Am vergangenen Samstag und Sonntag stellten Eltern, teilweise gemeinsam mit ihren Klein- und Schulkindern, vor dem Zwönitzer Rathaus zahlreiche Kinderschuhe mit selbst gestalteten Plakaten ab. Sie protestierten damit gegen die vom Sächsischen Sozialministerium verhängte Schließung der Schulen und Kindertagesstätten ab dieser Woche. Über die sozialen Netzwerke organisiert, gab es ähnliche Aktionen im gesamten Erzgebirgskreis und sogar darüber hinaus. Für Bürgermeister Wolfgang Triebert eine sehr gute Aktion, hatte doch seine eindringliche Forderung während einer Videokonferenz mit Ministerpräsident Michael Kretschmer am Mittwoch der vergangenen Woche offensichtlich keine offenen Ohren gefunden. Selbstverständlich wird er die Schuhe und Plakate zur Sächsischen Staatsregierung nach Dresden schicken. Die Reaktion bleibt abzuwarten. Fakt ist: die aktualisierte Corona-Schutz-Verordnung ließ keine andere Maßnahme als die Kita-und Schulschließungen zu, da der Inzidenzwert fünf Tage in Folge über 100 lag. Die Emotionen liegen aber bei allen Beteiligten blank. Als Erwachsener kann man Sachargumente relativ gut verarbeiten. Doch von diesen sachlichen Informationen gibt es inzwischen zu viele und oft sind diese widersprüchlich, sodass jeder an die Grenzen des Verständnisses, auch bei den getroffenen Maßnahmen, gelangt. Doch was macht das mit unseren Kindern? Verunsicherung, Angst, Traurigkeit, verlorene Hoffnung und fehlende soziale Kontakte zu Gleichaltrigen hinterlassen Spuren. Deshalb ist die Aktion „Alle Kinder sind systemrelevant“ nicht nur nachvollziehbar, sondern wird hoffentlich auch ein Umdenken in Bezug auf den Umgang mit Kindern und Jugendlichen einleiten.

Die Schuhe, Plakete und Briefe sind auf dem Weg nach Dresden.

Traurig ist, dass die Reichsbürgerbewegung diese gute Aktion für ihre Zwecke vereinnahmen wollte. Auch Bürgermeister Wolfgang Triebert wollte sich am vergangenen Samstag vor dem Rathaus ein Bild von der Aktion machen. Dabei wurde er von einigen Akteuren massiv angepöbelt. Offensichtlich gaben sie ihm die Schuld an der Schließung der kommunalen Einrichtungen. Nach ihrer Meinung sei das Bürgermeisteramt in Deutschland durch das Grundgesetz einem Halbgott gleichgesetzt, welcher keine Gesetze und Verordnungen von Bund und Land befolgen müsse. Bürgermeister Triebert wurde dafür beschimpft, dass er sich nicht über die amtlichen Schließungen der Einrichtungen hinwegsetze. „Dies hat mit Rechtsstaatlichkeit nichts mehr zu tun. Ich habe meinen Diensteid auf die Einhaltung aller Gesetze und Verordnungen von Bund und Land geleistet“, so Triebert. „Wir sollten gemeinsam darauf achten, dass solch großartiges Bürgerengagement, wie die Aktion mit den Kinderschuhen, nicht von einigen wenigen Extremisten zunichte gemacht wird.“