Wer letzthin im Museum war, hat vielleicht bemerkt, dass nicht nur am Gebäude gebaut und saniert wird, sondern auch auf der Museumsetage einiges in Bewegung ist. Immer wieder nutzen Museumsgäste die Möglichkeit, einen neugierigen Blick über die Schulter der Museumsleute zu werfen, wenn sie in der Schaubibliothek inventarisieren, dokumentieren und archivieren. Das ist Museumsarbeit hautnah. Und auch wenn schon viel geschafft ist, ist noch jede Menge zu tun. Kurz zur Erinnerung: das Museum hat mit Hilfe des Förderprogrammes „Soforthilfe Heimatmuseen 2021“ einen ehemaligen Büroraum in eine Schaubibliothek verwandelt, die die Privatbibliothek des Sammlers Bruno Gebhardt bewahrt und seit April 2022 zur Schau und Einsichtnahme bereitstellt. Seither sind die Bestände deutlich gewachsen, denn es stellte sich heraus, dass einige Bücher und Zeitschriften Gebhardts nicht im eigenen Depot, sondern in der Stadtbibliothek Zwönitz gelandet waren. Diese werden Schritt für Schritt zurückgeführt, in die Schaubibliothek nach Sachgebieten einsortiert und auf museum-digital veröffentlicht: https://sachsen.museum-digital.de/collection/685 Über 300 Objekte konnten hier bereits eingepflegt werden, mehrere Tausende warten noch auf ihren Auftritt in der Museums Online-Datenbank. Diese Aufgabe ist nicht nur spannend, sondern auch aufschlussreich. Hier ein Beispiel: Die Sonderausstellung von 2023 “Kimono vs. Samurai-Rüstung – die Kunst des Ankleidens im Land der Kirschblüte” zeigte neben wertvollen Leihgaben von Peter Zimmermann aus Ahrensburg auch die bestandseigenen Samurai-Rüstungen. Dank der Wiederentdeckung und Aufarbeitung der Bibliothek, ist nun klar, dass die Rüstungen 1931 von Bruno Gebhardt bei einer Auktion in München ersteigert wurden. Der entsprechende Auktionskatalog mit Korrespondenz fand sich in der Bibliothek und gab weitere Anhaltspunkte zur Bestimmung der Rüstungen: https://sachsen.museum-digital.de/object/70962 Die Schaubibliothek lüftet so nach und nach die „Geheimnisse“ der wertvollen Sammlung und bringt die Ausstellungsstücke zum Sprechen. Derzeit läuft die Sonderausstellung „Aus der Zeit gefallen? – Kalender von anno dazumal“. Diese ist nur noch bis zum 30. März zu sehen! Dann werden die Kalender dokumentiert, ebenfalls bei museum-digital publiziert und wieder ordentlich verpackt eingelagert, damit die nächste Sonderausstellung vorbereitet und aufgebaut werden kann. Die Museumsgäste dürfen in der Zwischenzeit ein Vergrößerungsglas organisieren, denn ab dem 5. Oktober wird die Sonderausstellung: „Wunderbar winzig – meisterliche Miniaturwelten“ zu „suchen“ sein. In den Monaten der saisonalen Museumsschließzeit von Mai bis Oktober muss keiner auf Kultur verzichten. Dieses Jahr steht wieder eine besondere Führung zum Tag des offenen Denkmals an. Nun ist von den 3 Zwönitzer Museen die Raritätensammlung in der Austelvilla an der Reihe. Am Sonntag, 8. September gibt es Einblicke in die Geschichte der Sammlung, der Austelvilla und des Austelparks. Wer nicht so lange warten will, darf sich auf das neue Angebot ein „Kleiner Spaziergang durch die Kunstgeschichte“ freuen. Der kurzweilige Spaziergang führt in die Austelvilla, einen Prunkbau der Neo-Renaissance, zeigt kunstvolle Details an Stuckdecken und Wandmalereien, Bildbände aus der Schaubibliothek und Schätze der Volkskunst und des Kunsthandwerks der Raritätensammlung. Weiter geht es auf verschlungenen Pfaden durch den historistischen Austelpark, um, Kunstepochen durchschreitend, letztlich an der zeitgenössischen Kunstinstallation und Station des Purple Path „Color Floating“ von Nevin Aladað zu enden. Führungen werden ab 6 Personen auch an Werk- und Sonntagen angeboten. Hierfür ist eine vorherige Anmeldung per Telefon 037754 2323 und 2690 oder per Mail bruno@zwoenitz.de und p.stoetzer@zwoenitz.de erforderlich. Langweilig wird es bis zur ersten Anmeldung sicher nicht, denn neben den vielen Museumsaufgaben wie das Inventarisieren, Dokumentieren und Digitalisieren der Sammlung, muss auch schon das nächste Jahr geplant werden. 2025 steht der 50. Todestag des Sammlers Bruno Gebhardt an. Das soll Anlass sein, die Dauerausstellung zu überdenken und dem Sammler sowie dem Phänomen des Sammelns mehr Raum zu geben. Erste mögliche Ansätze für neue Highlights in der Dauerausstellung oder einer Sonderausstellung finden sich in einer Projektskizze der Sammlungsfotografen Sebastian Köpcke | Volker Weinhold. https://sammlungsfotografen.de/ Die Fotografen und Künstler aus Berlin, die bereits in großen Museen mit bedeutenden Sammlungen wie denen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden oder denen des Technischen Landesmuseums Mecklenburg-Vorpommern gearbeitet haben, waren letztes Jahr zu Besuch in Zwönitz, in der Raritätensammlung Bruno Gebhardt und zeigten sich begeistert von der Sammlerpersönlichkeit und den Schätzen der Sammlung: „Für uns Sammlungsfotografen bietet die Sammlung Bruno Gebhardt ein großartiges Forschungsfeld, um mit der Kamera in fotografischen Inszenierungen das Wesen der Person Bruno Gebhardt zu ergründen, die thematischen Dimensionen seiner Sammlung auszuloten und damit der Natur des Sammelns auf den Grund zu gehen.“ Vielleicht entsteht in Kooperation mit den Künstlern eine Publikation, eine Sonderausstellung oder ein neues Ausstellungskonzept. Bleiben Sie neugierig!

Bis bald. Ihre Paula Stötzer, Museumsleiterin