Am 26. August wurde der Internationale Tag des Toilettenpapiers begangen. Der Tag soll auf die Unentbehrlichkeit des unscheinbaren Hygieneartikels aufmerksam machen. Der Aktionstag wurde von den USA ins Leben gerufen und scheint historisch begründet. So soll am 26. August 1871 die erste Klopapierrolle verkauft worden sein. Wahrscheinlicher ist, dass der Tag auf eine Werbekampagne des US-amerikanischen Toilettenpapierherstellers Quilted Northern Toilet Paper aus dem Jahre 2016 zurückzuführen ist. Die am 26. August stattfindende eintägige Werbekampagne gemeinsam mit Amazon sollte den sinkenden Absatzzahlen im Einzel- und Onlinehandel entgegenwirken. Das Technische Museum Papiermühle Niederzwönitz hat den Tag genutzt, um auf die laufende Sonderausstellung „Das große Geschäft – eine kleine Geschichte des Klopapiers“ aufmerksam zu machen. Zum Aktionstag kamen viele Familien, um blaues Büttenpapier mit Hundertwasser-Motiven zu schöpfen, eine Murmelbahn aus Klopapierrollen zu bauen und an einer Kurzführung durch die Sonderausstellung teilzunehmen. Dabei wurden auch die neuesten Klorollenhutkreationen bestaunt. Die Handarbeitsgruppe des Matthes-Enderlein-Gymnasiums Zwönitz hat an einem Wettbewerb teilgenommen und kreative Klorollenhüte gehäkelt. Vier Kreationen sind seit Eröffnung der Ausstellung in einer Vitrine präsentiert und Besucher konnten abstimmen, welcher Hut besonders gut gefällt. Insgesamt 177 Besucher haben ihre Stimme abgegeben und das Rennen machte der Vogel im Nest, der mit vielfältigen Häkeltechniken überzeugte. Die anderen Kreationen – Fuchs, Olaf und Krümelmonster – folgten knapp dahinter. Auf die Häklerinnen warten noch Preise, die während der Öffnungszeiten in der Papiermühle abgeholt werden können. Eine Stimme ging auch an den historischen Klorollenhut der 1970er Jahre. Und da wieder einige ausgewählte Exponate der Sonderausstellung in einer kleinen Serie vorgestellt werden sollen, beginnen wir doch gleich mit diesem Exemplar. Ein weit ausgestellter Rock eines Puppenkleides, gehäkelt und gestrickt aus grüner und weißer Wolle, bietet den Stauraum, der für die diskrete Unterbringung des Toilettenpapiers benötigt wird. Die Puppe selbst passt perfekt in die Papphülse einer Rolle handelsüblichen Klopapiers und gibt der Konstruktion auf diese Weise den nötigen Halt. Eine zunehmende Mobilität der Menschen und die mangelnde Verfügbarkeit von hinreichend ausgestatteten öffentlichen Toiletten entlang der Verkehrswege auf der einen und eine gewisse Prüderie in Hinblick auf alles, was mit dem Toilettengang zu tun hat auf der anderen Seite, trieb im Laufe der 60er und 70er Jahre sehr seltsame gestalterische Blüten. Um die griffbereit auf der Hutablage deponierte Rolle Toilettenpapier und alle Assoziationen, die sie transportiert, nicht den Blicken von Passanten aussetzen zu müssen, entstand die Sitte, in Heimarbeit textile Abdeckungen für selbige herzustellen. Die gestrickten und gehäkelten „Klorollenhüte“ konnten in allen denkbaren Formen und Farben daherkommen. Das einzige notwendigerweise verbindende Element dieser eigenwilligen Automobildekoration ergibt sich aus dem Platz, der nötig war, um eine Toilettenpapierrolle blicksicher darunter zu verbergen. Die Klorollenhüte feiern ein Comeback, sie avancieren neben dem obligatorischen Wackeldackel zum Kultobjekt und finden sich auf Hutablagen von mittlerweile als Oldtimer geführten Fahrzeugen. Auch hierzu dürfte die Corona-Pandemie beigetragen haben. Statt auf die Insel Mallorca zu fliegen, fuhren viele mit dem Campingbus an die Ostsee. Und schon waren Verhältnisse wie zu DDR-Zeiten geschaffen, Toilettenpapier war Mangelware und wurde auf großen Touren und Zeltausflügen mitgenommen, für alle Fälle. Ob es nun besser ins Bild der Zeitreise passte, einen Klorollenhut über das „weiße Gold“ zu stülpen, oder das Klopapier vor gierigen statt neugierigen Blicken verborgen werden sollte, darf der Reisende für sich beantworten. Wer nun Lust bekommen hat, die eigene Hutablage mit behütetem Toilettenpapier auszustatten, findet eine Häkelanleitung für die „Klopapiermütze“ als PDF, herausgegeben von der Technischen Universität Braunschweig zusammen mit dem NFF, dem Niedersächsischen Forschungszentrum Fahrzeugtechnik: https://www.tu-braunschweig.de/fileadmin/Redaktionsgruppen/ Forschung/NFF/Flyer/Anleitung_Klopapiermuetze.pdf Die nötige Inspiration liefert die Sonderausstellung in der Papiermühle Niederzwönitz, die noch bis zum 3. Dezember 2023 die gehäkelten Kunstwerke neben vielen anderen interessanten Exponaten und unterhaltsamen Fakten rund ums Toilettenpapier präsentiert.

Text: Marco Blechschmidt und Paula Stötzer