Werner Störzel – 20 Jahre als Nachtwächter im Dienste der Stadt
Werner Störzel ist die erste Anlaufstelle, wenn es um organisatorische Angelegenheiten rund um das Nachtwächteramt geht. Er pflegt besonders intensiv die Kontakte in die Nachtwächterzunft und ist gern gesehener Gast bei den Amtskollegen in ganz Deutschland, sogar über Deutschland hinaus.
Zur Lichtmess am 02.02.2002 wurde er offiziell als Nachtwächter von der Stadt Zwönitz durch Altbürgermeister Uwe Schneider (Bild) berufen und hat seitdem als traditionelle „Figur“ erheblich, gemeinsam mit seinen Amtskollegen im Ort, an einem positiven Image unserer schönen Bergstadt mitgewirkt. Das Jubiläum wollen wir zum Anlass nehmen, um die „Nachtwächterei“ rund um Werner Störzel noch einmal unter die Lupe zu nehmen.
Wer oder Was hat dir damals vor 20 Jahren den Anstoß gegeben, Nachtwächter zu werden?
Werner: Nach meinen vielen Jahren als Kulturverantwortliche der Stadt ist natürlich auch später die Liebe zur Kultur nicht verloren gegangen. Es war schon immer mein Anliegen, die Stadt zu unterstützen und sie zu repräsentieren. Da kam mir die 450-Jahrfeier zum Marktrecht gelegen, bei der ich neben vielen anderen als verkleidete Person im Umzug mitlaufen durfte. Das war der letzte Punkt zu sagen, wenn sich die Gelegenheit ergeben sollte und ich eine Tätigkeit im Ort aufnehmen könnte, dann wäre ich auch gerne bereit, die Stadt im kulturell-touristischen Bereich zu unterstützen. Glück gehabt! Es wurde ein neuer Redakteur für das Zwönitzer Amtsblatt gesucht, ich habe mich daraufhin beworben und natürlich war die Sache verknüpft und auch ein bisschen das Verlangen des Bürgermeisters Uwe Schneiders, dass ich den Nachtwächter geben sollte. Mit einem Schlag zwei Jobs. Und das in meiner Heimatstadt. Was willst du mehr?
Wie sehr hat dich dieses Amt geprägt?
Das zu beurteilen ist schwer. Ich bin in die Rolle über die Jahre hineingewachsen und natürlich mit den vielen Auftritten und Veranstaltungen ist man diesem Amt immer mehr verwachsen.
Wie viele Nachtwächter hat Zwönitz bisher gehabt?
Wir reden mal nicht vom Mittelalter, sondern nur von der Neuzeit. Beginnend mit dem Jahr 1997 als die ersten zwei Zwönitzer Nachtwächter vereidigt wurden. Wolfgang Günther und Eberhard Helbig wurden von Uwe Schneider vereidigt und begannen wieder die Nachtwächterarbeit in Zwönitz. Selbstverständlich mit ganz anderen Aufgaben als im Mittelalter. Da war im Vordergrund die Kultur und da waren die Gaststätten. Also das, was der Nachtwächter im Mittelalter gemacht hat, das war historisch wichtig, man hat auch daran erinnert, aber es gab natürlich neue Aufgaben für die neuzeitlichen Nachtwächter in historischer Kleidung.
Nach den beiden ersten Nachtwächtern kamen Klaus Dittmann und meine Wenigkeit 2002 dazu und drei Jahre später, Manfred Schnabel und Manfred Draheim. Nachdem Verlust von Wolfgang und Eberhard, haben wir es mit einem „Lehrling“ versucht. Das war der Matthias Franke, der am Anfang ganz gut mit dem Amt zurechtgekommen ist, aber mit den Jahren hat sich heraus kristallisiert, dass er wohl lieber ein anderes Amt begleiten sollte.
Warum sind die Zwönitzer Nachtwächter mit einem blauen Gewand unterwegs, während fast alle anderen einen schwarzen Umhang tragen?
Da es leider keinerlei Überlieferungen der mitteralterlichen Kleidung gab, war man gezwungen, sich etwas auszudenken. Und wiederum Uwe Schneider hat gesagt: „Die Stadtfarben sind blau/ gold (gelb). Da wollen wir den Mäntel und die Mützen auch in diesen Farben halten.“ Dadurch hat man sich natürlich etwas abgehoben. Man hat sich etwas angelehnt an die Zeit 1890/ 1900 in Richtung wild-verwegenen Jagd. Da gehören in diese Richtung gehend eine Schirmmütze dazu, ein Horn, die Hellebarde und natürlich die Laterne.
Wie alt ist denn das Horn, auf dem du zur Nacht bläst?
Leider gab es natürlich so alte Hörner nicht mehr. Man musste neue besorgen.
