Jesusarmband

Bei uns in Zwönitz gibt es seit drei Jahren einen Passionsweg. Engagierte Frauen aus allen christlichen Gemeinden des Ortes haben mit Unterstützung der Kulturabteilung der Stadt dieses Projekt entwickelt und umgesetzt und so kann man an sieben Stationen die Passion Jesu ein Stück nachempfinden. Zuerst gehe ich bergauf zur Annenkapelle. An diesem Kraftort ist in einem liebevoll gestalteten Bild die Salbung von Bethanien dargestellt. Ich lese die Bibelstelle, höre mir einen Meditationstext und ein Lied an (beides ist über einen QR-Code verlinkt) und kann mich so gut in die Szene hineinversetzen. Das Anbetungslied im Ohr und den Duft vom Nardenöl in der Nase geht es talwärts vorbei an Blütenteppichen von Buschwindröschen und frisch gepflügten Äckern zur evangelischen Johanniskirche. Bunte Tücher liegen auf dem Boden, übers Smartphone höre ich ein Hosanna-Lied: Jesu Einzug in Jerusalem. Ich stelle mir den Jubel vor, mit dem Jesus empfangen wurde und weiß, dass dieser nicht lange anhalten wird. An der landeskirchlichen Gemeinschaft wird das letzte Abendmahl thematisiert. Bibelworte sind ausgelegt und ein gedeckter Tisch lädt mich dazu ein, meinen Platz zwischen Jesus und den Jüngern zu finden. Mich treibt die Frage um, warum niemand Judas zurückgehalten hat, wo doch Jesu Aussage zu seinem Verrat eindeutig war. Ich laufe weiter durch die Stadt. Die Gärten sind österlich geschmückt und es gibt einige wunderbar gestaltete Osterbrunnen. Hinter der Trinitatiskirche erwartet mich der Garten Gethsemane. Lanzen stecken im Boden, Steine liegen am Weg, und dazwischen ein Text: „Für dich“ Dein Jesus. Ich lasse mich auf einer bereitgestellten Bank nieder, nehme mir einen Gebetszettel aus der Kiste und lausche dem Lied: „bleibet hier und wachet mit mir“. Mir wäre es sicher nicht anders gegangen als den Jüngern – auch ich wäre eingeschlafen. Nach einigen Metern erwartet mich schon die nächste Szene. An der methodistischen Friedenskirche findet man sich im Gerichtshof wieder. Ein schematischer Petrus ist aufgestellt, versehen mit Begebenheiten aus seinem Leben. Daneben ein aufgeschichtetes Feuer und drei Lanzen mit den Fragen, die Petrus verneint und Jesus damit verleugnet. Im Hintergrund ein Hahn und vor mir ein großer Spiegel mit der Aufschrift „gehörst du zu Jesus?“ Nicht überall kann diese Frage unbedarft mit JA beantwortet werden, weshalb ein QR-Code zur Webseite von OpenDoors führt, eine Hilfsorganisation für verfolgte Christen. Der Kreuzweg nimmt seinen Lauf. An der Blasiuskirche ist dieser bildhaft zu sehen: auch hier Steine auf dem angedeuteten Weg und ein großes Holzkreuz, das man anheben darf und so wie Simon von Cyrene das Kreuz ein Stück tragen kann. Auch diese Station mit aktuellem Bezug: wem kann ich helfen, sein Kreuz zu tragen oder brauche ich selbst Hilfe? Der Hospizdienst der Johanniter hat hier mitgewirkt und bietet seine Dienste an, schwere Wege mitzugehen. Noch einmal geht es bergauf. An der katholischen Kirche ist die letzte Station des Kreuzweges: die Kreuzigung. Ich stehe hinter der Kirche, sehe mir drei große Schmiedenägel an und blicke auf das bunte Treiben im Tal. Wer trägt diesen Schmerz mit, wer hört den Schrei? Am Boden steht eine Schale mit Erde, daneben ein Glas mit Körnern und der Text „wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bringt es keine Frucht“. Ich lasse ein paar Körnlein in die Erde fallen ….. Nach knapp drei Stunden habe ich meinen Weg beendet und bin voll der guten Bilder, schönen Lieder, wertvollen Gedanken und vielen Fragen, die ich Jesus stellen möchte, wenn ich einst bei IHM angekommen bin. Denn ich glaube an die Auferstehung und werde die Hoffnung aussäen und wachsen lassen die ich an der letzten Station in einem kleinen Tütchen mitgebracht und ausgesät habe. So wird der Bogen gespannt zum Ostermorgen. Dann geht die Saat auf, an jeder Station finden sich weiße Tücher zum Zeichen der Auferstehung und man kann Blumen, Schmetterlinge oder Süßigkeiten mitnehmen und sich über den QR-Code das Halleluja aus Händels „Messias“ anhören. An meinem Handgelenk trage ich nun ein kleines Armband mit den Buchstaben J E S U S dazu ein Herz und ein Kreuz. Die kleinen Perlen dazu fanden sich an jeder der sieben Stationen des Passionsweges und so wird mich SEIN Name weiter im Alltag begleiten und sichtbar bleiben, dass ich nicht allein unterwegs bin. Ich bin dankbar für diese meditative Reise und für den guten Zusammenhalt der Christen in unserem Ort und bin schon gespannt was uns im nächsten Jahr an diesen sieben Stationen erwartet.

Verwandlung der Station „Golgatha“ auf dem Trinitatisfriedhof am Ostersonntag. Das weiße Banner und die bunten Blüten symbolisieren die Osterfreude.
Kappellentür
An der St. Annenkapelle am Guten Brunnen war die Station „Bethanien“ zu erleben.