Bild Frau mit Flyer Papiermühle

Der Kulturausschuss am 16.1.2023, in dem u.a. über das eingereichte „Diskussionspapier Museen“ debattiert wurde, veranlasste dazu, die Situation der HEIMATWELTEN ZWÖNITZ zu reflektieren. Ein kleiner Beitrag soll nun auch die Leser informieren, wie sich unsere Museen entwickeln. Nach zwei Jahren Pandemie konnte das Technische Museum Papiermühle Niederzwönitz von März bis Dezember 2022 uneingeschränkt öffnen und rund 5.500 Besucher empfangen. Höhepunkte des Museumsjahres waren der Deutsche Mühlentag, zu dem rund 1.000 Mühlenfans herbeiströmten, der Tag des traditionellen Handwerks, der mit dem Festakt der Enthüllung der mit Förderung des Kleinprojektefonds Montanregion Erzgebirge e.V. rekonstruierten Wetterfahne mit 750 Besuchern begangen wurde sowie die Sonderausstellung „Wir hatten ja nüscht“? – Ostprodukte aus Pappe und Papier, die auch viele Zwönitzer lockte, ihr alt bekanntes Museum neu zu entdecken und ein Stück weit mit nach Hause zu nehmen, in Form eines kleinen aber feinen Ausstellungskataloges. Besonders beliebt waren die zahlreichen Kreativangebote zu Ostern, in den Ferien und der Adventszeit. Besucher erfreuen sich immer wieder am Papierschöpfen und den unerschöpflichen Gestaltungsmöglichkeiten, sodass die Kreativmühle niemals still steht. Auch dieses Jahr wird es viele tolle Aktionen geben. Die nächste Sonderausstellung „Das große Geschäft – eine kleine Geschichte des Klopapiers“ ist schon in Arbeit und wird die Besucher humorvoll mit Einblicken in das Thema eines nicht selbstverständlichen Gebrauchsgutes überraschen. Für die Papiermühle steht ein Jubiläum an, sie feiert 2023 bereits 70 Jahre Denkmalschutz und das soll zum Tag des offenen Denkmals, am 10. September mit kostenlosen Führungen zelebriert werden, noch dazu mit einer kleinen temporären Schauwerkstatt für Massefiguren, die mit einer Geheimzutat aus der Papiermühle entstehen. Möglicherweise muss die Papiermühle auch nicht mehr lange auf ihre eigene Schauwerkstatt warten. Anfang des Jahres informierte ein Schreiben der Landesdirektion Sachsen über die „Wiederaufnahme der Bearbeitung des Fördermittelantrages für das Vorhaben Umbau eines Teilgebäudes der Papiermühle zu einer Schauwerkstatt mit Empfangszentrum für Besucher einschließlich Neugestaltung des Außenareals“. Das macht Hoffnung. Nun heißt es Daumendrücken! Ebenfalls erfreuliche Nachrichten sind die Bestrebungen der polnischen Kollegen, einen Antrag auf serielle Welterbestätte europäischer Papiermühlen zu stellen, zu denen auch unsere Papiermühle Niederzwönitz zählt und Bestandteil sein soll. Zu gegebener Zeit wird hierüber ausführlicher berichtet. Auch im Heimatmuseum und Technischen Denkmal Knochenstampfe Dorfchemnitz gibt es Bewegung. Die Bauarbeiten schreiten voran. Die Bühne steht und konnte zum Dorfchemnitzer Weihnachtsmarkt bereits genutzt werden. Am Tag des offenen Denkmals 2022 kamen rund 200 Schaulustige aus allen Teilen Deutschlands, um mehr über das Denkmal, die Sanierungs- und Restaurierungsvorhaben zu erfahren. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz wählte die Knochenstampfe als Highlight für ganz Sachsen aus, das sorgte für entsprechende Aufmerksamkeit auf nationaler Ebene. Derzeit wird ein neues Wasserrad gebaut und ein Bauerngarten nach historischem Vorbild mit alten Sorten angelegt. Letzteres wird mit Fördergeldern des „Soforthilfeprogrammes für Heimatmuseen“ umgesetzt. Zum diesjährigen Stampfenfest sollen sämtliche mögliche Baumaßnahmen abgeschlossen sein, damit ein sich wieder drehendes Wasserrad, ein stampfendes Stampfenwerk, ein duftender Bauerngarten und ein eingeheizter Dorfbackofen die Besucher auf das werdende Museum einstimmen. Doch bis das Heimatmuseum und