Die Besonderheit dieses Einheits-Jubiläums am 03.10.2022 wurde auch in diesem Jahr genutzt, um verdienstvolle Bürger der Stadt Zwönitz zu würdigen. Sie erhielten für ihr ehrenamtliches Engagement die Verdienstmedaille der Stadt Zwönitz in Bronze, Silber oder Gold. Jedes Jahr ruft die Verwaltung Einwohner und Vereine auf, ihre Vorschläge einzureichen, um diejenigen zu benennen, welche sich in besonders positiver Weise hervorheben. In diesem Jahr wurden folgende Bürgerinnen und Bürger für ihr Engagement geehrt.

Verdienstmedaille in Bronze

v.l.n.r. Karin Schuurman, Bärbel Rohde, Regina Neubert, Ilona Göhler
v.l.n.r. Victor Rudolph, Anke Liebscher, Maria Weisbach, Ilona Lötzsch
v.l.n.r. Jens Kriegel, Sindy Troll, Ines Rösch-Hahnemann, Udo Littmann, Monique Jünger
v.l.n.r. Heiner Drechsel, Dagmar Wenke, Oliver Graichen, Karin Kraml, Hans Geißler, Kurt Franz
v.l.n.r. Hubertus Ginzel, Jörg Scholz, Stephan Meier, Carsten Roth, Heidemarie Böhm, Joachim Wolle

Nachreichungen: Burkhard Baumann, Nico Keller, Ingeborg Mahn, Heidemarie Weigelt, Marita Tasche, Tim Schnabel, Philipp Müller, Raik Tesche

Verdienstmedaille in Silber

v.l.n.r. Horst Lauckner, Jürgen Bach, Thomas Ahlheim, Jürgen Ebert, Ursula Herfurth
v.l.n.r. Friedbert Hanf, Günter Heller, Harry Kunz, Karl-Heinz Schremmer
v.l.n.r. Ellen Lötzsch, Anne Walter
v.l.n.r. Manfred Schnabel, Werner Störzel, Karl-Heinz Draheim (nicht im Bild)

Nachreichungen: Ulf Mothes, Marco Nobis, Hendrik Epperlein

Verdienstmedaille in Gold

v.l.n.r. Sonja Hildebrand, Jörg Schwarz

Nachreichung: Harald Mischnick

Sonja Hildebrand ist seit vielen Jahren für das Zwönitzer Genealogenstübchen aktiv. Die „Gelbe Reihe“ (Quellen zur Orts- und Familiengeschichte des Erzgebirges) des Adam-Ries-Bundes Annaberg wurde in den letzten fünf Jahren fast ausschließlich von ihr geprägt. In ihrer Person verschmelzen fundiertes Wissen mit handwerklichem Können und einer herausragenden Arbeitsleistung. Die buchstabengetreuen Übertragungen der Gerichtsbücher Wiesa und des Amtes Stollberg, die die Grundlage der Hefte 37 bis 41 bildeten, sowie die bisherigen 14 Hefte, die unter ihrem Namen erschienen, können durchaus als Lebenswerk von Sonja Hildebrand bezeichnet werden. Ihre Übertragungen der Depositen haben das Ortsfamilienbuch Brünlos ermöglicht. Unverzichtbar waren ihre Übertragungen der vielen Zwönitzer Gerichtsbücher ab 1501 für das Erscheinen der 1. Chronik der Stadt Zwönitz 960 – 1945. Ihre erfolgreiche und gewissenhafte Tätigkeit wurde vom Adam-Ries- Bund mit einem Sonderpreis gewürdigt. Sonja Hildebrand erhielt 2008 die Verdienstmedaille der Stadt Zwönitz in Bronze und 2015 in Silber. Der Stadtrat von Zwönitz war sich einig, ihr außergewöhnliches Engagement mit der Verdienstmedaille in Gold zu würdigen.

Jörg Schwarz ist in der Abteilung Taekwondo des „Zwönitzer HSV 1928 e.V.“ seit 1994 Vereinsmitglied und war von 1998 bis 2022 Abteilungsleiter. Durch seine strukturierte Organisation, seine Integrität und Bescheidenheit schaffte er unermüdlich Raum für die Entwicklung vieler Persönlichkeiten und Sportler. Während Sportler und Trainer beim Wettkampf ihr Bestes gaben und beachtliche Erfolge erzielten, kämpfte Jörg Schwarz im Hintergrund sportpolitisch um Gerechtigkeit. Mit Geduld und Durchhaltevermögen stärkte er die Position der Abteilung Taekwondo innerhalb des Handballsportvereins, sowie den Stellenwert der sportlichen Leistungen und Erfolge der Zwönitzer Sportler im Landesfachverband. So konnten durch die hervorragenden sportlichen Leistungen von Sportlern und Trainern sowie das Wirken von Jörg Schwarz der Leistungsstützpunkt für olympischen Zweikampf bereits zwei Mal nach Zwönitz geholt werden. Als willkommener und verlässlicher Partner beim Landessportbund, der Taekwondo Union Sachsen, sowie bei regionalen Medien wie PSR und MDR präsentiert er regional und überregional den Kampfsport Taekwondo, den Zwönitzer HSV 1828 e.V. und die Stadt Zwönitz. Der Sport, der Verein und dessen Mitglieder sowie die Stadt Zwönitz standen immer im Vordergrund seines ehrenamtlichen Engagements. Jörg Schwarz ist für seine Lebensleistung für den Taekwondosport mit dem Ehren-Dan (dem schwarzen Gürtel) der deutschen Taekwondounion ausgezeichnet worden. Er erhielt 2010 die Verdienstmedaille der Stadt Zwönitz in Bronze und 2015 in Silber. Der Stadtrat von Zwönitz war sich einig, sein außergewöhnliches Engagement mit der Verdienstmedaille in Gold zu würdigen.

