Bruno Gebhardt um 1970
Quelle: Die Austel-Villa in Niederzwönitz, Beiträge zur Geschichte der Stadt Zwönitz und ihrer Dörfer- Heft Nr. 24

Die Ehrenbürgergruft der Stadt Zwönitz auf dem Friedhof der Trinitatiskirche wird saniert, aus diesem Anlass hatten wir versprochen die Zwönitzer Persönlichkeiten vorzustellen, welche in der Gruft ruhen. Heute erfahren Sie etwas aus dem Leben von Bruno Gebhardt.
Die Raritätensammlung „Bruno Gebhardt“ war einst die größte Privatsammlung des Erzgebirges. Die heute in den Räumen der Austel-Villa untergebrachte Sammlung zeugt vom Sammlerfleiß eines einfachen Handwerkers, der mit einer außergewöhnlichen Begabung gesegnet war. Im Heft 16 der Serie „Beiträge zur Geschichte der Stadt Zwönitz und Ihrer Dörfer“, mit dem Titel „Die Austel-Villa in Niederzwönitz“ findet sich ein ausführlicher Bericht über den Ehrenbürger Bruno Gebhardt, aus dem wir Ihnen heute einige Auszüge vorstellen. Sie können das 124 Seiten umfassende Heft in der Stadtinformation Zwönitz zum Preis von 9,90 € erwerben.
Bruno Gebhardt, von den Einheimischen nur „dr Brun“ genannt, wurde am 17.03.1894 im heutigen Zwönitzer Ortsteil Kühnhaide als Bauernsohn geboren. Er lebte im elterlichen Bauerngut, das durch seine Sammlerleidenschaft bald zu einer wahren Schatzkammer werden sollte. Obwohl die Eltern Brunos große Begabung früh erkannten, hatten sie nicht das Geld ihn auf ein Lehrerseminar zu schicken, was wohl seinen Fähigkeiten mehr entsprochen hätte als der Malerberuf, den er schließlich erlernte. Dennoch ließen ihn Wissbegierde und ein nahezu universelles Interesse an allen Dingen nicht los, und so begann Bruno schon vor dem ersten Weltkrieg, verschiedene Fachgebiete ganz gezielt zu sammeln. Er begann mit Briefmarken und Münzen, hinzu kamen Bücher, Zeitschriften, Kataloge, einfach alles was ihm Informationen zu seinen Sammelgebieten brachte, häufte er an. Seine Bibliothek soll mehr als 3.000 Bände umfasst haben. Genauso vermehrte sich die Zahl seiner Sammelgebiete: Volkskunst, Musikautomaten, Abzeichen, Tabakspfeifen, Uhren, Raumschmuck, Porzellan, Notgeld, Postkarten, alte Fotoapparate, Insekten, Jagdtrophäen, Fossilien, Mineralien, naturkundliche Präparate, Uniformen, Spieldosen, um nur einiges zu nennen. Bruno hatte an allem Interesse, eine Auflistung seiner Hinterlassenschaften ergab mehr als 60 von ihm gesammelte Fachgebiete! Die Frage wie ein einfacher Mann zu all diesen Dingen kommen konnte, beschäftigt viele der heutigen Besucher des Museums. Sie lässt sich heute relativ einfach beantworten: Bruno hatte den Weitblick, Dinge als ein Stück Heimatgeschichte, ein Stück Zeitgeschichte zu erkennen. Die Älteren wissen, dass noch weit in die 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts vieles, was heute äußerst wertvoll erscheint als Plunder, Müll und Gerümpel abgetan wurde. Bei solchen Entrümpelungsaktionen, die oftmals aus Gründen wie Brandschutz oder Luftschutz von staatlicher Seite angeordnet waren, war Bruno präsent. Manch herrliches Stück, das heute Höchstpreise bei Auktionen erzielen würde, kam so in seinen Besitz. Oft von seinen Mitmenschen belächelt, denn die Zahl derer, die sein Tun begriffen, war lange Zeit sehr klein. Zudem war sein Beruf fast ideal für die Befriedigung seiner Sammelleidenschaft. Kam er in ein Haus, wo man seine Dienste brauchte, schaute
er sich überall gründlich um. Dann war seine Frage: „Braucht ihr dos alte Ding noch?“ Fast immer war die Antwort: „Namm när dan Krampel miet, mir hanne ne sist naus!“ Manchmal wurde auch vereinbart, dass der „Brun“ einige Stunden umsonst für ein Stück, welches ihm in die Augen stach, arbeiten sollte, was er natürlich gerne tat. Nur Brunos Frau- er heiratete 1925 Meta Kempt- hatte sicher ihre Probleme damit, denn so manches Mal hatte er bei einem Auftrag nur wenig Geld verdient, dafür aber wieder einen Schatz gehoben.

