Dr. Raina Hübschmann praktiziert zusammen mit ihrem Vater Dr. Joachim Hübschmann auf der Bahnhofstraße in Zwönitz  UND in ihrer „virtuellen“ Praxis.

Die Gesundheit ist für die meisten Menschen, nicht nur aktuell in Zeiten der Corona-Pandemie, das höchste Gut. Der Weg zum Arzt wird aber gerade bei älteren Menschen häufig zum Kraftakt. Und auch junge Menschen haben, verursacht durch den Stress im Alltag  Beruf und Familie zu vereinbaren, sehr oft eine höhere Hemmschwelle für einen Arztbesuch. Häufig bleiben so Krankheiten unbehandelt. Dass sich das Team der Praxis für Allgemein- und Arbeitsmedizin von Dres. Raina und Joachim Hübschmann trotz der hohen Belastung als einzige Corona-Schwerpunktpraxis im Erzgebirgskreis Gedanken über die Erreichbarkeit ihrer Patienten macht, ist dabei nicht selbstverständlich.

In der Praxis ist das Arbeitspensum aktuell sehr hoch, da neben den Corona-Patienten natürlich auch noch das „normale“ Tagegeschäft weiter laufen muss. Frau Dr. Hübschmann beschreibt die Stimmung in der Bevölkerung dabei als verunsichert. „Es herrscht ein hoher Aufklärungs- und Beratungsbedarf was das Thema Corona angeht.“, erklärt sie uns bei einem Besuch in ihrer Praxis. Die Praxis ist für die anstehenden Aufgaben allerdings bestens ausgerüstet. So gibt es im Nachbargebäude einen separaten Testraum unter ständiger ärztlicher Betreuung. Das Personal kommt allerdings stellenweise an seine Grenzen, denn auch wenn bisher keine Mitarbeiter der Praxis selbst erkrankt sind, besteht jeden Tag ein entsprechend hohes Infektionsrisiko. „Während der ersten Corona-Welle entstand dann die Idee der digitalen Sprechstunde als ein Angebot für unsere Patienten, eine umfangreiche Behandlung auch trotz der bestehenden Kontaktbeschränkungen anbieten zu können.“ erzählt Dr. Hübschmann weiter. Anfangs wurde das Angebot allerdings eher selten genutzt, mittlerweile hat sich das Modell aber sehr gut etabliert und gehört zum festen Alltag in der Praxis auf der Bahnhofstraße in Zwönitz. So sind zwischen den einzelnen persönlichen Terminen vor Ort immer wieder Onlinebesprechungen mit Patienten eingeschoben. Das System ist dabei denkbar einfach. Man wählt sich als Patient in eine Art virtuelles Wartezimmer ein, die Zugangsdaten erhält man direkt vom Arzt. Aus diesem wird man dann ganz normal in den Online-Chat geholt und kommuniziert über Mikrofon und Kamera des eigenen Gerätes mit dem Arzt. Dabei kann der PC, das Tablet oder Smartphone genutzt werden. Die Einwahl ist dabei so einfach gestaltet, dass sie für jedermann leicht zu bewältigen ist. Gerade ältere Menschen nutzen dabei immer mehr digitale Möglichkeiten, welche es mittlerweile auf dem Markt gibt. „Teilweise kommen die Senioren schon mit ihren Smartphones zu mir in die Praxis und zeigen mir die wichtigsten Gesundheitsdaten wie Blutdruck, Medikamentenpläne etc. direkt auf dem Gerät, z. B. über eine App.“, sagt Dr. Hübschmann. Berührungsängste mit der modernen Technik erlebt sie dabei immer weniger. Das Nutzerspektrum bewegt sich zwischen Jung und Alt und deckt einen Großteil der Bevölkerung ab.  

Von der technischen Seite ist die Umsetzung eines solchen Systems in einer Arztpraxis denkbar einfach. Lediglich einen Laptop oder einen anderes Gerät mit Webcam und Mikrofon wird benötigt. Dazu eine (wichtig: zertifizierte) Software für den Kontakt zum Patienten, und schon kann es losgehen. Auch die Abrechnung ist im Nachhinein kein Problem. So kann sich Raina Hübschmann vorstellen, dass noch mehr Praxen dieses Angebot zukünftig anbieten. „Die Praxis meines Vaters war schon immer sehr modern aufgestellt und auch unsere Mitarbeiter stehen voll hinter der Technik, das macht vieles leichter.“ Das Angebot der Onlinesprechstunde ist nicht nur für Bestandspatienten nutzbar, auch neue können sich online vorstellen. Ein Großteil der Nutzer kommt derzeit noch aus Zwönitz und der näheren Umgebung. Für Dr. Hübschmann hat die neue Technik dabei noch einen weiteren, entscheidenden Vorteil: sie ist wesentlich persönlicher als ein Telefonat. Der geschulte Blick eines Mediziners sieht außerdem häufig direkt, was einem Patienten fehlen könnte, diese Ebene fehlt beim Telefonat natürlich gänzlich.  

Und auch zukünftig soll sich die Technik noch weiter entwickeln und dem Patienten einen noch größeren Beratungsumfang ermöglichen. Beispielsweise über die direkte Zuschaltung eines Spezialisten oder die Einführung von digitalen Sprechstunden in Pflegeheimen. Und auch die medizinischen Geräte werden immer „digitaler“. Die Praxis nutzt beispielsweise ein digitales Stethoskop, welches die Messergebnisse direkt an den Rechner des Arztes überträgt und so beispielsweis auch von einer Schwester vor Ort bedient werden kann und der Arzt direkt online von überall Zugriff auf diese Werte bekommt. Auch ein digitales EKG kommt beim Hausbesuch am Patienten zum Einsatz. Das EKG in sehr guter Qualität gelangt dann direkt über einen sicheren Messenger-Dienst direkt zum Arzt, der es zeitgleich beurteilen kann. Insgesamt nicht unerhebliche Investitionen für die Ärzte, die aber perfekt in das neue digitale Behandlungsmodell passen. Und so freut sich auch das Smart City Team über so viel Innovation in unserer Stadt, denn auch wir wollen in Zukunft das Gesundheitswesen in Zwönitz unterstützen, einen (oder mehrere) Schritte in die digitale Welt zu gehen. Und das gelingt natürlich am besten mit einem Paradebeispiel wie der Praxis Dres. Raina und Joachim Hübschmann,  oder Dr. Grzelkowski in der ehemaligen Schuhfabrik, direkt in unserer Stadt.