Jeder Umzug beginnt mit einer gründlichen „Räumaktion“. In Vorbereitung der für Herbst 2021 geplanten Abrissarbeiten des Anbaus der Zwönitzer Austelvilla galt dies ganz besonders für das im Anbau lagernde Museumsdepot der Raritätensammlung Bruno Gebhardt. Ein Mammut- Projekt! So war das Museumsteam seit Sommer 2020 damit beschäftigt, sämtliche im Depot lagernden Objekte aus der Sammlung Bruno Gebhardts zu sichten und für die Umlagerung vorzubereiten. Dabei wurde im Winter 2021 ein besonderer Schatz entdeckt – die umfangreiche Fachbibliothek Bruno Gebhardts. Diese hatte (fast) vergessen jahrzehntelang im Depot geschlummert. Begeistert von diesem spannenden Fund reiften bei Museumsleiterin Paula Stötzer und Mitarbeiterin Karin Wachsmuth sogleich erste Überlegungen, die Bücher dauerhaft im Museum zu präsentieren und für die Öffentlichkeit zugänglich und nutzbar zu machen. Es sollte eine Schau- und Präsenzbibliothek entstehen. Die Gelegenheit, dieses Vorhaben zu realisieren, bot sich bereits im Frühjahr 2021 dank des aus Bundesmitteln finanzierten Förderprogrammes „Soforthilfe Heimatmuseen und landwirtschaftliche Museen 2021“ (siehe Infokasten). Ein Stadtratsbeschluss bestätigte das Vorhaben und so wurde im Mai 2021 der Förderantrag gestellt. In der Hoffnung auf eine Förderzusage stellte sich das Museumsteam, unterstützt von ehrenamtlichen Helfern, im Sommer 2021 der aufwändigen, aber in der Museumsarbeit essentiellen Aufgabe, die wertvollen Bücher sorgfältig zu inventarisieren und dokumentieren. Ende Oktober 2021 bildete dann die Fördermittelzusage das freudige Startsignal für die Errichtung der Schaubibliothek. Nun galt es umgehend mit den Sanierungsarbeiten im ehemaligen Büro des Museums zu beginnen. Es mussten ein neuer Fußboden verlegt, die Wände frisch gestrichen und Verschattung an den Fenstern zum Schutz der wertvollen Bücher angebracht werden. Neue Bücherregale, Lampen und Archivmaterialen waren neu anzuschaffen und alte Möbelbestände, die integriert werden sollten, benötigten eine Aufarbeitung. Fleißige Handwerker, der Bauhof der Stadt Zwönitz, ehrenamtliche Helfer und natürlich die Museumsmitarbeiter arbeiteten auf Hochtouren und schafften das Kunststück, die Bibliothek innerhalb von nur knapp zwei Monaten Ende 2021 final auszustatten. Natürlich hätten alle Beteiligten am liebsten gleich die Türen der Schaubibliothek für Besucher geöffnet. Doch war das pandemiebedingt leider nicht möglich. Außerdem müssen die Bücher nach Sachgebieten sortiert und eingeräumt werden – eine sehr aufwendige Arbeit, die aber die Suche nach speziellen Büchern künftig vereinfacht. Die notwendige Schließzeit wird zudem genutzt, die zahlreichen Bücher digital zu erfassen, damit die Werke auch im OPAC – dem öffentlich zugänglichen Online-Katalog – der Stadtbibliothek Zwönitz und bei „museumdigital“ zu finden sind. So wird eine Online-Recherche möglich und Nutzer können sich von zuhause aus über die Bestände informieren und gezielt Bücher für die Einsichtnahme vor Ort reservieren. Da die wertvollen Bücher das Museum nicht mehr verlassen sollen, also nur in der Schaubibliothek und nicht zur Ausleihe zur Verfügung stehen, kommt moderne Technik zum Einsatz, die hochauflösende, seitenweise Ablichtungen der Bücher ermöglicht, die sich Nutzer per E-Mail schicken lassen können, um am heimischen Schreibtisch weiter zu schmökern und zu forschen.

Ab 25.04.2022 soll die wirklich schmucke, sehenswerte und natürlich entsprechend den zahlreichen Interessens- und Sammelgebieten Bruno Gebhardts sehr umfangreiche Schaubibliothek dann endlich auch während der Öffnungszeiten des Museums und auf Anfrage sowie Voranmeldung für Besucher zugänglich sein.

Text: Paula Stötzer

Foto: Karin Wachsmuth bei der Aufbereitung der umfangreichen Fachbibliothek.

Text: Paula Stötzer

Infos zum Förderprogramm

Die Errichtung der Schaubibliothek konnte mit Hilfe von Fördermitteln im Rahmen des „Soforthilfeprogamms Heimatmuseen und landwirtschaftliche Museen 2021“ aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), begleitet vom Deutschen Verband für Archäologie e.V. (DVA) realisiert werden. Das Programm ist Teil des Bundesprogramms Ländliche Entwicklung (BULE) und zielte nach 2020 zum zweiten Mal darauf, ländliche Regionen – hier insbesondere kulturelle Vermittlungsorte – zu stärken sowie als attraktive Lebensräume zu erhalten. Die Raritätensammlung Bruno Gebhardt gehörte im Programmteil „Heimatmuseen“ 2021 zu insgesamt 186 Einrichtungen, die in ganz Deutschland innerhalb dieser Maßnahme in den Genuss einer Förderung kamen. Bereits 2020 erhielt die Stadt Zwönitz innerhalb dieses Förderprogrammes Mittel für die Neugestaltung der Sonderausstellungsräume in der Papiermühle Niederzwönitz. In beiden Museen konnten dank der finanziellen Zuwendungen aus Bundesmitteln wichtige Arbeiten vorgenommen werden, die wesentlich zur Aufwertung und Erhaltung der Einrichtungen beitragen.