Kurt Prager im Gespräch mit Heimatfreund Bruno Gebhardt. Quelle Bild und Text: Beiträge zur Geschichte der Stadt und Ihrer Dörfer Heft 16 Kurt Prager

Bruno kaufte natürlich auch diverse Stücke, denn afrikanische Tanzspeere oder Korallen aus der Südsee lagen kaum auf erzgebirgischen Dachböden. Dennoch gibt es viele derartige Exoten in seiner Sammlung. Sie stammen meist von Versteigerungen oder wurden von Versandläden in großen Küstenstädten gekauft. Obwohl viele Dinge damals noch für „einen Appel und ein Ei“ zu haben waren, gingen diese Einkäufe natürlich auch ins Geld, wenn man 60 Fachgebiete beackerte. Das Wenige, das er verdiente, ging ausschließlich für die Sammlung drauf.
Man muss dabei ausdrücklich betonen, dass Bruno über seine Sammelobjekte genauestens Bescheid wusste. Nichts war für ihn ärgerlicher als
1974 verlieh die Stadt Zwönitz Bruno Gebhardt die Ehrenbürgerwürde. Sein Name ist an den Ehrenbürgerstehlen im Austelpark zu lesen.

Dann schrieb er solange an Museen, Institute oder Sammler, bis er das betreffende Objekt genau einordnen konnte.
Dabei prahlte Bruno nie mit seinem Wissen. Man sah dem bescheidenen Mann in der Malerkluft von undefinierbarer Farbe und seinem steinalten Fahrrad nicht an, welch gewaltige Intelligenz in ihm steckte. Er konnte es auf vielen Fachgebieten mit „Studierenden“ aufnehmen. Ständig war Bruno mit dem Fotoapparat unterwegs, wir besitzen aus seinem Nachlass tausende Glasplatten-Negative, beginnend aus der Zeit nach dem 1. Weltkrieg. Was dies für die Geschichtsschreibung des Ortes bedeutet, braucht wohl nicht besonders erwähnt zu werden.
Leider hatte Bruno keine Kinder, deshalb stand die Frage, wer die Sammlung erben und vor allem weiterführen sollte, lange im Raum. Seinen Verwandten wollte er die Sammlung nicht vererben, denn einige von ihnen hatten sich ziemlich abfällig über seine Sammelleidenschaft geäußert. Bevor eine Entscheidung des Kulturbundes über eine eventuelle Übernahme der Sammlung fiel, verließen Bruno seine Kräfte. Am 23.10.1975 starb der nunmehrige Ehrenbürger der Stadt Zwönitz, der schließlich die Sammlung der Stadt vermachte. Seit dem 01.05.1993 ist Brunos Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich, so wie er es sich immer gewünscht hat, haben seine Objekte in der Raritätensammlung “Bruno Gebhardt” einen würdigen Platz in der Neorenaissance-Villa Austelvilla gefunden. Reich verzierter Stuck, Deckenmalereien und Intarsien Fußböden bilden einen eindrucksvollen Rahmen für die Exponate und geben ihnen ein ganz besonderes Flair.
Wer nun Lust hat sich Brunos Sammlung anzuschauen, er würde sich freuen. Das Museum empfängt nach der Sommerpause, ab Oktober
wieder jeden Samstag von 13 – 17 Uhr oder nach Vereinbarung seine Gäste.
Anfragen oder Anmeldung: Raritätensammlung “Bruno Gebhardt” Rathausstraße 14 • 08297 Zwönitz • Telefon: 037754 2323 , bruno@zwoenitz.de
Eintrittspreise: Erwachsene: 3,00 € / Kinder (6-16 Jahre): 1,50 € / Familienkarte: 7,00 € / Gruppe ab 10 Personen – Erwachsene: 2,00 € / Kinder: 1,00 €