Liebe Leserschaft, immer wieder ist im Zusammenhang mit dem Einbau der neuen Niederzwönitzer Kirchglocken der Name Friedemann Müller, nicht nur in Form von Berichterstattungen und Dokumentationen, aufgetaucht. Wer ist denn das, hat sich so mancher gefragt, denn Fakt ist: ein „Hiesiger“ ist er nicht. Wir haben recherchiert und herausgefunden, dass Friedemann Müller und seine Frau Anette 2021 nach Zwönitz gezogen sind. Aus unserer Sicht, gibt es nun zwei „neue spannende Neuzwönitzer“ mehr, die wir gerne vorstellen möchten.

Wir freuen uns, dass Sie mit Ihrer Frau nach Zwönitz gezogen sind. Warum Zwönitz?

Da wir zuletzt in Beierfeld gewohnt haben, wollten wir im Ruhestand gerne im Erzgebirge bleiben. Erzgebirgische Traditionen, auch mal Schnee, die Bindung zur Kirchgemeinde waren dafür Gründe. Zwönitz hatten wir in den Blick genommen, weil es eine kulturreiche Stadt ist, weil sie trotz relativer Höhenlage flach angelegt ist, weil es Wald und Wanderwege gibt, weil es alle Versorgung für Rentner gibt, weil es eine Bahnanbindung und Busverkehr nach Chemnitz gibt… Und wir kannten schon ein paar vertraute Menschen. Dass wir in Niederzwönitz gelandet sind, lag dann an den begrenzten Möglichkeiten, eine Bleibe zu finden. Für mich schloss sich am Ende ein Kreis, da ich in der 8.Klasse zu einer Kur im „Bergmeistergut“ war und wir nun um die Ecke wohnen.

Sie haben die Anschaffung der neuen Glocken in der Niederzwönitzer Kirche medial begleitet. Daher kennen Sie viele Menschen. Man spürt, dass Ihnen das eine Herzensangelegenheit war. Weshalb?

Als wir 2021 nach Niederzwönitz kamen, war uns der Kontakt zur Kirchgemeinde gleich wichtig und selbstverständlich. Zu unserem Glück haben wir durch Chor und Posaunenchor Menschen gefunden, mit denen wir gerne zusammen sind. Außerdem haben wir auf unseren Spaziergängen Menschen am Gartenzaun angesprochen oder so getroffen, um ins Gespräch zu kommen, zu signalisieren: Wir wollen gerne etwas von euch erfahren und mit euch leben! Ziemlich am Anfang unseres Hierseins wollte ich im Pfarramt mal schauen, wer da so sitzt. Dabei traf ich im Hof Armin Günther, der 2008 in Beierfeld den neuen Glockenstuhl mit gebaut hat. Das war ein herzliches und freudiges Wiedersehen. Im Laufe der Zeit erfuhr ich dann, dass es in Niederzwönitz auch neue Glocken geben soll, aber niemand so richtig zum Start geblasen hat. Die 5 Glocken im Turm der St. Johannis- Kirche haben mich begeistert, da ich schon seit meiner Kindheit eine besondere Liebe zu diesen himmlischen Instrumenten habe. Im Laufe des Herbstes war dann für mich klar, dass wir das Glockenprojekt anschieben. Es bildete sich dazu eine kleine Glockengruppe im Ortsausschuss. Am 2. Advent starteten wir mit einer Spendenaktion mit Tonglocken von Frau Tesche, die wie eine Sparbüchse gefüllt werden sollten. Es wurde ein großer Erfolg. Danke allen, die da und anderweitig gespendet haben und noch immer spenden! Im Januar 2022 fand die entscheidende Sitzung des Kirchenvorstandes statt, bei der der Kirchenvorstand grünes Licht zum vorgestellten Projekt gegeben hat. Seitdem ging es mit Volldampf an die Sache heran. Finanzierungspläne, Bauanträge wurden geschrieben, Kontakte hergestellt… Das Landeskirchenamt unterstützte unseren Enthusiasmus. Die Glockengießer in Innsbruck bestaunten unsere Schnelligkeit, ließen sich aus Mitfreude auf unsere Zeitvorstellungen zum Glockenguss ein, sodass am 21.Juli die neuen Glocken gegossen werden konnten und das anvisierte Ziel Glockenweihe am 11.9.2022 kein Hirngespinst blieb. Die Stadt unterstützte großzügig das Projekt und das Glockenfest! Danke! Dass wir dann doch bis Ostern 2023 mit dem ersten Läuten warten mussten lag daran, dass das in die Mauern des Turmes eingelassene Balkenwerk so morsch war, dass es durch Stahlbeton ersetzt werden musste. Das dauerte, hat aber am Ende große Stabilität gebracht. Dank der treuen Rentnerbrigade und anderer Helferinnen und Helfer aus der Kirchgemeinde wurden hunderte Stunden freiwilliger Arbeit geleistet. Großartig! Danke! Ostern 2023 war nach dem letzten Läuten zu Ostern 2022 der passende Tag, um unsere neuen Glocken in den Dienst der Gemeinde zu stellen! Und viele Menschen und das Wetter freuten sich mit uns!