Gibt es ein Erlebnis, wo du sagen würdest, „Das werde ich nie vergessen“?
Das wohl prägendste und nachhaltigste Erlebnis für mich war meine Vereidigung am 2.2.2002, damals sogar im Beisein des damaligen Zunftmeisters der Europäischen Nachtwächter-und Türmerzunft. Das war schon etwas, das hat mich sehr berührt. Da waren 3000 Menschen auf dem Markt, das ZDF hat alles übertragen und du bist mittendrin als blutjunger Nachtwächter. Das war schon eines der prägendsten Momente, die es gab.
Du präsentierst nun auch schon einige Zeit unsere schöne Bergstadt als Nachtwächter zu Stadtführungen. Welche Stadtführung ist dir besonderes in Erinnerung geblieben und warum?
Über die vielen Jahren und die Unmenge an Gästen ist es schwer, eines besonders herauszupicken. Jede Stadtführung hat irgendwo etwas Besonderes und man trifft immer interessante Menschen aus allen Ecken Deutschlands und darüber hinaus.
Wird es in Zwönitz wieder einmal ein Europäisches Nachtwächtertreffen geben?
Wir haben vor vier Jahren einen Antrag gestellt bei der Europäischen Nachtwächter-und Türmerzunft für das Jahr 2023. Das wurde uns positiv beschieden. Über Christi Himmelfahrt würde diese Veranstaltung stattfinden, mit der Hoffnung, es möge uns auch erlaubt sein.
Welche Voraussetzungen braucht man als Nachtwächter?
Man sollte im Ort wohnen und leben. Damit verbinden sich viele Kontakte und Wissen über Personen, Ereignisse, die Geschichte der Stadt und vieles mehr. Natürlich muss der Nachtwächter ein redseliger Mensch sein, er muss kontaktfreudig sein, korrekt auftreten, ordentlich angezogen sein und sollte nicht mit großem Prunk daher kommen. Es gehört eine gewisse Freundlichkeit dazu und natürlich auch ein bisschen Menschenkenntnis.
Wo kann man sich bewerben, wenn man Nachtwächter werden möchte?
Bewerben in der Stadt Zwönitz kann man sich nur beim Bürgermeister. Er ist der Amtsherr und ist die Person, die darüber entscheidet, ob jemand in die Rolle des Zwönitzer Nachtwächters schlüpfen darf oder nicht.
Welche Rolle spielen die Zwönitzer Gastronomen?
Hier muss ich kurz ausholen. Als man nach der Wende versucht hat, eine Figur zu finden, die die Stadt repräsentiert, die das Gastgewerbe, die Kultur und den Tourismus unterstützt, da hat man überlegt, wie man das alles miteinander verknüpfen kann. Die Figur, die geschaffen werden sollte, sollte die Stadt bei u.a. Messen vertreten, aber auch die Aufgaben etwas des Mittelalters repräsentieren, wie zum Beispiel den Kontrollgang durch die Stadt. Dabei sollten auch die Gaststätten eingebunden werden. Und so kam man auf die Idee, die Rundgänge so zu gestalten, dass auch dabei die Gaststätten besucht werden. Und so wurden die Gaststätten auch die Träger dieser Figur. Am Anfang war das alles toll und neu, doch über die Jahre haben wir auch den einen oder anderen verloren. Aber einige sind treu geblieben.
Sehr geehrte Damen und Herren,
mein Name ist Lore Loock vom “extraradiO” und möchte gerne, wenn es geht, den Kontakt zu Herrn Störzel wieder aufnehmen.
Als 2012 hier in Heiligenhaus das “Zwönitzer Eck”, nach der Renovierung des schönen Platzes, wieder eingeweiht wurde, konnte ich für das extraradiO” (Bürgerfunk) einen Beitrag machen.Sendetermin war Mai 2012. Damals hatte ich auch mit Herrn Störzel Kontakt.
Er hatte mir, nachdem ich ihm eine CD mit unserem Beitrag geschickt hatte, eine Ausgabe einer (Museumszeitung ?) in dem er über die Einweihung schrieb, zukommen lassen. Er hatte sogar mein Gedicht dabei verwendet, welches ichvor Ort vorgelesen hatte.
Zur Zeit schreibe ich für die älteste Seniorenzeitung im Kreis Mettmann “Wir Älteren” einen Artikel zum Thema “Geschichten vom Leben, vom Zeitgeist und Gefühlen”. Was liegt da näher, als meine Erlebnisse und schöne Erinnerungen, aus mehr als 50 Jahren, an diesen Platz aufzuschreiben.
Ich hoffe, dass es Herrn Stölzel noch gut geht
und verbleibe mit lyrischen Grüßen
Lore Loock aus Heiligenhaus