Technische Denkmal Knochenstampfe Dorfchemnitz vollständig mit neuer Dauerausstellung wiedereröffnen kann, ist noch viel zu schaffen. Das vernichtende Holzgutachten für das Haupthaus wird die Kosten in die Höhe schrauben und die Bauzeit verlängern. An der Beantragung einer Denkmalförderung wird aber bereits gefeilt. Es bleibt also spannend. In der Raritätensammlung Bruno Gebhardt standen die Uhren auch nicht still. Zum Internationalen Tag des Buches am 23. April 2022 wurde die mit Förderung des „Soforthilfeprogramms für Heimatmuseen“ eingerichtete Schaubibliothek feierlich eröffnet. Seither werden die Bestände der Privatbibliothek Bruno Gebhardts unermüdlich inventarisiert und dokumentiert. Besucher blicken hierbei gern über die Schulter und stellen fest, wie spannend diese Museumsarbeit ist. Mit Fördergeldern der Sparkassenstiftung Stollberg konnte ein weiterer Schatz gerettet werden. Das einzig erhaltene Bleiglasfenster der Austelvilla wurde aufwendig restauriert und leuchtet seit September 2022 farbenfroh im Eingangsbereich des Museums. Die neue Saison startete mit der Sonderausstellung „Kimono vs. Samurai-Rüstung – die Kunst des Ankleidens im Land der Kirschblüte“. Für diese Sonderschau konnten hochwertige Leihgaben gewonnen werden, die Gebhardt’s Samurai- Rüstungen ergänzen und dem Erzgebirger fernöstliche Mode näherbringen. Die Ausstellung ist noch bis April zu sehen. Dann wird bereits die nächste aufgebaut: „Aus der Zeit gefallen? – Kalender von anno dazumal“ mit einer Auswahl aus dem reichen Fundus der Raritätensammlung. Da der Großteil der Sammlungen der HEIMATWELTEN ZWÖNITZ im Depot schlummert und damit für den Besucher nicht sichtbar ist, bzw. nur ausgewählt zu Sonderausstellungen, werden die Bestände nicht nur inventarisiert und dokumentiert, sondern nun auch auf der Online-Plattform „museum-digital“ veröffentlicht. Das über die Sächsische Landesstelle für Museumswesen geförderte, 2022 neu angeschaffte Fotoequipment ermöglicht professionelle, hochauflösende Aufnahmen, die unsere Museumsschätze im World Wide Web bestens präsentieren. Bis hier alle Objekte eingepflegt sind, vergehen noch Jahre. Aber schon jetzt kann jeder die Seite https://www.museum-digital.de/ aufrufen, die Interessen im Suchfeld eingeben und dabei vielleicht auf das eine oder andere Museumsstück unserer Museen stoßen. Das Museumsdepot bleibt dennoch unumgänglich, denn schließlich müssen die Schätze ordentlich gelagert und für nachfolgende Generationen bewahrt werden. Dieses Thema greift auch das „Diskussionspapier Museen“ auf. Es besteht die Sorge, dass speziell die in der Sammlung befindlichen Messgeräte in Vergessenheit geraten. Das Schreiben plädiert für eine dauerhafte Präsentation der Geräte, was u.a. den Anstoß gab, über ein Schaudepot nachzudenken. Ein Schaudepot bietet in Abgrenzung zu einem Depot die Möglichkeit, Besucher zu empfangen und die Fülle an Sammlungen und den Umgang damit sichtbar zu machen. Die frei gewordene Wohnung in der Austelvilla über dem Museum könnte dafür ertüchtigt werden, so die ersten Überlegungen. Solche Maßnahmen sind förderfähig und werden derzeit eingehend geprüft. Vielleicht entsteht in naher Zukunft in der Austelvilla ein Schaufenster in die Schatzkammer der HEIMATWELTEN ZWÖNITZ? Dem Besuch in der Raritätensammlung Bruno Gebhardt könnte sich der Besuch des Schaudepots anschließen. Ungeachtet dessen, sollen die Messgeräte baldmöglichst auf „museum-digital“ publik gemacht werden. Eine Sonderausstellung zum MWZ Zwönitz bleibt zusätzlich Thema. Liebe Leser und Museumsbesucher, das Museumsteam der HEIMATWELTEN ZWÖNITZ bedankt sich für Ihre Treue, Unterstützung und positive Bestärkung. Bleiben Sie neugierig!

Bis bald. Ihre Paula Stötzer, Museumsleiterin