Kommst du nu endlich mol assn?? Du willst doch dann fort!! Ich komm ja schu – när noch äne Gipskartonplatt nahschraum. Der eine oder andere – vor allem von uns Männern – kennt das. Man ist übern Werkeln oder Bauen, und dann wird man unterbrochen und muss zum Essen kommen. So auch an einem der vergangenen Samstage. Der Behindertendienst hatte sich zu seinem jährlichen Treffen im Gemeinschaftshaus in Hormersdorf getroffen. Wir sollten als Chor etwas beitragen und mit einigen Liedern die Veranstaltung bereichern. Ich geb ehrlich zu, Samstag nachmittags hat man auch gern etwas anderes zu tun. Und der Stapel meiner Gipskartonplatten wird auch nicht von allein alle. Mit diesem Gefühl ging ich also zu jenem Treffen und wir probten kurz die Lieder. 14:00 Uhr war Beginn. 60 Leute mit dazugehörigen Betreuern haben sich einladen lassen. Da wir als Chor auf der Bühne saßen, konnte ich alle Gäste gut beobachten. Christian Rehm – der schon viele Jahre den Behindertendienst in Sachsen über hat – sagte ein paar begrüßende Worte. Es wurden die Namen der Leute genannt, die leider nicht kommen konnten, da sie vielleicht im Urlaub waren oder gesundheitlich gerade nicht in der Lage waren, dabei zu sein. Und, es wurden Menschen begrüßt, die das erste mal an diesem Treffen dabei sein konnten. Da ich ja „freie Sicht“ auf die Anwesenden und dadurch auch auf die „Neulinge“ hatte, konnte ich das Blitzen in deren Augen und das Strahlen im ganzen Gesicht beobachten. Erschrocken fragte ich mich: „Wann hast du dich das letze Mal so gefreut?“ Dann begann unser Programm bis zum Kaffeetrinken. Wir sangen Lieder und Birgit Rehm erzählte zwischen den Liedern immer etwas. Die Rollstühle wurden in richtige Position gebracht und Geschirr auf dem Tisch zur Seite geschoben. In der Pause gab es leckeren Kaffee bevor danach unser neuer Pfarrer Frank Dregennus eine Andacht hielt. „Hab keine Angst, wenn du nachts nicht mehr schlafen kannst, wenn du grübelst was morgen wird, du hast doch mich. Und ich hab alles in der Hand, kenn dein Leben sehr genau, ich weiß um alles, was du brauchst Tag für Tag. Hab keine Angst, ich liebe dich. Du kannst meinem Wort vertraun und du wirst sehn, wie ich dich führe Schritt für Schritt.“ So der Text eines Liedes was wir singen durften. Es war einfach ein Freude jene Menschen zu beobachten, welche in unserem Leben (leider) nur anders teilnehmen können. Die auf Hilfe angewiesen sind, denen die Chromosome verrückt spielen oder eine ganz andere Beeinträchtigung haben. Doch trotz alledem so viel Freude versprühen wie es uns einfach nur ein Vorbild sein kann. Freude über ganz kleine und für uns alltägliche Dinge. Daher kann ich nur Danke sagen für diesen schönen Nachmittag. Ihr habt mir wieder gezeigt, dass es nicht selbstverständlich ist, jeden Tag ohne nennenswerte Leiden aufstehen zu dürfen. Dafür, dass ihr einen mit freien Oberkörper in Zwönitz grüßt, wenn wir mit Rollkragen und Mantel rumgelaufen. Dafür, dass ihr lacht, wenn es in Strömen regnet. Dafür, dass ihr euch keine Gedanken um den nächsten Tag macht. Dafür, dass ihr wahrscheinlich einfach mehr zufrieden seid, als ich es oft bin. Ihr seid mir warhe Forbilder geworden – gerade weil es manchmal anders läuft als gewohnt. Ein herzlicher Dank gilt auch den Helfern, die schon oft (vielmals jahrelang) mit auf Freizeiten gefahren sind und mit dem Behindertendienst und seinen Bussen vielen Menschen eine unvergessliche Zeit ermöglicht haben. Vor allem Christian Rehm, der auch gern einen Nachfolger für seine doch so wertvolle Arbeit hätte. … hab keine Angst, ich liebe dich. Ja, ER – also Gott – hält uns an der Hand. Mit diesen Eindrücken kehrte ich zu meinen Gipskartonplatten zurück und konnte mich nicht nur darüber freuen, dass die Blase in der Wasserwaage relativ mittig war, sondern, dass überhaupt Wasser drin war. 🙂 Ihr seid halt echt wahre Vorbilder – ganz anders aber auf eure Art und Weise richtig cool.

Gruß, Schmidti aus Hormersdorf (Text/Bild)