der B180 immer noch mit insgesamt 6.300 Fahrzeugen auf der Brünloser Hauptstraße gerechnet wird, wäre dies eine Einsparung um 16% und eine Halbierung des LKW Aufkommens. Für weitere Diskussion sorgten neben diesen Zahlen auch noch der Beginn und das Ende des geplanten Abschnittes. Ohne eine weitere Ortsumfahrung von Thalheim mache das Vorhaben keinen Sinn, so eine Meinungsäußerung. Der Ortschaftsrat forderte zudem eine möglichst bebauungsferne Streckenführung und eine Verlegung der Einmündung auf die S258. Die Planer versprachen, den Vorschlag einer Anbindung an den Autobahnzubringer an die jetzige Brücke unterhalb der Goldenen Höhe zu prüfen. Die konkrete Streckenführung soll im zweiten Quartal 2021 abgeschlossen sein. Bei „Nichtwirtschaftlichkeit“ kann es auch sein, dass die Straße gar nicht gebaut wird. Bereits vor der Veranstaltung hatte sich der Ortschaftsrat mit einem Flyer für den Bau einer neu trassierten B180 ausgesprochen, jedoch so weit wie möglich von der Wohnbebauung entfernt, damit möglichst wenig Belästigungen und Einschränkungen der Lebensqualität entstehen.