In wenigen Monaten werden die ersten Citylink-Hybridzüge des Chemnitzer Modells im Stundentakt den Zwönitzer Bahnhof bedienen und nach knapp zweijähriger Bauzeit den Schienenersatzverkehr beenden. Genau zu diesem Zeitpunkt will das Smart City-Team um Dr. Martin Benedict mit einer innovativen Lösung für den Anschlussverkehr starten. Mit der Vertragsunterzeichnung mit dem Tech Solution Provider IAV, dem neuen Projektpartner, beginnt nun der Einstieg in die Mobilität von morgen.
Nicht selten liegen mehrere Kilometer zwischen Bahnhof und Wohnung – die sogenannte „letzte Meile“. Genau hier setzt das Pilotprojekt mit dem Namen „ERZmobil“ an. Immer wenn sich die Züge aus Aue und Chemnitz am Zwönitzer Bahnhof begegnen, steht zukünftig ein vollelektrischer, rollstuhlgerecht umgebauter Mercedes-Kleinbus bereit. Interessenten können ihn für die Weiterreise im gesamten Stadtgebiet per App buchen. Mit dem Start des Bahnverkehrs am Zwönitzer Bahnhof wird die Anwendung dann auch der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Auf Basis der von IAV bereitgestellten Mobilitätsplattform wird gemeinsam mit dem Smart City-Team eine Software entwickelt, welche aus den angemeldeten Fahrtwünschen den optimalen Routenverlauf zu den fest definierten Haltepunkten errechnet. Auf dem Rückweg zum Bahnhof sammelt das ERZmobil die nächsten Reisewilligen ein.
Das ERZmobil beinhaltet dabei viele Wünsche und Anregungen der ZwönitzerInnen selbst. In mehreren Workshops und einer Bürgerbefragung, bei der sich mehr als 300 Personen beteiligten, wurden Ideen und Anforderungen zusammengetragen. Diese sind letztendlich in die ersten Schritte der Projektumsetzung eingeflossen. Damit ist das ERZmobil aus den Ideen der ZwönitzerInnen heraus entstanden. Das Projekt zeigt damit auch auf, wie digitale Lösungen für die Daseinsvorsorge gemeinsam mit BürgerInnen entwickelt werden können.
IAV freut sich über den Zuschlag für das Zwönitzer Projekt, zumal die Nähe des Stollberger Standorts zur künftigen Smart City die Zusammenarbeit direkt vor Ort erleichtert. “Die Kooperation mit Zwönitz ermöglicht es uns, unsere Mobilitätsplattform direkt in das ÖPNV-Angebot einer Kommune zu integrieren“, sagt Dr. Michael Gröschel, Projektleiter bei IAV.
In einer künftigen Projektstufe ist außerdem geplant, den Kleinbus mit Autopilot-Technik auszustatten. Die Erprobung der neuen Technologie des autonomen Fahrens soll die zusätzlichen Potenziale des E-Shuttles für ein noch flexibleres Mobilitätsangebot im Stadtgebiet aufzeigen. Marco Wanderwitz, Mitglied im Bundestag und Ostbeauftragter der Bundesregierung, lobt das Engagement der Zwönitzer Stadtverwaltung. „Als Modellkommune im Bundesprogramm Smart Cities hat sich die Stadt bereits einen guten Namen gemacht. Die Digitalisierung macht auch um die Kommunen keinen Bogen. Wer wie die Zwönitzer die damit verbundenen Herausforderungen aktiv angeht, entwickelt einen bedeutenden Standortvorteil für örtlichen Unternehmen oder auch Schulen.“
Mit der Vertragsunterzeichnung am 15.07.2021 biegt das anspruchsvolle Projekt auf die Zielgerade ein. In den nächsten Wochen wird die Software gemeinsam mit den BürgerInnen getestet und weiterentwickelt. Auch der Verkehrsverbund Mittelsachsen sieht der Zusammenarbeit erwartungsvoll entgegen. „Mit solch innovativen Ansätzen wie in Zwönitz sollte es uns gelingen, noch mehr Fahrgäste für die Schiene zu begeistern und somit einen Beitrag für attraktive, umweltbewusste Mobilität zu leisten“, so Dr. Harald Neuhaus, Geschäftsführer des Verkehrsverbundes. Der aktuelle Nahverkehrsplan sieht vergleichbare Anwendungsfälle für mehrere Bahnhöfe im Erzgebirgskreis vor.