Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

mit 11 nachgewiesenen Corona-Erkrankten (Stand: 29. März 18.00 Uhr) und dem ersten Todesfall ist das Virus nun endgültig in Zwönitz angekommen. In meinen Augen ist dies kein Grund zur Panik, aber allemal ein erhobener Zeigefinger. Für statistische Prognosen ist die Fallzahl noch zu klein. Auf der einen Seite ist Zwönitz momentan die Kommune im Erzgebirgskreis mit der höchsten Fallzahl und auf die Einwohnerzahl bezogen (92 Erkrankte auf 100.000 Einwohner) ist unsere Quote momentan mehr als doppelt so hoch als jene des Freistaates Sachsen (40). Auf der anderen Seite ist die Zwönitzer Quote noch weit entfernt von jener des Landkreises Heinsberg in Nordrhein-Westfalen (485), welcher als einzige deutsche Region vom Robert-Koch-Institut als internationales Risikogebiet eingestuft wurde. Trauriger Spitzenreiter in Deutschland ist momentan der Landkreis Tirschenreuth mit einer Quote von 575. Ich verfolge ab und zu die sehr interessanten Online-Ausführungen von Professor Christian Drosten, einem internationalen Spitzenvirologen. Dieser ist der Meinung, dass die Fallzahlen der Erkrankten stark von jener Intensität abhängen, in der Patienten auf Corona getestet werden. Hier gibt es sicherlich zwischen Italien und Deutschland ähnlich große Unterschiede wie auch zwischen den einzelnen Kommunen. Zum Glück gibt es in Zwönitz Ärzte, welche Abstriche bei Verdachtspatienten machen. Vielerorts höre ich, dass dort kein einziger Arzt hierzu bereit ist. Somit ist die logische Konsequenz, dass die Quote der nachgewiesenen Corona-Erkrankungen in Zwönitz höher ist als in Orten, wo gar nicht getestet wird. Professor Drosten sieht daher die nachgewiesenen Todesfälle als statistisch wesentlich relevanter an. Wir sind also gezwungen abzuwarten, wie stark Corona wirklich in Zwönitz „zuschlägt“. Nichtsdestotrotz sind wir alle angehalten, die Hygieneempfehlungen und die Auflagen der jeweils gültigen Allgemeinverfügungen des Sozialministeriums einzuhalten. Dies fällt oftmals schwer, zumal auch ich den Sinn hinter manchen Regelungen nicht verstehe. In meinen Augen gibt es keinen sachlich plausiblen Grund, warum die Bundesländer nicht einheitlich gegen die Pandemie vorgehen. Bisher konnte zum Beispiel noch niemand erklären, warum Wochenmärkte in Sachsen so gefährlich sind, obwohl fast alle anderen Bundesländer die Wochenmärkte weiter zulassen. Genauso wenig begreife ich, wieso in Sachsen Baumärkte und Gartenbaumärkte schließen müssen, diese aber zum Beispiel in Thüringen geöffnet bleiben. Ich persönlich rechne damit, dass viele Beschränkungen noch weit über den 20. April hinaus verlängert werden. Und wenn die Bevölkerung sich zu einem wesentlichen Teil in der Wohnung und im eigenen Garten aufhalten muss, dann sollte man den Betroffenen aber auch die Möglichkeit geben, sich sinnvoll zu beschäftigen. Und hierzu braucht man eben Farbe und Pinsel zum Renovieren oder Pflanzen für den Garten. Die Staatsregierung sollte mit Augenmaß die regionalen Produzenten, Einzelhändler und Dienstleister schützen. Momentan profitieren von der Krise die großen Online-Konzerne, welche ihren Sitz vornehmlich in den USA haben und in Deutschland kaum Steuern zahlen, geschweige denn das Ehrenamt in den Kommunen unterstützen. Liebe Zwönitzer, wir alle können mit unserem Kaufverhalten dazu beitragen, dass es nach der Pandemie noch Hotels, Gaststätten, Einkaufsläden oder auch ein starkes Vereinsleben gibt. Und ich freue mich über die zahlreichen positiven Signale, welche aus der Bürgerschaft kommen, den Willen, sich gegenseitig zu helfen. Sei es mit Einkaufsgängen, dem Nähen von Schutzmasken oder vieles mehr. Auf unserer Internetseite haben wir einen Verweis zu einer Internetplattform, wo Bürger Hilfsangebote unterbreiten und Hilfsbedürftige Hilfsgesuche eintragen können. Machen Sie rege davon Gebrauch. Und wenn Sie Personen kennen, die Hilfe suchen und nicht in der Lage sind, ihr Gesuch ins Internet einzustellen, geben Sie dort Unterstützung. Die Pandemie wird hoffentlich dazu führen, dass die Menschlichkeit, die Nachbarschaftshilfe und vielleicht auch die Genügsamkeit wieder mehr Raum in unserem Leben finden. Die Schwibbögen im Rathaus und so manchem Fenster geben ein Zeichen der Zuversicht. Bleiben Sie gesund und helfen Sie weiter mit, die Zeit der drastischen Einschränkungen gut zu überstehen.

Wolfgang Triebert, Bürgermeister