Viele Gebräuche und Gewohnheiten ändern sich im Laufe der Zeit. Manche verbessern sich und manche gehen verloren oder werden nicht mehr genutzt. So gab es bis vor etwa 50 Jahren für die Niederzwönitzer Bevölkerung die Möglichkeit eine Abkürzung zu nehmen, zum Beispiel, wenn sie schneller den Zwönitzer Bahnhof erreichen wollten. Irgenwann hatten sie den „Wiesensteig“ eingerichtet. Der schmale Steig begann an der Stollberger Straße, nahe der Webergasse und führte im ersten Stück bis zum Wohnhaus Pfüller. Von da aus verlief er hinter den damaligen Bauerngütern Günther, Keller und Arnold zum Bauerngut Schulfried, welches vom Steig rechter Hand lag. Von dort aus ging er hinter Gärten in einer engen Gasse zu den Bauerngütern Roth und Gerlach. Um den Sportplatz zu umgehen, bog dann der Steig nach rechts ab und folgte von da aus ein Stück entlang des schmalen Wiesenbaches. Über freie Wiesenflächen verlief er weiter in Richtung einer markanten Erlengruppe, welche heute noch steht. Auf freier Feldflur, lag links des Steiges ein eingefriedeter Garten, in dem sich ein kleines Wasserhaus befand. Von da aus ging es schließlich in Richtung des früheren Bahnhofshotels (Zur Eiche), um dort an der Bahnhofsstraße zu enden. So erreichte man den Bahnhof oder ein anderes Ziel in dieser Nähe mit einer ziemlich großen Zeiteinsparung. Natürlich wurde dieser ca. 2,3 km lange Steig auch in umgekehrter Richtung genutzt. Ein anderer Steig, der sicher älter ist, war der „Brettmühlen–Steig“. Er führte vom oberen Teil von Niederzwönitz zur Brettmühle. Ursprünglich begann er an der Franz-Schubert-Straße (Kindertagesstätte „Sonnenschein“). Er mag sich an die alte Verbindungsstraße nach Stollberg angepaßt haben. Der alte Steig führte in Richtung ehemalige Turnhalle, bzw. Sportplatz, ließ sie rechts liegen, nahm schließlich von dort einen Feldweg und überquerte auf diesem die Bahntrasse. Von dort verlief er quer über Wiesen-, bzw. Ackerflächen in Richtung Brettmühle / Jägerhaus. Dort mag er dann auf ein früheres Stück der alten Stollberger Straße gestoßen sein. Einen Zugang zu diesem Steig gab es aber auch weiter unten, dort wo die Niederzwönitzer Straße den Kühnhaider Dorfbach überquert, (ehemalige Drogerie Scherfig). Von den dortigen Bewohnern wurde der kleine Platz früher „Gänsdrackel-Markt“ genannt. Heute beginnt dort der Brettmühlenweg. So erreichte man in alter Zeit die Gaststätte „Jägerhaus“, genannt Brettmühle oder auch den Großen Teich, ein ebenfalls beliebtes Ausflugsziel, auf kürzestem Weg. Seine ursprüngliche Länge betrug nur etwa 2 km. Beide Steige waren auf der amtlichen Karte, (MTB, 1 : 25 000) als Fußweg eingetragen. Verständlicher Weise sind sie in neueren Karten (ab 1996) nicht mehr enthalten. Für die Leute aus Niederzwönitz waren die Ausflugsziele Brettmühle und Großer Teich allerdings besser über den „Brettmühlenweg“ zu erreichen. Er begann an der Randsiedlung und führte durchs Tal des Oberen Halsbaches (Förster-Bächel) zum dortigen Waldeingang. Der vordere Teil wurde früher als Wirtschaftsweg genutzt und später vorwiegend mit Linden bepflanzt. Dieser Steig wird heute noch benutzt.
Text: Norbert Krätzig