Verleihung der Ehrenbürgerschaft

Ullrich Kenndoff (ganz links) und Karsten Mothes (zweiter von rechts, in Vertretung seines Großvaters Günther Mothes) nahmen die Ehrungen entgegen.

Die höchste Ehrung der Stadt Zwönitz ist die des Ehrenbürgers bzw. der Ehrenbürgerin. Auch am 03.10.2022 wurden zwei Ehrenbürger ausgezeichnet.
Ulrich Kenndoff und Günther Mothes wollen wir Ihnen in der kommenden Ausgabe des Zwönitzer Anzeigers näher vorstellen.

Tag der deutschen Einheit mit bewegender Rede

Pfarrer Sieghard Löser bei seiner Rede zum Tag der deutschen Einheit in der Turnhalle der Katharina-Peters-Oberschule in Zwönitz

Die Rede anlässlich des Festaktes 32 Jahre Deutsche Einheit am 3. Oktober 2022 hielt der Elterleiner Pfarrer Sieghard Löser. Als Einstieg wählte er das Thema Zeit. Er verwies darauf, dass Zeit alle Wunden heilt, dass sie vergeht und wir mit ihr. Mit seiner ihm vertrauten Materie der Theologie und ihrer Hilfswissenschaft – der Philosophie – ging er auf die drei Zeitbegriffe Kairos, Kronos und Aionos ein. Das griechische Wort Kairos beinhaltet den aktuellen Zeitpunkt, also den Augenblick. Die deutsche Wiedervereinigung vor 32 Jahren war solch ein Augenblick mit epochaler Bedeutung und gewaltigen Auswirkungen auf die meisten von uns. Kronos hingegen ist die vergehende Zeit, die ein Anfang, aber auch ein Ende besitzt. Pfarrer Löser nannte als Beispiel die DDR. „Das Beste an der DDR war für mich ihr Ende“, so seine Einschätzung. Und Aionos hat Martin Luther einmal in seiner Bibelübersetzung mit Ewigkeit bzw. die Zeit Gottes wiedergegeben. Diese Ewigkeit wünschen wir uns für das geeinte Deutschland in Friede und respektvollem Miteinander. Im Rückblick auf den 3. Oktober 1990 erinnerte der Elterleiner Pfarrer an zahlreiche Namen und Ereignisse, die zur Wiederherstellung der Einheit Deutschlands führten und verknüpfte diese mit sehr persönlichen Erlebnissen. Er selbst erinnerte sich an die DDR als ein Land des Stillstandes. „Wenn du deine Lehre oder dein Studium abgeschlossen und deinen Platz in der Nische gefunden hattest, wusstest du: die nächsten 40 Jahre wird sich nichts ändern, bis du Rentner bist und in den Westen fahren kannst. Bis dahin musst du dich gesund und fit halten, wenn du mit 65 den Kilimandscharo besteigen oder über den Kudamm gehen willst.“ Sieghard Löser selbst wurde zunächst in der DDR ein Studium verweigert. Er erlernte einen Beruf und arbeitete in diesem bis 1987. In diesem Jahr durfte er dann als Späteinsteiger, also mit 28 Jahren, ein Studium am theologischen Seminar in Ostberlin aufnehmen. Es folgten interessante Berichte aus dieser Studienzeit im gespalteten Berlin, in denen er u.a. von der Berliner Golgathagemeinde und ihrem Entwurf für die Gründung einer Sozialdemokratischen Partei der DDR (SDP) erzählte, in der er selbst mitwirkte und deren Ziel ein verbesserlicher Sozialismus sein sollte. Er berichtete von seinen Erlebnissen und Begegnungen kurz vor dem Mauerfall und von den Demonstrationen in seiner Heimatstadt Annaberg. Sieghard Löser verbrachte das Wintersemester nach dem Mauerfall in Erfurt und berichtete über die dort stattgefundenen Wahlkampfreden u.a. von Volker Rühe, Willy Brand, Hans-Dietrich Genscher und Hans Wilhelm Eberling. Er brachte seinen Respekt gegenüber Helmut Kohl zum Ausdruck, welcher als einziger prominenter Redner den Nerv der Zuhörer traf, als er von seiner Vision der blühenden Landschaften in den neuen Bundesländern sprach. Sieghard Lösers persönliches Fazit im Rückblick auf die DDR lautet: „Was auf Unrecht und Lüge aufgebaut ist, kann nicht auf Dauer bestehen.“ Und noch ein Zitat des Rabbiner Elie Abadie hat er den Festbesuchern als Gedanken mit auf den Weg gegeben:

Wo es keine Erinnerung gibt, gibt es keine Wahrheit.
Wo es keine Wahrheit gibt, wird es keine Gerechtigkeit geben.
Wo es keine Gerechtigkeit gibt, wird es keine Versöhnung geben.
Wo es keine Versöhnung gibt, wird es keinen Frieden geben.

Mit einem Ausflug in die griechische Mythologie schloss er den Kreis seiner Rede zum Anfang und beendetet diese mit dem Psalm: „Meine Zeit steht in deinen Händen – du stellst meine Füße auf weiten Raum.“