Wie sahen Ihre bisherigen Lebensstationen aus?

Geboren bin ich in Karsdorf an der Unstrut. Meine Kindheit und Jugendjahre habe ich aber zum größten Teil in der Lutherstadt Eisleben verbracht. Dort begann ich nach der Schulzeit eine Lehre als Möbeltischler, arbeitete in einer Möbelfabrik und wollte dann Ingenieur für Holztechnik werden. Das wurde mir am Ende aus politischen Gründen verwehrt. Während der Armeezeit erlebte ich den Ruf Gottes, Pfarrer zu werden. Und so waren die Absagen der Ingenieurschule für mich kein Problem, sondern ich konnte locker sagen: Ihr gedachtet es böse zu machen, Gott hat es gut gemacht. Nach dem Studium im Paulinum in Berlin war ich Vikar in der Nähe von Artern. In dieser Zeit lernte ich meine Frau Anette kennen, die auch in einem Chorprojekt sang und aus Sangerhausen stammt. Unsere erste Pfarrstelle war ab 1985 in einigen Dörfern bei Halle. 1993 wurde ich in die Pfarrstelle Reinsdorf bei Zwickau gewählt. 2005 ging es nach Beierfeld Das Motto der Benediktiner war und ist auch meins: „Bete und arbeite“. Meine Frau hat in all den Jahren des Dienstes in den Gemeinden als „mitarbeitende Ehefrau“ gewirkt. Sie hat mich unterstützt und alles mitgetragen, was in den Gemeinden passierte. Sie hat sich „nebenbei“ um Haus, Hof, die Gärten und die große Familie gekümmert, was ein Segen war. Nun sind wir seit 2021 im Ruhestand in Niederzwönitz.

Wie gefällt Ihnen Zwönitz?

Wie bereits am Anfang gesagt, ist Zwönitz eine sehr lebenswerte Stadt. Wir fühlen uns wohl. Was uns am Herzen liegt ist dies, dass Niederzwönitz bei allen verschiedenen Angeboten in der Stadt nicht vergessen wird! Deswegen war mein Ansinnen auch, dass das große Fest zur Glockenweihe nicht auf dem Acker stattfindet, sondern auf der Hauptstraße! Wir wünschen uns sehr, dass Menschen wieder zusammen rücken, die Kirchgemeinde als Heimat und Hoffnungsquelle erleben, Ideen für das Gemeinwohl entwickeln und umsetzen. Die „11-er-Glocke“ in der Turmspitze und die anderen herrlichen Glocken der Kirche sollten neben Kirche und „Bergmeistergut“ nicht das einzig Besondere an Niederzwönitz bleiben. Wir arbeiten dran.

Anette und Friedemann Müller