Dass Bruno Gebhardt einen ausgeprägten Sammelsinn hatte, wissen die meisten Zwönitzer. Wie gezielt er sammelte, dürfte einigen hingegen überraschend erscheinen. Denn oftmals wurde er für seine Leidenschaft belächelt, sein wissenschaftlicher Anspruch verkannt. Doch das könnte sich bald ändern… Die Gebhardtsche Sammlung war einst die größte Privatsammlung des Erzgebirges. Sie zeugte vom Sammlerfleiß eines einfachen Handwerkers, der mit einer außergewöhnlichen Begabung gesegnet war. Bruno Gebhardt, von den Einheimischen nur ‘dr Brun’ genannt, hatte ein nahezu universelles Interesse an allen Dingen und baute eine an die 60 Fachgebiete umspannende Sammlung auf. Die Raritätensammlung Bruno Gebhardt als wiedererrichtetes posthumes Lebenswerk des Sammlers hat eine wahrhaft bewegte Museumsgeschichte. Denn nach dem Tod Gebhardts 1975 wurde sein Nachlass in Teilen für Devisen verkauft, die Waffen wurden von der Volkspolizei eingezogen, andere Objekte gingen als Schenkungen oder Leihgaben an diverse Museen. Und bis die Stadt – Erbin der Gebhardtschen Sammlung – einen geeigneten Ausstellungsraum fand, erlebte die Sammlung zahllose Umlagerungen, erlitt dabei Beschädigungen und Verluste. Seit der Wiedervereinigung gibt es Bemühungen, die Sammlung wieder zu vervollständigen. Glücklicherweise konnte ein Teil der ursprünglichen Sammlung bewahrt und ein anderer, wenn auch kleinerer, zurückgeführt werden. Heute ist die Raritätensammlung Bruno Gebhardt in den Räumen der Austelvilla für die Öffentlichkeit wieder zugänglich. Das neue Museumskonzept sieht künftig vor, die Sammlung neben ihrer Geschichte und der Biografie des Sammlers zu präsentieren, um eine derartige Wunderkammer an Besucher besser vermitteln zu können. Einen entscheidenden Part übernimmt hierbei die von Bruno Gebhardt über Jahrzehnte aufgebaute Fachbibliothek. Sie bildete den Grundstock seines Wissensschatzes, lieferte Nachschlagewerke für Neuanschaffungen, die es zu benennen und in der Sammlung einzuordnen galt. Dieser Bücherschatz lag lange ungesehen und unsortiert in Kisten im Museumsdepot. In Vorbereitung eines Magazinumzuges aus dem Anbau der Austelvilla, der im Oktober abgerissen werden soll, wurde beim Sichten der Bestände deutlich, wie umfangreich die Bibliothek war. Zu sämtlichen Gebieten existieren Fachbücher, die aufgrund ihres Alters und der niedrigen Auflage nun neben einem informellen Wert auch Seltenheitswert besitzen. Alle Bücher wurden intensiv studiert. Es finden sich handschriftliche Randnotizen und Kommentare ebenso wie Markierungen und Bestelllisten in Auktionskatalogen, allesamt aus der Feder Bruno Gebhardts, der seine Bücher stets stempelte oder signierte, um sie als sein Eigentum zu kennzeichnen. Dank dieser Bücher, Zeitschriften und Kataloge wird nicht nur klar, welche Raritäten Gebhardt käuflich erwarb, sondern auch wie er sein Wissen erweiterte und seine Sammlung gezielt aufbaute. Diese Bibliothek gewährt tiefe Einblicke in den Geist eines unermüdlichen Sammlers und Hobbyforschers und ist es wert, ausgestellt zu werden. Bei den Verlusten, die die Sammlung erlitt, ist es ein großes Glück, die Bibliothek nahezu vollständig vorzufinden und ihre Bewahrung und Aufbereitung im Museum gesichert zu wissen. Das Museum möchte eine Schau- und Präsenzbibliothek in Ergänzung zur Ausstellung einrichten, ein Förderantrag ist bereits gestellt. Denn der einstige Büroraum des Museums soll hierfür umgestaltet, renoviert und mit passendem Mobiliar ausgestattet werden, damit Brunos Bücher geordnet Platz finden und für Interessierte zur Verfügung stehen. Neben einem gültigen Stadtratsbeschluss ist noch ein positiver Fördermittelbescheid notwendig. Das Projekt würde sicher auch Bruno Gebhardt gefallen. Wie der Ehrenbürger Paul Kunze, Zeitgenosse Brunos Gebhardts, schrieb, war er „kein egoistischer Bücherwurm. Denn wie oft geschieht es, dass die Einheimischen und auch Fremde beim Brun nach chronikalischen, unterhaltenden und Fachbüchern fragen, und allezeit ist er bereit, seine Bücherschätze zur Verfügung zu stellen.“
Am 19.06. öffneten die Museen der HEIMATWELTEN Zwönitz auch endlich wieder ihre Türen für Besucher. Zu den bekannten Öffnungszeiten können die Papiermühle Niederzwönitz und die Knochenstampfe Dorfchemnitz besichtigt werden. Auch sind auf Voranmeldung wieder Führungen möglich. Die Raritätensammlung Bruno Gebhardt bleibt saisonal geschlossen und öffnet im Oktober mit neuer Sonderausstellung „Das Dings vom Dach – Bruns rätselhafte Schätzchen“. Das Museumsteam freut sich auf Ihren Besuch!
Text: Paula Stötzer